"Nicht aus den Herzen der Menschen reißen"

Daun · Wie geht es weiter mit der Thomas-Morus-Kirche in Daun? Diese Frage beschäftigt ganz offensichtlich auch viele Bürger. Das beweist die Resonanz auf einen Leseraufruf des Trierischen Volksfreunds zur Zukunft des Gotteshauses.

 Mehrgenerationenhaus oder Denkmal? Die Zukunft der Thomas-Morus-Kirche in Daun bleibt weiterhin ungewiss. TV-Foto: Stephan Sartoris

Mehrgenerationenhaus oder Denkmal? Die Zukunft der Thomas-Morus-Kirche in Daun bleibt weiterhin ungewiss. TV-Foto: Stephan Sartoris

Daun. Die Fakten sind schon lange bekannt: Die 1970 an der Berliner/Prümer Straße errichtete Thomas-Morus-Kirche ist in einem desolaten Zustand, auch deshalb ist sie bereits seit 2011 von Allerheiligen bis Ostern geschlossen. Ende 2013 entschieden die hauptamtlichen Seelsorger und die Mitglieder des Pfarrgemeinde- und Verwaltungsrats, sich von der Kirche zu trennen.
Es wurden Gespräche mit Projektentwicklern und Investoren geführt, und es gibt Vorschläge für ein Vorhaben, das Wohnen mit allgemeinen Wohnbereichen, Generationenwohnen, betreutem Wohnen und Wohngemeinschaften umfassen soll.
Allerdings ist eine mögliche Realisierung erst einmal in weite Ferne gerückt, denn für die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz ist die Kirche würdig, als Denkmal eingestuft zu werden, was Kirchengemeinde und auch die Stadt als Hemmschuh für eine neue Nutzung sehen. Zudem wird befürchtet, dass Gelände und Gebäude kaum mehr zu verkaufen sind.
Auswertungen abwarten


Pfarrer Ludwig Hoffmann und Matthias Brauns, stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrats der katholischen Kirchengemeinde, haben sich in der vergangenen Woche mit Landrat Heinz-Peter Thiel und den für den Denkmalschutz zuständigen Mitarbeitern der Kreisverwaltung getroffen.
"Der Kreis will seine Stellungnahme erst abgeben, wenn die Vorstellungen der Stadt Daun, was mit dem Areal geschehen könnte, ausgewertet sind", berichtet Matthias Brauns. Das kann noch einige Wochen dauern.
Der Stadtrat könnte sich aber schon am Donnerstag mit dem Thema befassen. Die CDU-Fraktion wird nach Mitteilung ihres Sprechers Gerd Becker beantragen, dass eine Resolution, in der sich der Rat gegen die Unterschutzstellung der Kirche als Denkmal ausspricht, auf die Tagesordnung kommt. #"Ich werde einen Entwurf verfassen, den ich mit den übrigen Fraktionen noch absprechen werde", kündigt Becker an.
In der Bevölkerung - auch über Daun hinaus - ist die Zukunft der Kirche durchaus ein Thema. Ist die Entscheidung, die Thomas-Morus-Kirche unter Denkmalschutz zu stellen, nachvollziehbar oder falsch, hat der TV gefragt. Das Echo fällt unterschiedlich aus.

So schreibt Edmund Scholzen aus Schalkenmehren: "Ich fühle mich mit dem Gotteshaus und dem Gelände verbunden. 40 Jahre war ich Chormitglied des Kirchenchors Daun. Ich bin für die zukünftige Nutzung wie von der Kirchengemeinde vorgeschlagen."

Anders sieht es Frank de la Motte aus Pelm: "Hier sollte einmal ein Zeichen der Solidarität gesetzt werden von den Banken, Firmen oder sonstigen Organisationen in Daun und Umgebung, dass sich eine Stiftung für die Thomas-Morus-Kirche bildet, um dieses Kulturdenkmal zu erhalten. Desweiteren sollte die Denkmalschutzbehörde nunmehr auch darlegen, wie sie sich das weitere Vorgehen vorstellt, um den Erhalt der Kirche zu gewährleisten."

In diese Kerbe schlägt auch Roland Kauth aus Daun-Neunkirchen: "Die Thomas-Morus-Kirche gehört zu Daun und ist wie das Thomas-Morus-Gymnasium auch ein Stück Kulturgut, das es zu bewahren gilt! Denkmalschutz hat auch große Vorteile, wie beispielsweise Zuschüsse von der EU. Die Einstufung als Kulturdenkmal sollte positiv umgesetzt und als Chance gesehen werden. So müssen die Kosten für die Renovierung offengelegt und dann nach möglichen Geldgebern gesucht werden."

