Nach dem Sprachkurs auf die Baustelle
Daun · Das innerhalb des Gesamtangebots des Café Asyl im Dauner Haus der Jugend (HdJ) laufende Projekt "Deutsch im Handwerk mit anschließender Mitmachwerkstatt" wird vom Land Rheinland-Pfalz gefördert. Als sogenannter Dialogbotschafter (siehe Hintergrund) koordiniert Marcus Thielen das Engagement der ehrenamtlichen Helfer, und er leitet Flüchtlinge bei handwerklichen Arbeiten am HdJ an.
Daun. Samstagmittag im HdJ: Die Sprachlehrerin Elena Marx entlässt eine Gruppe erwachsener Schüler, die aus unterschiedlichen Ländern nach Deutschland geflüchtet und im Landkreis Vulkaneifel gelandet sind. Fachbegriffe aus dem Handwerk und typische Formulierungen hatten heute auf dem Stundenplan gestanden, darunter Empfehlungen für Gespräche mit Vorgesetzten oder mit Kollegen beim Schichtwechsel. Und nun ist auch im HdJ eine Art Schichtwechsel. Denn jetzt übernimmt Marcus Thielen die Regie.Flüchtlinge reparieren Räder
Der 42-jährige Dauner ist gelernter Mechaniker und Schreiner. Seit der Eröffnung des Café Asyl im HdJ im Februar 2015 engagiert er sich hier. Dabei entstand die Idee einer Mitmachwerkstatt. Dort reparieren die Flüchtlinge unter seiner Anleitung gebrauchte Fahrräder und machen sie verkehrssicher.
Oder sie sichern mit ihm als "Vorarbeiter" die ehemalige Verladerampe auf 36 Metern Länge mit einem Geländer. Auch bauen sie eine Treppe zu einem bisher brachliegenden Grünstreifen, auf dem bald Hochbeete und ein Grillplatz angelegt werden sollen. "
Das war mal eine Lärmschutzwand an der Autobahn bei Ulmen", erklärt Marcus Thielen und deutet auf das Geländer in Rot und Edelstahl. "Und das ist Abfallholz aus dem Warmpresswerk in Niederstadtfeld", sagt er mit Blick auf das Podest und die Stufen der Treppe. "Am besten alles", antwortet Marcus Thielen lachend auf die Frage, welche Fähigkeiten die Flüchtlinge in das Projekt Mitmachwerkstatt mitbringen sollten. Lernwillig, handwerklich geschickt und fleißig sollten die Männer sein, sagt er - so wie Abdul Hamid Hasbula (32) und Brati Shir Ahmed (25) aus Afghanistan.
Sie kamen vor einigen Monaten nach Daun und besuchten von Anfang an montags nachmittags das Café Asyl. Nun sind sie auch samstags hier anzutreffen. Sie bekommen dort von Elena Marx Deutschunterricht, der aus Spendengeld finanziert wird und vom Wortschatz her speziell auf das Handwerk zugeschnitten ist. Mittlerweile gehören sie zu Marcus Thielens "Bautrupp".
Er lobt sie: "Sie lernen leicht und arbeiten sehr selbstständig." Wenn die Verständigung mal nicht funktioniert, rufen sie ihren Landsmann Yusofi Haroon. Der 31-Jährige hatte in Afghanistan als Dolmetscher für die Bundeswehr gearbeitet, lebt nun mit Frau und zwei Kindern in Daun und hat eine Aufenthaltserlaubnis.
Für Abdul, Brati und Yusofi und die anderen im Landkreis Vulkaneifel lebenden und im Café Asyl Hilfe, Unterstützung und Kontakt suchenden Flüchtlinge ist Marcus Thielen nun offiziell und hauptamtlich der Dialogbotschafter - seit dem 1. Mai. "Losgelegt hatten wir schon im Herbst letzten Jahres", sagt er. "Denn um die Neuankömmlinge muss man sich möglichst zeitnah kümmern."