Wissenschaft Eifel-Vulkane: Neue Lebenszeichen von Mutter Erde

Daun · Dass die Eifelvulkane nur ruhen, aber nicht endgültig erloschen sind, ist lange bekannt. Neue Messungen weisen auf bislang unbekannte vulkanische Erdbeben hin. An der Oberfläche sind die nicht spürbar.

 Alles bleibt ruhig, auch am mit 10 900 Jahren jüngsten Eifelvulkan, der das Ulmener Maar hervorbrachte.

Alles bleibt ruhig, auch am mit 10 900 Jahren jüngsten Eifelvulkan, der das Ulmener Maar hervorbrachte.

Foto: Klaus-Peter Kappest

In der Diskussion um den Rohstoffabbau in der Vulkaneifel ist ein Argument der Befürworter, dass die Nutzung nachhaltig geschehe. Nachhaltig heißt: Da wächst der Stoff nach, um den es geht. Kritiker hielten das für absurd, denn Nachschub an Lava ist nicht in Sicht. Doch jüngste Meldungen überregionaler Medien lassen aufhorchen: Stimmt das überhaupt? Immerhin sitzen allein die Bewohner des West­eifeler Vulkanfeldes auf einer sogenannten Plume, die 270 Feuerberge hervorgebracht hat.

In einer Fachzeitschrift hatten Wissenschaftler unter anderem des Erdbebendienstes Südwest und des Deutschen Geo-Forschungs-Zentrums dargelegt, dass man seit 2013 erstmalig „seismologische Hinweise für schwache, magmatisch induzierte Erdbeben unter dem Laacher See Vulkan“ habe. Mit anderen Worten: In zehn bis 45 Kilometern Tiefe unter dem größten Eifelmaar, nicht so weit entfernt vom Kreis Vulkaneifel, rumort das Magma. Es will, wie auch das Landesamt für Geologie und Bergbau informiert, in die obere Erdkruste. Die nun gemessene Bebenart  mit besonderen Schwingfrequenzen werde regelmäßig unter aktiven Vulkanen etwa auf Island, in Japan oder auf der russischen Halbinsel Kamtschatka nachgewiesen.

Dass der heute idyllische Laacher Vulkan mehr als nur ein bisschen ungemütlich werden kann, zeigt die Tatsache, dass Aschen seines Ausbruchs vor 12 900 Jahren vom Wind bis nach Russland oder Skandinavien getragen wurden. „Er gehört in der Tat zu einer vergleichsweise gefährlichen Kategorie“, bezeugt Andreas Schüller, Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter des Natur- und Geoparks Vulkaneifel, Respekt vor dem Potenzial des Hügels in der Nachbarschaft. „Aber der dortige Vulkanismus hat einen Ausbruchsrhythmus von ungefähr 200 000 Jahren, da ist also nichts ‚überfällig‘.“ Und der jüngste Eifeler „Temperamentsbeweis“ von Mutter Erde – das 10 900 Jahre alte Ulmener Maar – basiere auf einer Magmazusammensetzung, die weniger Druck aufbaue. Die nun Aufsehen erregenden Messergebnisse führt er auf veränderte Methoden und Techniken zurück.

Schüller, studierter Geologe, erläutert, was außer Erdbeben noch typische Vorboten eines Ausbruches sind: „Es treten vermehrt Gase aus dem Boden aus, außerdem können Satelliten millimetergenau messen, ob sich das Gelände hochwölbt. Beides ist nicht der Fall.“ Und selbst dann könne es noch Jahre dauern, bis tatsächlich eine Eruption geschieht. Mit Hilfe etwa der Mess-Station in Hillesheim werde früh genug informiert, wenn es Zeit zum Kofferpacken sei. „Wir müssen uns also keine Sorgen machen“, meint er lächelnd. Wohl sogar das Gegenteil ist der Fall, denn die Eifel profitiere vom Vulkanismus. „Zwar haben wir im Westeifeler Vulkanfeld, das sich von Ormont bis Bad Bertrich erstreckt, nicht diese sehr fruchtbaren Böden wie im Maifeld, die durch vulkanische Ablagerungen entstanden. Aber unser besonders reines Trinkwasser ist ein Ergebnis der guten Filterfunktion von Lava für das Oberflächenwasser. Und natürlich sind auch unsere Dreese, also das Mineralwasser, ein direktes Geschenk der Vulkane.“ Die Sauerbrunnen, so Schüller, seien ein wesentliches Lockmittel für die Besiedlung der Eifel gewesen.

Nicht zu vergessen der Tourismus: Schlagzeilen wie diejenigen von den neuen Erdbebenmessungen machen Menschen neugierig, auch jeder Ausbruch am pazifischen Feuerring stärkt eher die Faszination des Vulkanismus – der in der Eifel jedoch auf sicherem Terrain erlebbar ist. „Dokumentarfilme über Vulkane laufen auf allen Sendern. Wir spüren ein wachsendes Interesse an geotouristischen Angeboten im Natur- und Geopark, auch bei Schülern und ganz jungen Menschen.“ Die ließen sich sogar von den Lavagruben begeistern. „Allerdings kann man beim Abbau eben doch nicht von einem nachwachsenden Rohstoff sprechen“, meint der Geologe. Er plädiert dafür, die Zeiträume der Erdgeschichte nicht zu vergessen, in denen Nachschub produziert wird.

Informationen des Landesamts für Geologie und Bergbau: www.lgb-rlp.de/aktuelles/detail/news/detail/News/ungewoehnlich-tiefe-erdbeben-geben-hinweise-auf-bewegungen-magmatischer-fluide-unter-dem-laacher-see.html

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