Musik Musikunterricht trotzt Corona

Daun · Lernen in Zeiten der Pandemie geht online. Das ist auch bei der Musikschule des Landkreises Vulkaneifel nicht anders.

 Michael Frangen zeigt: Auch während der Pandemie kann man weiter Instrumente lernen – wenn auch besser nicht mehrere zugleich.

Michael Frangen zeigt: Auch während der Pandemie kann man weiter Instrumente lernen – wenn auch besser nicht mehrere zugleich.

Foto: TV/Regine Brühl

Für Kinder und Jugendliche ist die erzwungene schulfreie Zeit nicht ausschließlich schön: Langeweile stellt sich ein. Und wer ein Hobby wie etwa das Musizieren hat, der vermisst den Unterricht erst recht. Bereits Mitte März war Michael Frangen, dem Leiter der Musikschule des Landkreises Vulkaneifel, angesichts der von der Landesregierung verkündeten Schließung von Schulen und Kitas klar, dass auch der Musikunterricht betroffen ist.

„Zwar wurde hierzu nichts ausdrücklich gesagt, auch der Verband deutscher Musikschulen (VdM) konnte zu dem Zeitpunkt keine verbindlichen Infos mit Verhaltensregeln geben. Aber nach Rücksprache mit dem Landrat war schnell klar, dass es keinen Musikunterricht von Angesicht zu Angesicht von oder mit gefährdeten Menschen geben kann.“

Der Ausweg: Die Dozentinnen und Dozenten lehren online und sind in virtuellem Kontakt mit ihren Schülerinnen und Schülern. Nicht bei allen stieß das auf sofortige Begeisterung: „Wir Musiker sind nun mal Perfektionisten, da ist es schwierig, von seinen Idealen abzuweichen. Manche sahen Probleme mit der Technik.“ Doch ab dem 18. März war endgültig klar: Anders als per Video ist Musikunterricht derzeit nicht machbar. Die Eltern der Schüler wurden angeschrieben, um die Situation zu erklären und um Verständnis zu bitten.

Mittlerweile bietet das Gros der Musiklehrerinnen und -lehrer online-Unterricht an, auch fast alle Einzelschüler machen mit. „Es läuft wie die Produktion eines Videoclips mit Webcam und Kopfhörer“, erläutert Frangen, „manche Lehrer haben für diese Art des Lehrens technisch aufgerüstet.“ Und was die Perfektion angeht, so hänge vieles natürlich an den Breitbandkapazitäten vor Ort, an der Geschwindigkeit von Upload und Download. Kleine Verzerrungen in der Tonqualität seien also möglich.

„Derzeit üben wir mit den Schülern vor allem die elementaren Stücke. Sie sagen uns, was sie gern vertiefen möchten. Wir spielen die entsprechenden Dinge vor und nehmen sie auf. Das ist dann nachspielbar und auch gut in einzelne Phrasen aufteilbar, so dass das Üben durchaus sehr intensiv sein kann.“ Es bleibe – wie auch von Angesicht zu Angesicht – ein Dialog zwischen Lehrenden und Lernenden. „Sogar ein Quintett konnten wir zusammensetzen, aufgenommen an fünf verschiedenen Orten.“

Frangen und sein Dozententeam machen die Erfahrung, dass bei dieser Art des Unterrichtens das Ohr ganz anders geschult und gefordert wird. „Die visuellen Anteile verlieren an Bedeutung, wir spüren, wie wichtig unser Hören und Zuhören ist.“ Er ist überzeugt, dass Musizieren gerade in der jetzigen Pandemie-Zeit wichtig ist, um den Kindern bei der Verarbeitung des Erlebten zu helfen und gegen Langeweile anzugehen.

„Sie erleben sich und uns als eine Art Solidargemeinschaft, wir sind für sie da. Es geht nicht nur um die Musikstücke, sondern um Motivation, um Nähe und um Impulse, die wir geben können.“ Ein Ziel der Musikschule steht jetzt schon fest: ein großes freudiges Festkonzert, sobald die Pandemie zu Ende ist. „Als Perspektive ist das allen wichtig – den Dozentinnen und Dozenten ebenso wie den Schülern.“

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