Nicht alle Kirchen bleiben erhalten

Wiesbaum-Mirbach · Drei Gotteshäuser, ein Pfarrhaus und ein Veranstaltungssaal: In Wiesbaum-Mirbach besitzt die Kirchengemeinde fünf Immobilien - und weiß schon heute kaum noch, wie sie die unterhalten soll. Daher soll gemeinsam mit der Ortsgemeinde und den Bürgern ein langfristiges Immobilienkonzept erstellt werden. Im Gespräch ist unter anderen, die Pfarrkirche aufzugeben und zum Bürgerhaus umzubauen - für so manchen Wiesbaumer nicht vorstellbar. Heute Abend wird das Thema in einer Bürgerversammlung erörtert.

 Die Erlöserkapelle im Ortsteil Mirbach.

Die Erlöserkapelle im Ortsteil Mirbach.

Foto: Mario Hübner (mh) ("TV-Upload H?bner"
 Die Pfarrkirche St. Martin. TV-Fotos (2): Mario Hübner

Die Pfarrkirche St. Martin. TV-Fotos (2): Mario Hübner

Foto: Mario Hübner (mh) ("TV-Upload H?bner"

Wiesbaum-Mirbach. Pfarrkirche St. Martin samt angrenzendem Pfarrhaus, Jugendheim, Alte Kirche und die Erlöserkapelle in Mirbach: Diese fünf Immobilien hat die Kirchengemeinde St. Martin derzeit in Wiesbaum-Mirbach in ihrem Besitz - einem Dorf mit rund 600 Einwohnern und 469 Katholiken. Die Unterhaltung der Gebäude kostet die Kirchengemeinde viel Geld. Zu viel Geld.
Das wurde besonders deutlich, als vor zweieinhalb Jahren ein Kostengutachten für die notwendige Sanierung des Daches der Alten Kirche eingeholt wurde. Umfang: 250 000 Euro. Maximaler Zuschuss des Bistums: lediglich 5000 Euro. Denn den Regelzuschuss über 60 Prozent der Baukosten gibt es nur für regelmäßig genutzte Immobilien. Und das ist die Alte Kirche nicht. "Spätestens von da an war klar, dass wir uns etwas überlegen müssen", sagt Pfarrer Andreas Paul. Denn auch an der Pfarrkirche und im Jugendheim herrscht Sanierungsbedarf, der Abriss des Pfarrhauses, in dem es gebrannt hat, ist bereits beschlossene Sache.
Im Pfarrgemeinderat und Verwaltungsrat der Kirche wird seit geraumer Zeit nach einer Lösung gesucht. Pfarrer Paul sagt: "Für uns als Kirchengemeinde war bald klar: Unser erstens Augenmerk muss auf dem Erhalt der beiden Kirchen im Ort liegen." Mit dieser Grundaussage ist Paul in den Ortsgemeinderat gegangen und hat dort zudem drei aus Sicht der Kirchengemeinde mögliche Szenarien vorgestellt.
Variante eins sieht vor, dass die Alte Kirche (als Trauerhalle) und das Jugendheim (als Bürgerhaus) an die Ortsgemeinde verkauft werden. Variante zwei sieht den Umbau der Pfarrkirche vor, die dann sowohl als Kirche als auch als Bürgerhaus genutzt werden kann. Variante drei sieht ebenfalls den Umbau der Pfarrkirche vor, die dann aber ausschließlich als Bürgerhaus Genutzt wird. Die Alte Kirche wird dafür zur Pfarrkirche, das Jugendheim soll an einen Privaten verkauft werden. Für Pfarrer Paul ist "dieses Szenario das am Weitreichendste und Nachhaltigste, aber auch das, was die Menschen am meisten irritiert".
Denn für viele Gläubige sei die bestehende Pfarrkirche "ihr Haus, ihrer Heimat, mit der sie viele Erinnerungen verbinden. Da steckt sehr viel Emotion drin".
Vorgestellt werden sollen alle drei Szenarien, aber auch die Rahmenbedingungen, die das Kirchenrecht, die Finanzen und die demografische Entwicklung mit sich bringen, bei einer Bürgerversammlung am 5. Oktober. Der Pfarrer hofft ebenso auf eine rege Beteiligung wie Ortsbürgermeisterin Karin Pinn. Denn auch sie weiß um die Brisanz der Angelegenheit.
Sie sagt: "Ein hochemotionales Thema. Für einige Kirchgänger ist es unvorstellbar, die Pfarrkirche zum Bürgerhaus umzubauen." Grundsätzlich ist sie der gleichen Überzeugung wie der Pfarrer. Sie sagt: "Über kurz oder lang wird sich weder die Kirche noch die Gemeinde solch eine Vielfalt an Gebäuden leisten können." Daher hat auch die Ortsgemeinde ein großes Interesse an einer langfristigen Lösung. "Wir wollen doch keine Kirche als Bauruine im Dorf haben, und uns ist auch an einem funktionierenden Bürgerhaus wie dem Jugendheim gelegen", sagt die Ortsbürgermeisterin.
Sie fügt aber auch hinzu: "Der Ortsgemeinderat fühlt sich in der Pflicht, auch Verantwortung zu übernehmen. Aber: Wir haben finanziell klare Grenzen. Wir können nicht so einfach sagen, dass wir Jugendheim und Alte Kirche übernehmen."
Zudem müsse auch die Erlöserkapelle mit ins Immobilienkonzept aufgenommen werden. Denn für deren Unterhaltung und auch Sanierung hat die Gemeinde schon viel Geld bezahlt - und ist laut Vertrag auch in Zukunft dazu verpflichtet.
Die Informationsveranstaltung zum Immobilienkonzept der kirchlichen Gebäude in Wiesbaum ist heute Abend ab 19.30 Uhr im Jugendheim in Wiesbaum.

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