Wohin mit dem Grüngut? Netz der Sammelstellen im Kreis Vulkaneifel dünnt weiter aus

Daun/Trier · Im Kreis dünnt das Netz der Grüngutsammelstellen aus, obwohl die Orts- und Stadtbürgermeister sowie der ART dagegen ansteuern. Häufiger Grund für die Engpässe: Beschwerden von Anwohnern.

 Auf der Grüngut-Sammelstelle bei Mehren, der einzig verbliebenen im Bereich der Kreisstadt Daun, herrscht reger Betrieb. Doch auch dieser Anlaufpunkt schließt zum Jahresende.

Auf der Grüngut-Sammelstelle bei Mehren, der einzig verbliebenen im Bereich der Kreisstadt Daun, herrscht reger Betrieb. Doch auch dieser Anlaufpunkt schließt zum Jahresende.

Foto: TV/Mario Hübner

In diesem niederschlagsreichen Jahr fällt besonders viel davon an, denn die Pflanzenwelt wuchert, so dass sie oft zurückgestutzt werden muss: „Grüngut“, es klingt nach Wertvollem. Tatsächlich werden die sperrigeren, astigen Anteile mit Hilfe des Maschinenrings vor Ort an den Sammelstellen geschreddert.

Sie landen als effektiver Beitrag zur Düngung und Lockerung von Äckern auf den Feldern der Landwirte, die eine GGS betreiben. Die krautigen Anteile – vor allem Rasenschnitt – werden in Mertesdorf der vorgeschriebenen Hygienebehandlung unterzogen, um Fäulnis-, Schimmel- oder Krankheitserregereintrag zu verhindern, und kompostiert. „Alles in allem eine gute ökologische Kreislaufwirtschaft“, erläutert Kirsten Kielholtz, Pressesprecherin des Regionalen Abfallzweckverbandes (ART).

Dennoch leidet der Kreis Vulkaneifel seit einigen Jahren unter einem regelrechten Schwund an Grüngutsammelstellen. Die nächste Hiobsbotschaft für Daun und Umgebung hängt schon an der Einfahrt zur GGS Mehren: Auch sie schließt definitiv zum Jahreswechsel. „Wir sind uns alle einig: Da muss sich was tun!“, ist Dauns Stadtbürgermeister Friedhelm Marder (CDU) entschlossen, die Suche nach neuen Standorten für eine Grüngutsammelstelle gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe seiner Stadtratsfraktion fortzusetzen. „Das ist in der Bürgermeisterdienstbesprechung so beschlossen. Auch die Landrätin hat uns ihre Unterstützung zugesagt.“

Er betont die „allerbeste Unterstützung“ des ART, der helfe, aus fachlicher Sicht geeignete Plätze ausfindig zu machen. Mehr als ein Dutzend in Frage kommender Stellen wurden im Laufe des Jahres angefahren, um vor Ort gemeinsam mit den Landwirten zu sondieren, ob eine GGS errichtet werden kann.

Eigentlich keine schlechte Ausgangslage. „Damit kann ein Landwirt durchaus Gewinne erwirtschaften, das gelingt in dem meisten Fällen auch“, sagt Kirsten Kielholtz. „Denn die Kosten für die vom Bundesimmissionsschutzgesetz vorgeschriebenen Sicherungen fallen nur ein einziges Mal an.“ Die räumliche Trennung von astigem Grüngut und Containern für krautiges Grüngut muss möglich sein.

Der Platz samt Zuwegung muss befestigt und gefahrlos befahrbar sein, es dürfen beispielsweise keine im Garten genutzten Pflanzenschutzmittel ins Grundwasser sickern, und es muss verhindert werden, dass unerwünschte invasive Arten aus den zurechtgeschnittenen Gärten die heimische Pflanzenwelt verdrängen. „Die Kosten für diese Schutzmaßnahmen können wir als ART nicht übernehmen oder für den laufenden Betrieb höhere Entgelte zahlen. Wir sind schließlich gebührenfinanziert. Aber wir können zum Beispiel mit günstigen Darlehen helfen.“ Ihrer Ansicht nach ist es nicht die Geldfrage, die Landwirte zur Aufgabe einer Grüngutsammelstelle bringt oder sie vom Einrichten einer GGS abhält.

Zum einen ist es Vandalismus, den Stadtbürgermeister Marder nach seiner Reise zu den Landwirten als Motiv gegen eine Sammelstelle ausmacht: „Kaum zu glauben, was da alles im Grüngut landet! Da laden Leute jede Menge anderen Müll ab, von Matratzen über Fernseher bis zum Altöl. Das zu kontrollieren, ist für den Landwirt unzumutbar.“ Das seien Umweltstraftaten, die angezeigt werden. Videoüberwachung, die an den meisten Plätzen bislang noch nicht eingerichtet wurde, könnte dem einen Riegel vorschieben. Zudem wehren sich, so schildern es Marder und Kielholtz übereinstimmend, vor allem Anwohner gegen die Grüngutsammelstellen.

 Auf der Grüngut-Sammelstelle bei Mehren, der einzig verbliebenen im Bereich der Kreisstadt Daun, herrscht reger Betrieb. Doch auch dieser Anlaufpunkt schließt zum Jahresende.

Auf der Grüngut-Sammelstelle bei Mehren, der einzig verbliebenen im Bereich der Kreisstadt Daun, herrscht reger Betrieb. Doch auch dieser Anlaufpunkt schließt zum Jahresende.

Foto: TV/Mario Hübner

In Boverath wurde sie beispielsweise auf Betreiben der Ortsgemeinde geschlossen. Die Gemeinde, in deren Bereich eine GGS liegt, muss der Flächennutzung oder der Nutzung der Zuwege einer Grüngutsammelstelle zustimmen, die Bereitschaft eines interessierten Landwirts allein reicht nicht. Unterdessen hat sich die Hoffnung, in Daun-Rengen eine GGS einrichten zu können zerschlagen. „Wir hatten zwei geeignete Stellen in der Nähe der A 1 gefunden“, erzählt Marder. „Doch das will wiederum die Autobahngesellschaft nicht.“ Die Grüngutentsorgung wird zunehmend zu einer „schizophrenen“ Herausforderung: Wohnortnah und gesetzeskonform soll sie sein, aber irgendwie doch nicht zu wohnortnah.

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