Naturschutz ist nicht gleich Naturschutz

DAUN. Ursprünglich hofften die Beteiligten, 2004 den Naturpark Vulkaneifel aus der Taufe heben zu können. Nun dürfte es Mitte 2005 werden. Über die Schwerpunktsetzung mit dem Naturpark gibt es derweil unterschiedliche Ansichten. Zudem sorgt die Trägerfrage für Streit.

 Naturschutz und Tourismus: Beides soll in einem Naturpark unter einen Hut gebracht werden. Über die Art und Weise gehen die Meinungen auseinander.Fotos: TV -Archiv/Bernd Schlimpen, Helmut Gassen.

Naturschutz und Tourismus: Beides soll in einem Naturpark unter einen Hut gebracht werden. Über die Art und Weise gehen die Meinungen auseinander.Fotos: TV -Archiv/Bernd Schlimpen, Helmut Gassen.

"Wir haben die Hausaufgaben vor Ort gemacht, damit treten wir ans Landes-Umweltministerium heran", sagt Ulrich Buchs. Der Landespfleger ist bei der Kreisverwaltung Daun mit der Idee des Naturparks Vulkaneifel (siehe Stichwort) befasst. Er ist einer von vielen, die sich ihre Gedanken zu dem Projekt machen. Und wo es viele Beteiligte gibt, gibt es viele Meinungen.Beispiel TRÄGERSCHAFT: Was die Trägerschaft des Naturparks Vulkaneifel angeht, laufen Verbandsgemeinden (VGs), Kreis Daun sowie Umweltgruppen und obere Landespflegebehörde als entscheidende Instanz in entgegengesetzte Richtungen. Während die VGs und der Kreis Daun laut Landrat Heinz Onnertz eine GmbH als Träger präferieren, hält das Land nach Auskunft von Stefanie Mittenzwei, Sprecherin des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums, einen Verein als Träger am sinnvollsten. Für einen Verein plädieren auch die Umweltgruppen."Er gewährleistet eine möglichst große Beteiligung von Gruppen und ist für spätere neue Mitglieder offen. Und wir haben ein großes Interesse, vor Ort viele Leute einzubinden," argumentiert Mittenzwei. 85 Prozent der deutschen Naturparke sind nach dem Vereinsprinzip strukturiert.Die VGs und der Kreis setzen dagegen auf die bereits bestehende "Vulkaneifel Geo-Park GmbH", die um die Trägerschaft des Naturparks erweitert und so einen Schub bekommen soll. Die Übernahme der Trägerschaft sei wirtschaftlich und zukunftsorientiert, da sie zu einer Bündelung finanzieller, personeller und fachlicher Ressourcen führe, lauten die Argumente für diese Variante.Nach dem vorliegenden Roh-Entwurf einer Rechtsverordnung sollen Umweltgruppen und -verbände neben einer Träger-GmbH in einem Beirat beratend bei der Umsetzung der Ziele des Naturparks wirken.Wie die Trägerfrage letztlich entschieden wird, vermag Mittenzwei noch nicht zu sagen. Sie baut auf den "Dialog, den wir führen". Gleichzeitig sagt sie aber auch: "Letztlich entscheidet das Land."INHALTLICHE AUSRICHTUNG: Beim Naturschutzbund (Nabu), dem BUND und den Grünen wird außerdem die Befürchtung gehegt, dass der Schwerpunkt im Naturpark zu stark auf den Tourismus und zu wenig auf den Naturschutz als originärem Ziel gelegt werde.Ernst Görgen, Geschäftsführer des Naturparks Nordeifel, verweist dagegen darauf, das zwei Drittel der Mittel für den Naturschutz und nur ein Drittel für touristische Infrastruktur im weiteren Sinne zu verwenden sind. Das sei eine klare Vorgabe von der oberen Landespflegebehörde. Auch Onnertz widerspricht den Befürchtungen der Umweltgruppen: "Eine Käseglocke über die Natur zu setzen, damit keiner rankommt, ist für mich kein Naturschutz." Seine Definition lautet "Schutz durch Nutz": "Wir wollen auch keine Mountainbike-Strecke ums Maar haben, aber wir wollen auch nicht vom Besuch der Maare abhalten. Oder vom Radfahren durch den Wald."UMSETZUNG: Derzeit ist das Land dabei, das im April 2002 in Kraft getretene neue Bundesnaturschutzgesetz in ein neues Landespflegegesetz umzusetzen. Zwei Jahre würde das nach Ansicht von Wagner noch dauern, weshalb er dafür plädiert, auf Grundlage des bestehenden Landesrechts den Naturpark umzusetzen. Mittenzwei hingegen ist der Auffassung, die Zeit für das neue Landesrecht zur Ausgestaltung des Naturparks Vulkaneifel zu nutzen.Durch das neue Recht werden die Aufgaben für Naturparke erweitert und klarer umrissen. Die Regionalentwicklung wird besonders hervorgehoben - ein Naturpark als Instrument für die Sturkturentwicklung statt ausschließlich konservierendem Naturschutz.

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