Musikalische Liebeserklärung an Kerpen
Kerpen · Einzigartig in der Vulkaneifel, der Region und im Land: Kerpen wetteifert mit 24 Dörfern aus ganz Deutschland um den Titel des schönsten Dorfs der Republik. Die Kerpener bereiten sich eifrig auf den Besuch der Bewertungskommission vor, die den Ort am 15. Juni akribisch unter die Lupe nimmt.
"S'ist unser Kerpner Dorf, das wir so lieben - und wer's gesehen hat, der ist geblieben." Diese Zeilen gehören zum Kerpener Heimatlied (siehe Extra), das Bürger des Eifeldorfs am Samstag, 15. Juni, mitten im Ort anstimmen wollen. Eine musikalische Liebeserklärung an ihr Dorf, mit dem die Menschen zeigen wollen, wie sehr sie hinter ihrem Kerpen stehen.
Denn am Samstag besucht die Bundeskommission den Eifelort. Experten und Fachleute aus dem ganzen Land nehmen das Dorf dann unter die Lupe - und beurteilten, ob es das schönste Deutschlands ist.
Den Landeswettbewerb bei "Unser Dorf hat Zukunft" hat Kerpen bereits gewonnen. Ebenso den Sonderpreis für die beste Dorfinnenentwicklung. In der Vulkaneifel nahmen acht weitere Dörfer in verschiedenen Kategorien teil, in der Region Trier waren es insgesamt 33. Landesweit wurden so 263 Dörfer bewertet.
Und jetzt wetteifert der 400-Einwohner-Ort nördlich von Hillesheim mit 24 anderen Dörfern in Deutschland um den Bundestitel.
"Um 10.30 Uhr trifft die Kommission am Gemeindehaus ein", erklärt Ortsbürgermeister Rudolf Raetz. Es wird eine kleine Begrüßung geben, und dann machen sich alle auf zu einem Rundgang durch den Ort. "Ich denke, dass wir einiges vorzuweisen haben", sagt Raetz. Auch die Bürger seien bei allem dabei. "Schließlich ist es auch ein Kriterium, wie sich die Leute im Dorf fühlen." Gemeinsam werden die Kerpener der Bundeskommission die markanten Stellen in ihrem Dorf zeigen: lokale Betriebe, historische Häuser, Gastronomie.
"Besonders stark sind wir in der Kategorie Baugestaltung", sagt Raetz. "Wir haben einen gut erhaltenen historischen Ortskern und schon vor 30 Jahren klare Leitlinien zum Schutz des Dorfbildes erlassen." Jeder, der im Dorf baue oder umbaue, müsse sich diesen Regeln unterwerfen. So sind beispielsweise nur Dachschindeln mit bestimmten Farbtönen erlaubt. "Das Homogene im Ort, den Erhalt der Eifler Bausubstanz, steht für uns ganz oben", erklärt der 66-Jährige stolz.
Den Zusammenhalt im Dorf wollen auch die ansässigen Vereine unter Beweis stellen. Die stellen sich im Gemeindehaus und am Sportzentrum vor: Seniorengemeinschaft, Frauenverein, Tennisklub - und natürlich die Chorgemeinschaft. "Wir haben vor, unsere ‚kleine Nachtmusik' von Mozart und ‚Plaisir d'Amour' anzustimmen. Als dreistimmigen Chorsatz", sagt Chorleiterin Martina Nickel. Gemeinsam mit 24 Mitstreitern - auch Menschen aus den Nachbardörfern - will sie bei der Bundeskommission einen bleibenden Eindruck hinterlassen. "Wenn man mitmacht, hat man auch den Ehrgeiz zu gewinnen", sagt die 68-Jährige.
Bereits 1993 hat Kerpen den Bundestitel eingeheimst. "Vor allem hat das die Dorfgemeinschaft entscheidend gefördert", sagt Ortschef Raetz. Seine Mitbürger hätten heute einen sehr hohen Wissensstand, was die Dorferneuerung betreffe. "Sie identifizieren sich sehr mit Kerpen. Und es ist ihnen wichtig, dass der Ort so bleibt, wie er ist."Extra
Die Bewertungskommission besteht aus 15 Fachleuten - Architekten, Landesplaner und Kommunalpolitiker aus ganz Deutschland. Die Experten bewerten das Dorf anhand sechs verschiedener Kategorien: 1. Vorstellung des Dorfs, 2. Entwicklungskonzepte und wirtschaftliche Initiativen. 3. Soziale und kulturelle Aktivitäten, 4. Baugestaltung und -entwicklung, 5. Grüngestaltung und -entwicklung im Ort, 6. Das Dorf in der Landschaft. senExtra
Refrain: S'ist unser Kerpner Dorf, das wir so lieben / Und wer's gesehn hat, der ist geblieben. / Wer diese Luft einmal geatmet hat / will nie mehr fort von diesem Ort. Es liegt eine Perle tief im Eifelland, / als schönste der Dörfer wird sie hier genannt. / Wer einmal ihre Schönheit gesehen, / der wird unser fröhliches Lied gleich verstehen. (Refrain) Voll stolz grüßt die Burg hoch vom Felsen herab, / einst glückliche Heimat dem Künstler sie gab. / Umringt von den Häusern, mit Blumen bedacht, / hat er unser Kerpen berühmt gemacht. (Refrain) Und kommt auch der Winter mit eisiger Hand, / dann fahren wir mit Schlitten ins glitzernde Land, / dann hört man im brausenden Winterwind / ein Singen und Klingen wie's nirgends man find.
