Natursteinbetriebe werben um Verständnis

Daun/Gerolstein · Der Gesteinsabbau im Landkreis ist vielen Bürgerinitiativen und Umweltschützern ein Dorn im Auge. Sie sehen die Landschaft dadurch gefährdet. Die Förderung von Basalt, Lava und Kalk bringt aber auch Arbeitsplätze in die Vulkaneifel. Vor der Podiumsdiskussion zum Thema am kommenden Montag beleuchtet der TV als einen von mehreren Aspekten die wirtschaftliche Seite des Gesteinsabbaus.

Daun/Gerolstein. "Natürlich profitieren wir in unserer Gemeinde sehr vom Bruchzins", sagt Horst Kolitsch, Ortsbürgermeister von Walsdorf in der Verbandsgemeinde (VG) Hillesheim. "Der Gesteinsabbau hat gravierend dazu beigetragen, dass unsere Finanzen in Ordnung sind", sagt Kolitsch. Allein über den Bruchzins, den die Grubenbetreiber an diejenigen Gemeinden zahlen, auf deren Gemarkung sie Natursteine abbauen, hat Walsdorf im vergangenen Jahr 283 000 Euro eingenommen. Einer möglichen Ausweitung der Vorranggebiete für den Abbau im Kreis steht Kolitsch neutral gegenüber: "Auf eine Ausweitung kann ich sowieso keinen Einfluss nehmen. Unser Abbaugebiet ist genehmigt. Dort wird seit Jahrzehnten abgebaut. Mehr ist dazu nicht zu sagen."
Vielfältige Nutzung


Ganz so gelassen wie Kolitsch sehen das Thema nicht alle in der Vulkaneifel. Seit das Landesamt für Geologie und Bergbau (LGB) in Mainz 2010 den Vorschlag gemacht hat, im neuen Regionalplan 2000 Hektar (bisher 400 Hektar) als Vorranggebiete für den Gesteinsabbau auszuweisen, stieß er auf Widerstand von Bürgerinitiativen, Naturschützern und Kommunalpolitikern. Der TV veranstaltet dazu am kommenden Montag, 30. Januar, um 19 Uhr im Forum Daun eine Podiumsdiskussion, an der unter anderem die Ministerinnen Eveline Lemke und Ulrike Höfken (beide Bündnis 90/Die Grünen) teilnehmen (siehe Extra).
Jörg Scherer, Sprecher der Initiative Natursteine Vulkaneifel (INV) und Geschäftsführer der Firma Scherer Baustoffe, will den Abend nutzen, um für die Natursteinbetriebe um Verständnis zu werben. "Ich kann die Argumente der Umweltschützer verstehen, wir sollten aber nicht vergessen, dass jeder Natursteine braucht - sei es für die Häuser, in denen wir wohnen, oder für die Straßen, auf denen wir fahren", sagt Scherer. Selbst die erneuerbaren Energien seien auf Natursteine angewiesen. So benötige man für das Fundament eines Windrads beispielsweise sechs bis sieben Tonnen Beton, sagt Scherer.
Hinzu kommt die wirtschaftliche Seite. Neben dem Bruchzins, von dem die Ortsgemeinden profitieren, bietet der Gesteinsabbau auch Arbeitsplätze. Derzeit gibt es im Landkreis Vulkaneifel 45 Gruben mit 21 Betreibern. In 34 davon wird Lava und Basalt abgebaut. In allen Gruben sind laut Scherer rund 700 Mitarbeiter beschäftigt. Wie viel die Betriebe umsetzen, könne er nicht sagen, da es darüber keine Statistiken gebe.
"Man darf zudem nicht die Wertschöpfungskette außer Acht lassen, die beispielsweise durch Zulieferer, Spediteure oder Monteure hinter den Betrieben steht." Dass die Vorrangflächen im neuen Regionalplan ausgeweitet werden, bezweifelt Scherer: "Ich gehe davon aus, dass sich in den nächsten Jahren nicht viel verändern wird - auch nicht, was die Fördermengen angeht."
Dennoch sei es ganz natürlich, wenn das LGB seine Wünsche abgebe, um ein Stück vom Kuchen zu bekommen. Schließlich sei der Abbau von Natursteinen trotz Wiederverwertung auch in Zukunft nötig. "Selbst wenn alle Natursteine recycelt werden, kann man damit nicht die Menge abdecken, die am Markt benötigt wird."

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