Renate und Norbert Schwenke aus Daun
meinen: "Eine Umwidmung der Kirchennutzung wird selbst ohne die Behinderung durch die Unterschutzstellung als Denkmal schwierig genug sein. Wir halten sie daher für falsch!"

Gottfried Willems aus Daun
wohnt nur wenige Meter entfernt vom Gotteshaus und schreibt: "Bei allem Respekt für die Aufgaben der Denkmalschutzkommission im Land kann ich die Haltung und die Wünsche meiner Pfarrgemeindevertreter nur unterstützen. Es handelt sich hier um ein zentrumsnahes, attraktives Grundstück, das zum Beispiel für ein Mehrgenerationenhaus ideal geeignet wäre.
Vor 50 Jahren hat man die Errichtung der Kirche für notwendig befunden. Heute lässt sich diese aus den im Artikel genannten Gründen nicht mehr aufrechterhalten. Eine Einstufung als ,denkmalwürdig\' sagt noch nichts über eine eventuelle Nutzung aus, aber jeder kann sich vorstellen, dass Investoren wegen der zu erwartenden hohen Auflagen abgeschreckt werden. Die Behandlung (Lösung) der anstehenden Frage ist hochsensibel; in einem demokratischen Gemeinwesen appelliere ich daran, die Entscheidungen nicht einfach den Vorschriften einer Behörde zu überlassen. Ich bin gespannt auf ,Volkes Stimme\'.”

Heinz M. Nägel aus Daun
schreibt: "Aus jetziger Sicht bin ich enttäuscht von denjenigen, die sich jetzt in ihrer Verantwortlichkeit plötzlich abputzen. Ich denke, es ist an der Zeit, dass der Trierische Volksfreund gründlich recherchiert und uns Leser umfassend informiert, statt eine Meinungsbildung zu schüren, bei der möglicherweise der Bezug zur Wirklichkeit fehlt.
Wie hoch ist das Kirchensteuereinkommen in Daun? Wofür wird das Geld ausgegeben? Warum hinterlassen die Kirchen auf den Dörfern einen gepflegteren und einladenderen Eindruck als die zwei katholischen Kirchen in Daun? Ich habe gelernt, man muss sich kümmern, dann wird das schon."

Für Manfred Meeth aus Pelm ist die "Thomas-Morus-Kirche ein Kulturdenkmal. Sie muss für die Verehrung dieses Heiligen und zum Gebet weiterbestehen und unter Denkmalschutz gestellt werden."

Heinrich Ewen, Pfarrer im Ruhestand aus Wittlich
, schreibt: "Was man hier lesen kann, tut weh. Sogar der dazugehörige Kommentar, überschrieben ,Klotz am Bein\' verrät in meinen Augen eine herzlose Denkweise. Die Kirche, von der hier die Rede ist, wurde 1970 erbaut. Als Pfarrer weiß ich um die Not, wenn Geld nötig ist, das aber nicht vorhanden ist. Als Pfarrer - heute im Ruhestand - komme ich zur Aushilfe in viele Kirchen, die auch in diesen 1960er/1970er Jahren vergrößert oder umgebaut wurden. Dabei sieht man oft, dass es noch viele leere Sitzplätze im Gottesdienst gibt. Aber wird es immer so bleiben?
Als mein Kaplan-Semesterjahrgang 1965 anstand, die erste Stelle als Pfarrer anzutreten, bekam ich den Auftrag, die Kirche in der neuen Pfarrei zu vergrößern und umzubauen. Ich erinnere mich, mit welcher Freude und Begeisterung die Pfarrangehörigen an dieses Werk gingen.
Die Leute spendeten viel Geld, viele Pfarrangehörige erbrachten eine Menge an Eigenleistung, sogar Kinder spielten auf einer Wiese Theater und brachten mir 16,65 Mark für die Kirche. Man könnte so viel Schönes in diesem Sinn aufführen. Wie viel ,Herzblut\' floss in das Bauwerk! Und nun soll so eine Kirche, die von nicht-kirchlichen Menschen sogar als Denkmal eingeschätzt ist, ein ,Klotz am Bein\' sein? Reißt man mit dem Abriss des Kirchengebäudes nicht auch ,die Kirche\' aus den Herzen der Menschen?"

Aus Sicht von Udo Lieven aus Daun-Rengen gibt es "genug baufällige und renovierungsbedürftige Objekte in der Stadt wie das Kurmittelhaus, das Schwimmbad und die Friedhofskapelle. Wie ist es mit dem Abriss der Kirche und dem Neubau einer Schwimmhalle? Nicht heute und morgen, aber als Idee für die Zukunft."

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