Nicht allein mit den Problemen

GEROLSTEIN. Neu und bisher einmalig im Kreis Daun: eine Selbsthilfegruppe für depressive Menschen. Heute Abend treffen sich Betroffene in Gerolstein zum Austausch. Psychotherapeutin und Familienberaterin Resi Schmitz leitet die Gruppe.

Vor kurzem trafen sich sieben Personen im Alter zwischen 35 und 70 Jahren, die unter Depressionen leiden. Sie hatten sich über eine Ausschreibung gefunden, um eine Selbsthilfegruppe zu gründen. Sie hoffen, dass zum heutigen Treffen noch mehr Betroffene kommen. "Im Laufe seines Lebens erlebt jeder Fünfte ein Depression", erklärt Therapeutin Resi Schmitz. Die Weltgesundheitsorganisation geht davon aus, dass bis 2020 die Depression die weltweit führende Krankheitsursache neben den Herz-Gefäß-Erkrankungen sein wird. "Das soziale Umfeld reagiert meist mit Unkenntnis und Unverständnis auf depressive Menschen. Das führt oft zur Isolation der Erkrankten", meint Schmitz. Beim ersten Treffen hätten alle sieben Teilnehmer das Aha-Erlebnis, "dem anderen geht es genauso wie mir, ich bin mit meinen Problemen nicht alleine". Austausch und Information stehen bei den Gruppentreffen im Vordergrund. Schmitz steht als kompetente Beraterin zur Verfügung. Fürs monatliche Treffen im April hat sie einen Psychiater als Referenten eingeladen. Die 43-jährige Gruppenleiterin erklärt: "Das Angebot der Selbsthilfegruppe ist nur eine Ergänzung zur ärztlichen Behandlung oder zur Gesprächstherapie. Sie kann diese Elemente nicht ersetzen." Wissenschaftlich sei erwiesen, dass die Kombination Einnahme von Psychopharmaka und Psychotherapie am wirksamsten bei Depression sei. Keines sei für sich alleine ein Allheilmittel. "Depression ist heilbar, und nicht jede Niedergeschlagenheit ist eine Depression", verbreitet Schmitz Hoffnung. Depressionen haben meist mehrere Ursachen. Die persönliche Veranlagung kann dabei ebenso eine Rolle spielen wie belastende Veränderungen der Lebenssituation. Scheidung, Tod eines Partners oder Kindes, Probleme bei der Arbeit oder auch Krankheiten wie MS, Krebs, Demenz oder Angststörungen können Auslöser dafür sein, ins "abgrundtiefe Loch zu fallen". Zu den möglichen körperlichen Beschwerden wie Schlafstörungen, innerer Unruhe, Ohrgeräuschen, Kopf- oder Muskelschmerzen gesellen sich Antriebslosigkeit und Rückzug. "Das Leben von depressiven Menschen wird von einem negativen Denkmuster beherrscht, nach dem Motto: Ich bin schlecht, die Welt ist schlecht", sagt Schmitz. Um dieses Denkmuster zu durchbrechen, ist auch Eigeninitiative gefragt. Die Bereitschaft zur Teilnahme an den Treffen der Selbsthilfegruppe kann der erste Schritt sein. Wenn heute Abend mehr als zwölf Teilnehmer zum Treffen kommen, will die Therapeutin zwei Gruppen bilden. Treffen heute, 20 Uhr in der Praxis für Familienberatung und Psychotherapie, Sarresdorfer Straße 23, Gerolstein. Kosten 7,50 Euro je Monat. Infos und Anmeldung unter Telefon 06591/981198.

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