Nachhilfe im "Savoir vivre"

Gerolstein · Festwochenende mit Folgen: Zunächst haben die Gäste aus Digoin und ihre Freunde aus Gerolstein zu einem Partnerschaftsfest eingeladen, tags drauf haben die französischen Gäste auf dem Fest der Nationen für ihre Region geworben. Beim Feiern ist beschlossen worden, die Partnerschaft zu intensivieren. Dazu soll ein Förderverein gegründet werden.

 Bilder eines Freundschaftstreffens: Gerolsteins Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz (oben, links) begrüßt die beiden Beigeordneten aus Digoin, Thierry Desjours und Nicole Georges, sowie Enzo (8), den jüngsten Teilnehmer. Und ein Gemeinschaftsfoto darf natürlich auch nicht fehlen. Fotos (2): Stadt Gerolstein

Bilder eines Freundschaftstreffens: Gerolsteins Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz (oben, links) begrüßt die beiden Beigeordneten aus Digoin, Thierry Desjours und Nicole Georges, sowie Enzo (8), den jüngsten Teilnehmer. Und ein Gemeinschaftsfoto darf natürlich auch nicht fehlen. Fotos (2): Stadt Gerolstein

Foto: (e_gero )

Gerolstein. Musik, Wein und Gebäck aus Frankreich, Willkommensgrüße, Wasser und Schmalzbrot vereinten sich zu einem fröhlichen Fest der deutsch-französischen Freundschaft in Gerolstein. Aus der Partnerstadt Digoin in Süd-Burgund war die Musikgruppe Pour le plaisir (deutsch: Zum Vergnügen) angereist. Sie versetzte mit ihren stimmungsvollen französischen Chansons die Besucher auf dem Rathausvorplatz bei herrlichem Sonnenschein in Ferienstimmung. Es wurde gelauscht, gesungen, geplaudert, gelacht sowie gegessen und getrunken - so wie das eben in Frankreich üblich ist. Ganz besonders gut kam dabei die Spezialität Épognes aux Grattons (Speckkuchen) aus Digoin an. Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz sagte: "Gerolstein ist eine offene Stadt, die sich gerne allen Nationen öffnet. Vor allem werden wir unsere deutsch-französische Partnerschaft weiter pflegen. Applaus für die Freundschaft!" Er dankte den vielen ehrenamtlichen Helfern aus Gerolstein, ohne die diese partnerschaftliche Begegnung nicht möglich gewesen wäre. Mit den Vertretern der französischen Partnergemeinde tauschte er sich intensiv aus. Das waren die beiden Beigeordneten Nicole Georges, zuständig für Tourismus und Handel, sowie Thierry Desjours, zuständig für Kultur und Integration. Letzterer war denn auch vom tags drauf veranstalteten Fest der Nationen in Gerolstein mit mehr als 4000 Besuchern angetan. Das weiß Evi Linnerth, Vorsitzende des vor zwei Jahren gegründeten Komitees für Städtepartnerschaften der Stadt Gerolstein, zu berichten: "Monsieur Desjours fand das so toll, dass er künftig in Digoin ein ähnliches Fest auf die Beine stellen will, denn die Flüchtlingsthematik ist auch im Süd-Burgund hochaktuell."Zum Festsonntag traf dann auch der neue Bürgermeister der Stadt Digoin, Fabien Genet, ein. Er betonte gegenüber seinem Amtskollegen seine Verbundenheit mit Gerolstein und versprach sowohl dem Stadtbürgermeister als auch dem Komitee, die Partnerschaft der beiden Städte in gewohnt herzlicher Weise fortzuführen. Diese Worte fielen bei den Gerolsteinern auf fruchtbaren Boden. So sagte Evi Linnerth: "Ein gutes Zeichen, das wir von unserer Seite noch verstärken wollen: Wir möchten einen Verein zur Förderung der Städtepartnerschaften der Stadt Gerolstein gründen, um die Partnerschaft auf eine breitere Basis zu stellen und noch stärker in der Bürgerschaft zu verankern." Zwar seien angesichts des langen Austausches bereits viele freundschaftliche Bande geknüpft worden, doch die Partnerschaft spiele sich noch immer im zumeist kleinen Kreis ab. "Wir wollen mehr für den grenzüberschreitenden Austausch werben, neue Leute dafür gewinnen, uns um zusätzliche Sponsoren- und EU-Gelder bemühen. Und das alles geht als gemeinnütziger Verein viel besser", sagt Evi Linnerth, die auch für den Vorsitz kandidieren will. Und sie wirbt schon einmal dafür, mitzumachen: "Die Partnerschaft bereichert das Leben, weil man viel Neues kennenlernt, über den Tellerrand hinausschaut und seinem Gegenüber eben auch die Dinge vermitteln kann, die einem selbst wichtig sind. Man lebt quasi den großen europäischen Gedanken, wenn auch im Kleinen."Die Gründungsversammlung ist am Montag, 13. Juli, 19 Uhr, im neuen "Café am Brunnenplatz" in Gerolstein. Meinung

Ein guter erster SchrittWas gab es doch schon für viele schöne Erlebnisse und Begegnungen bei Musik, guten Gesprächen, Baguette und Burgunder - wie zuletzt am vergangenen Wochenende. Oder als die Boule-Profis aus Digoin vielen Gerolsteinern ihre Nationalsportart mit den Eisenkugeln nähergebracht und sie ob ihrer Treffsicherheit in Erstaunen versetzt haben. Nur leider ist es trotz der fast 30-jährigen Städtepartnerschaft zwischen Digoin und Gerolstein meist die gleiche überschaubare Gruppe von Menschen, die sich trifft, miteinander Spaß hat, voneinander lernt. Daher ist es ein guter Ansatz, die Partnerschaft noch viel mehr Menschen näherbringen zu wollen. Die Vereinsgründung ist ein erster guter Schritt dahin. Er wird aber nicht ausreichen. Um mehr Bürger aus Gerolstein und Digoin zum Mitmachen zu bewegen, muss noch viel ,viel mehr für die Sache geworben werden. Mit Festen, Besuchsreisen, verstärkten Austauschprogrammen und, und, und. Das kostet Zeit, Mühe und Geld. Aber es lohnt sich. Vielleicht schafft es der Verein ja auch, der Partnerschaft mit den holländischen Freunden aus Gilze en Rijen wieder neuen Schwung zu verleihen. Auch das wäre wünschenswert. m.huebner@volksfreund.deExtra

Nachhilfe im "Savoir vivre"
Foto: (e_gero )

Seit 1987 besteht die Städtepartnerschaft zwischen Digoin und Gerolstein. In vielfältiger Weise wurde diese von der Stadt und engagierten Bürgern gepflegt und ausgebaut. Mit Gilze en Rijen in den Niederlanden bestehen nach wie vor freundschaftliche Beziehungen - obwohl die 1981 besiegelte offizielle Städtepartnerschaft von niederländischer Seite aus Finanzgründen 2004 aufgekündigt wurde. Auch hier schwebt dem Partnerschaftskomitee laut Aussage von Evi Linnerth vor, nochmals einen Anlauf zur Wiederbelebung der Partnerschaft zu wagen. mh

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