Flut und Schicksale Nach Hochwasser noch immer geschlossen: Hoffnung für den Densborner Dorfladen

Densborn · Der Dorfladen in Densborn ist acht Wochen nach der Flut noch immer geschlossen. Denn trotz einiger Spenden steht Inhaberin Martina Theis finanziell mit dem Rücken zur Wand. Lässt das Land die kleinen Betriebe im Stich?

 Auf rund 20 000 Euro beziffert Martina Theis den Schaden in ihrem Laden.

Auf rund 20 000 Euro beziffert Martina Theis den Schaden in ihrem Laden.

Foto: TV/Nora John

Am Nachmittag vor der Flut wundert sich Martina Theis noch über die Sandsäcke vor ihrem Geschäft. Klar, die Meteorologen haben vor Hochwasser gewarnt. Aber ob es wirklich so schlimm wird? Als gegen 18 Uhr die braune Brühe durch die Straßen läuft, helfen allerdings auch die Sandsäcke kaum. Fast einen Meter hoch steht die Kyll im Dorfladen Densborn. Theis Waren schwimmen mit der Flut davon.

Die Inhaberin schätzt den Schaden, der ihr an diesem einen Tag entstanden ist, auf gut 20 000 Euro. Die Trockner pusten jetzt auf Hochtouren, fehlt noch der Verputz und ein neuer Anstrich. Wann sie wieder öffnen kann? Unklar, im Oktober vielleicht.

Dorfladen in Densborn nach Hochwasser noch immer geschlossen

Dabei hat sie erst 2019 aufgemacht. Aus Köln zog es Theis damals in die Eifel, um sich ihren Traum vom eigenen Laden zu erfüllen. Doch dann kam die Pandemie mit einbrechenden Umsätzen, und dann auch noch das Hochwasser. Inzwischen, sagt Theis, habe sie einen neuen Kredit aufgenommen. Die Kosten laufen weiter, Einnahmen kommen keine mehr rein. „Wenn ich gewusst hätte, dass das alles passiert, dann hätte ich die Finger von dem Geschäft gelassen“, sagt sie: „Aber ich habe doch nicht so hart gekämpft, um jetzt aufzugeben.“

Also macht sie weiter. Immerhin: 5000 Euro Soforthilfe habe sie beim Land beantragt und auch bekommen. Einige Densborner haben sie mit privatem Geld unterstützt, „worüber ich unendlich dankbar bin“. Auch die Vereinigung „Dorfbegegnungsläden“ habe ihr eine Spende von 2000 Euro zukommen lassen. In die Wege geleitet hat das Alois Meyer, der im Vorstand der Organisation sitzt. Denn der Ortsbürgermeister des Wallfahrtsorts Klausen hat aus zweierlei Gründen viel Verständnis für die Lage von Theis, wie er sagt.

„Rücklagen bilden  – das ist da kaum drin.“

Erstens, weil er selbst aus der Eifel stammt – aus Schleid, keine 20 Minuten von Densborn entfernt. Zweitens, weil er in Klausen selbst einen Dorfladen betreibt und weiß, wie schwierig das Geschäft ist: „Da kann man froh sein, wenn man davon leben kann. Rücklagen bilden  – das ist da kaum drin.“ Wenn dann noch so eine Katastrophe passiere, dann stehe man mit dem Rücken zur Wand.

Daher habe er angeregt, für den Densborner Laden und einen weiteren in der Nähe von Stolberg zu sammeln. „Das ist natürlich toll, und hat mich sehr gefreut“, sagt Theis. Sie sei dankbar für jede Unterstützung, auch wenn es nach wie vor schwierig sei, über die Runden zu kommen. Etwas mehr Hilfe in der unverschuldeten Krise hätte sie sich allerdings vom Land Rheinland-Pfalz erhofft: „Ich habe ein bisschen das Gefühl, dass die Dorfläden vergessen wurden.“ Denn außer den 5000 Euro Soforthilfe habe sie aus Mainz kein Geld gesehen.

Vergessen habe man die Dorfläden dennoch nicht, heißt es vom Wirtschaftsministerium. Ministerin Daniela Schmitt (FDP) erklärt auf TV-Anfrage: „Dorfläden, gerade wenn sie wie in Densborn auch eine kleine Café-Ecke anbieten, sind ein wichtiger Anlauf- und Ankerpunkt für die Dorfgemeinschaft. Wer einen solchen Laden mit Leidenschaft und Engagement betreibt, hält seine Heimat lebendig und attraktiv. Deshalb ist für mich klar, dass Dorfläden selbstverständlich auch bei Flutschäden unterstützt werden.“

Ministerium: Soforthilfe ist nur erster Schritt

Die Soforthilfe, die Theis erhalten hat, sei ja laut Pressesprecher Carsten Zillmann nur ein erster Schritt gewesen, „um den Unternehmen kurzfristig Liquidität zur Verfügung zu stellen“.  Für eine anschließende Förderung legen Bund und Länder aber noch einen Hilfsfonds von 30 Milliarden Euro drauf, wovon rund die Hälfte nach Rheinland-Pfalz fließen soll. „Die Aufbauhilfe werden unter anderem“, erklärt Zillmann, „Selbstständige, Unternehmen der gewerblichen Wirtschaft und Angehörige der freien Berufe beantragen können.“ Zwischen größeren, mittleren und kleinen Unternehmen (wie etwa dem Dorfladen in Densborn) werde nicht differenziert.

Will heißen: Da ist noch was drin. Wie viel, ist unklar. Denn die genauen Modalitäten sind laut Zillmann in der Abstimmung.  Erst am 22. September soll das entsprechende Gesetz im Landtag landen. „Da bin ich sehr gespannt“, sagt die Ladeninhaberin, wann sie die Förderung beantragen könne und wie lange das Ganze dauere. „Bis dahin sind bestimmt einige kleinere Betriebe schon pleite“, sagt Theis, die nun dennoch einen Silberstreif am Horizont sieht. Denn, auch wenn vieles noch unklar ist, so weiß sie nun wenigstens, dass noch Hilfsprogramme in Planung sind.

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