Nachwuchs fürs Landleben

DENSBORN. Obwohl seit zehn Jahren die Einwohnerzahl in Densborn konstant geblieben ist, weist der Ortsgemeinderat nur ein kleines Neubaugebiet aus. Der Grund: Nach derzeitigen Prognosen werden gemäß der demografischen Entwicklung in 20 Jahren rund 40 Häuser im Ortskern leer stehen.

"Unsere Zukunft ist gesichert. Wir haben keine Angst, dass das Dorf ausstirbt oder die Bevölkerung überaltert", erklärt Densborns Ortsbürgermeister Alfred Brück. Ein Blick in die Zahlen der Einwohnerstatistik gibt ihm Recht: Der Anteil der Kinder und Jugendlichen bis 19 Jahren liegt immer noch - ähnlich wie vor zehn Jahren - bei 22 Prozent (146 der 644 Einwohner). Die Über-60-Jährigen machen ein Viertel der Densborner Bürgerschaft aus. Mit sechs Vereinen, zwei Gaststätten, einer Arztpraxis, einem Kindergarten und 200 Arbeitsplätzen stehe das Dorf gut da, sagt Brück.39 Euro pro Quadratmeter für idyllisches Bauland

"1996 haben wir trotz erheblichem Widerstand einen gemeindeeigenen Kindergarten eröffnet. Wenn alle Kinder, die rechtlichen Anspruch auf einen Platz haben, ab März kommen, müssen wir sogar eine zweite Gruppe eröffnen", erklärt Brück. 1996 startete der Kindergartenbetrieb mit 21 Kindern, aktuell sind es 29. Auch in der Gemeindekasse macht sich der Wechsel zum gemeindeeigenen Kindergarten bemerkbar. "Es ist kein Defizitgeschäft, weil wir weniger bezahlen als nach dem Verteilerschlüssel für den katholischen Kindergarten in Birresborn", berichtet der Bürgermeister. Außerdem seien so drei Arbeitsplätze geschaffen worden. Der Kindergarten und der Bahnanschluss seien auch Argumente für auswärtige Familien gewesen, drei Häuser in Baulücken des Ortskerns zu bauen. Insgesamt wurden in Densborn in den vergangenen zehn Jahren 24 neue Häuser gebaut, 14 davon im Ortskern. Nun sind noch zehn Baustellen, die sich in Privatbesitz befinden, im Ortskern frei. Die zehn gemeindeeigenen Grundstücke im Neubaugebiet "Sonnenley" sind alle verkauft und bebaut. Das Neubaugebiet "Hahnenberg" sei mit fünf Parzellen "gezielt klein gehalten" worden, damit die vorhandenen Baulücken im Ortskern für Bauwillige interessant bleiben. "Im Dorf werden etwa 40 Häuser von Leuten, die 70 Jahre und älter sind, bewohnt. Das könnte bedeuten, dass in 15 bis 20 Jahren weitere 40 Häuser im Ortskern leer stehen", erklärt Brück. Momentan stehen sieben Häuser leer, wovon fünf allerdings stark sanierungsbedürftig sind. Zudem stehen auch sechs Wohnungen leer. Das sind allerdings nur 2,5 Prozent der insgesamt 240 Haushalte aus. Die fünf Baugrundstücke im Gebiet "Hahnenberg" liegen sehr idyllisch mit Blick aufs Dorf und ins Kylltal. Einschließlich Grunderwerb und Erschließung hat das Neubaugebiet die Gemeinde 150 000 Euro gekostet. Für etwa 39 Euro je Quadratmeter will die Kommune die Grundstücke verkaufen. Eine Anfrage liegt Brück schon vor. Einen Beitrag zur gewachsenen Attraktivität des Dorfs hat auch das Dorferneuerungsprogramm des Landes gehabt, bei dem Densborn bis Ende diesen Jahres als "Schwerpunktgemeinde" gilt. "Es gibt zwar auch nach Ablauf des Jahres noch Finanzspritzen, aber nicht mehr vorrangig wie bisher", erklärt Harald Brück, stellvertretender Leiter des Gerolsteiner Bauamts. Seit 1995 wurden für 14 verschiedene Bauprojekte insgesamt 275 000 Euro aus dem Dorferneuerungstopf an die privaten Bauherren ausgezahlt. Die Kommune bekam in den vergangenen 15 Jahren etwa 2,3 Millionen Euro. Mit 900 000 Euro wurde die Flurbereinigung bezuschusst. 117 000 Euro flossen in den Kindergarten und 425 000 Euro ins Gewerbegebiet. Vor sieben Monaten flatterte Brück ein weiterer Bescheid über 350 400 Euro für den Ausbau der alten Schule zum Dorfgemeinschaftshaus ins Haus. Im Herbst soll das Gemeindehaus samt Jugendräume fertig sein. Der Umbau reißt ein großes Loch in die Kasse. Ein Zwischenkredit über 175 200 Euro muss finanziert werden. Im Vermögenshaushalt, der insgesamt ein Volumen von 632 030 Euro hat, sind 332 900 Euro für den Umbau und 55 600 Euro für die Einrichtung des Gemeindehauses veranschlagt. Densborn hat 952 760 Euro Schulden. Die hohen Gewerbesteuereinnahmen decken 80 Prozent des Haushalts, doch die Kreis- und Verbandsgemeindeumlagen schmälern mit fast 800 000 Euro das Budget.

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