Interview Nach Säure-Austritt in Gerolsteiner Apotheke - Das erzählt ein Feuerwehrmann über den Einsatz

Interview · Thomas Wiesmann (57) von der Feuerwehr Gerolstein ist einer der Kräfte, die in einem Chemikalien-Schutzanzug (CSA) in die Apotheke gegangen sind und die Gefahrstoffe sichergestellt haben. Im TV Gespräch schildert er den Einsatz.

 Thomas Wiesmann von der Feuerwehr Gerolstein.

Thomas Wiesmann von der Feuerwehr Gerolstein.

Foto: TV/Mario Hübner

Herr Wiesmann, wie war der Einsatz?

Wiesmann: „Anstrengend. Unter dem CSA, der aus einem Teil besteht und luftdicht abgeschlossen und nochmals mit Panzerband am Reißverschluss verklebt wird, trage ich eine Flasche mit Atemluft für rund 50 Minuten. Das Ganze wiegt so etwa 15 Kilo. Drunter trage ich einen Sportanzug. Der war nach dem Einsatz klitschnass.“

Was haben Sie konkret gemacht?

Wiesmann: „Ich war im ersten Trupp mit dabei, der in den Keller ist, wo sich die ausgetretenen Chemikalien befanden. Wir sind den Keller runter, haben die Luft gemessen und auch Messröhrchen direkt in die ausgelaufene Flüssigkeit gehalten - und diese dann nach oben zur Überprüfung gebracht. Das Ganze drei Mal.“  

Sind Dämpfe ausgetreten, oder haben Sie sonst etwas ungewöhnliches im Keller bemerkt?

Wiesmann: „Nein, man hat nichts gesehen. Und gerochen natürlich auch nicht, weil wir ja nur unsere Atemluft eingeatmet haben.“ 

Wie ging es weiter? 

Wiesmann: „Beim vierten Mal sind wir runter, haben die beiden Flaschen mit Methanol und Salzsäure, die beschädigt waren, mit speziellem Vlies umwickelt. Zudem haben wir den Boden samt der Flüssigkeit und der Glasscherben aufgewischt, alles in einer Kunststofftonne verpackt und dann aus dem Keller gebracht. Danach sind wir raus zur Dekontamination, die Kameraden haben dann das Gebäude durchgelüftet.“ 

Ist so ein Einsatz für Sie Alltag?

Wiesmann: „Nein, ganz und gar nicht. Ich hatte erst zwei Einsätze im CSA, alles andere waren Übungen.“ 

Was ist der Unterschied?

Wiesmann: „Das sind zwei paar Schuhe. Beim Einsatz ist mehr Ungewissheit, daher herrscht eine höhere Anspannung.“ 

Und jetzt, nach dem erfolgreichen Einsatz: duschen und auf die Couch?

Wiesmann: „Nicht ganz. Ich bin noch Jugendwart der Feuerwehr Gerolstein, da warten heute Nachmittag noch 30 Jungs und Mädels auf mich. Aber was die heute wissen wollen, ist ja wohl klar.“

Die Fragen stellte Mario Hübner

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