Musik Musizieren gegen die Einsamkeit
Gillenfeld · Immer wieder sonntags spielt der Gillenfelder Musikverein für die Menschen der Gemeinde. Auch einzelne Musiker setzen in diesen Zeiten kreative Konzertideen um.
(lyv) In Zeiten von Corona ist alles anders. Statt gemeinsam zu musizieren, muss das zurzeit jeder für sich alleine und zuhause tun. Italien hat es vorgemacht, und die Idee, ein Balkonkonzert zu veranstalten, ist schnell nach Deutschland übergeschwappt.
Denn Corona macht nicht nur Menschen krank, das Virus verbindet auch. „Der niedersächsische Musikverband hatte einen Aufruf über Facebook gestartet, und wir haben uns sofort daran beteiligt“, sagt Monika Oberdieck, Vorsitzende des Musikvereins (MV) Gillenfeld.
Der Wunsch der Musiker aus Niedersachsen war es, dass Mitglieder der Musikvereine aus ganz Deutschland am Sonntag, 22. März, erstmals von den heimischen Balkonen Beethovens „Ode an die Freude“ spielen sollten. Das ließ sich der MV Gillenfeld nicht zweimal sagen. „Ein großer Teil unseres Vereins machte mit“, wie Oberdieck sagt. Und unter dem Motto „Musizieren gegen die Einsamkeit“ war es für die Gillenfelder nicht das erste und letzte Mal.
Seither erklingen quer durch die Pulvermaargemeinde jeden Sonntag Stücke von mindestens 30 Musikern. „Wir wollen das auch so lange weiterführen, bis wir wieder proben dürfen“, sagt die Vorsitzende, „so bleiben auch unsere Kontakte bestehen, und der Zusammenhalt wird gestärkt.“
Gleichzeitig sei der Anreiz da, weiter zu musizieren. Die Noten zu den jeweiligen Musikstücken versendet Oberdieck per Mail, damit alle das Gleiche spielen, und zwar nach dem letzten Schlag der Kirchturmuhr, Punkt 18 Uhr. Zuletzt ertönte das altbekannte Lied „Der Mai ist gekommen“. Auch Nicht-Vereinsmitglieder beteiligten sich an der Aktion, sagt Oberdieck. Mit dabei sind auch Sänger des Chors „MaarCant“, die derzeit auch nicht normal proben können. Dass sich die Dorfbewohner darüber freuen, zeigte jedes Mal der starke Applaus.
Ähnliches wie die Vereine probieren derzeit auch Vollblut-Musiker. So hat auch Chris Jungen, Schlagzeuger der Oyez Blues Band, ein „Kleines-Corona-Sonntag-Nachmittag-Balkon/Garten-bleib-zu-Hause-oder-mit-1,5 Meter-Abstand-trotzdem-was-Spaß-haben-Konzert“ initiiert. Kurzerhand bat er seinen Nachbarn und Sänger Rocco Giacobbe — beide wohnen in der Strohner Straße in Gillenfeld —, mit ihm ein kleines Corona-Konzert zu geben. Im Garten begeisterten die beiden ohne vorherige Proben und spontan mit italienischen Songs: Rocco mit Gesang und Gitarre, Chris mit einem elektrischen Schlagzeug (e-drum). Die Lautsprecher reichten weit über die Nachbarschaft hinaus, so dass sich viele Zuhörer rund um den Zaun und auf den angrenzenden Balkonen versammelten.