Neuer Investor will neue Nutzung

GEROLSTEIN. Nach drei Jahren Leerstand geht es weiter im Albertinum. Der neue Eigentümer will aus dem Gebäudekomplex ein "Wohn- und Dienstleistungszentrum" machen. Außerdem sollen auf dem Gelände weitere Häuser gebaut werden. Das Bistum als Verkäufer wirft der Stadt unnötige Zeitverzögerungen vor.

Ende Mai wechselte das Albertinum vom Besitz des Bistums in die Hand von Bernd Wirtz. Der Architekt wohnt in Schweich und ist jeweils Geschäftsführer der Firmen Grund20 und Beda-Regiebau in Bitburg. Gerhard Biewer, Ökonom des Bistums: "Wir sind sehr froh über den Verkauf, denn wir haben durch die Quasi-Zusage der Kommune für den Kauf sehr viel Zeit verloren. Immer standen wir kurz vor Abschluss, aber man hat uns am langen Arm verhungern lassen". Eine Aktennotiz verweist bereits im Juni 2000 (ein Jahr vor dem Auszug der Caritas) auf die Kaufabsicht der Kommune. Im August 2001 ging das Haus von der Caritas wieder ans Bistum zurück. Das Übergangswohnheim für Aussiedler wurde geschlossen. Die Stadt wollte das Areal in der Innenstadt erwerben und bei der weiteren Nutzung mitsprechen (der TV berichtete mehrmals). Biewer zeigt einen weiteren Aktenvermerk vom 17. Dezember 2001: "Kommunalaufsicht hat Finanzierung abgelehnt. Stadtrat möchte Entscheidung nicht hinnehmen, steht weiter zu seinem Kaufbeschluss." Stadtbürgermeister Karl-Heinz Schwartz erinnert sich: "Das ging aber nur, wenn ein Investor da gewesen wäre. Die Kommunalaufsicht spielte nicht mit. Immerhin ging es um über eine Million Mark." Biewer hält dagegen: "Es wurde dann sogar gemeinsam ein Gutachten erstellt und permanent fortgeschrieben." Letztendlich lehnte die Kommunalaufsicht kategorisch den Ankauf des Albertinums ab. Über den aktuellen Kaufpreis schweigen sich Biewer und Wirtz aus. Über eines ist der neue Eigentümer allerdings unzufrieden: "Ich wollte vor dem Kauf eine Entscheidung über die Nutzung der Restflächen haben, aber im Stadtrat konnte man sich nicht einigen." Schwartz wiegelt ab: "Ich habe erst vor drei Wochen von dem Kauf erfahren. Ende September wird es im Bauausschuss behandelt werden". Er begrüße allerdings ausdrücklich Wirtz Pläne, den historischen Baustil zu erhalten. Wirtz geht zügig ans Werk. Die Anträge für kleinere Umbaumaßnahme im Gebäude sind gestellt. "Uns schwebt eine gewerbliche Vermietung, beispielsweise an Versicherungen oder Schulungszentren, vor. Eventuell kann das Dachgeschoss privat genutzt werden", berichtet der Architekt. Konkrete Verhandlungen würden bereits laufen und ein Mieter hätte schon für Jahresbeginn 2005 seine Zusage gegeben. Im ersten Zug will Wirtz 1000 Quadratmeter vermieten. Bis Ende 2005 sollen weitere 500 Quadratmeter folgen.2800 Quadratmeter Gelände zu vermarkten

Die Nutzung der Kapelle mit einer kompletten Wand aus Bleiverglasung sei noch unklar. "Das werden wir behutsam angehen", verspricht er. Die 2800 Quadratmeter Außengelände hin zur Aloys-Schneider-Straße will er noch in diesem Jahr vermarkten. Drei oder vier Grundstücke für den Bau von Einfamilien- oder Doppelhäusern sollen entstehen. "Wir geben die Grundstücke aber nur an denjenigen her, der auch mit uns schlüsselfertig baut", erklärt der Geschäftsführer von Beda-Regiebau und Grund20 eindeutig. Stadtbürgermeister Schwartz signalisiert: "Von Seiten der Stadt dürfte es keine Probleme geben, wenn auf dem riesigen Areal einige Häuser gebaut werden." Auch sei die Erschließung auf dem "Filetstückchen" im Innenstadtbereich völlig unproblematisch. Im Laufe der vergangenen drei Jahren wurde das Albertinum-Areal immer mehr zum Schandfleck der Stadt. Über die Ausmaße des Vandalismus und die künftige Nutzung des vom Verkauf ausgeschlossenen Sportgeländes des benachbarten Sankt Matthias Gymnasiums lesen sie in einer unserer nächsten Ausgaben.

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