"Nicht nur bei mir sind Tränen geflossen"

GEROLSTEIN. Erzwungener Führungswechsel: Karl-Heinz Ottowitz (49), seit zweieinhalb Jahren Direktor des Hotel "Calluna", leitet nicht mehr die Geschäfte des Vier-Sterne-Hauses in Gerolstein. Er wurde mit sofortiger Wirkung vom Gesellschafterbeirat entlassen. Der Nachfolger sitzt bereits in den Startlöchern.

"Es ist nichts vorgefallen, und wir haben Herrn Ottowitz für seine Arbeit ausdrücklich gelobt. Aber über den Strategiewechsel fürs Haus sind wir trotz heftiger Diskussion nicht auf einen Nenner gekommen." Mit diesen Worten begründete Klaus Lehnen, einer der zehn Gesellschafter und Mitglied im Gesellschafter-Beirat (Klaus Lehnen: Marketing; Thomas Grün: Finanzen; Ewald Rieder: Technik; Wilfried Knauf: Personal) die Personalentscheidung. Diese sei in den vergangenen "zwei bis drei Monaten herangereift", mitgeteilt wurde sie Ottowitz dieser Tage. Die Nachfolge sei bereits geregelt: Am 1. Februar tritt ein Hotelier aus dem Raum Dortmund an. Sein Name: Markus Schönekerl. Sein Auftrag: Mehr Individualreisende ("die einen auskömmlichen Preis zu zahlen bereit sind", so Lehnen) und Tagungen zu akquirieren. Bis dahin wird die Leitung "intern geregelt". Der Geschasste "kann die Welt nicht mehr verstehen", denn "das Hotel läuft so gut wie nie, wir haben in den vergangenen beiden Jahren den Umsatz um je 25 Prozent gesteigert". Er berichtet von schockierenden Momenten für ihn, seine Familie und seine Mitarbeiter: "Nicht nur bei mir sind Tränen geflossen." Ottowitz, dem keine Begründung mitgeteilt worden sei, vermutet zweierlei: "Entweder Persönliches oder Geldmangel." So habe es mehrfach Differenzen darüber gegeben, wie der Beirat im Hotel auftrete. Zum Beispiel darüber, dass ein Gesellschafter "meinte, mit seinem Porsche bis vor die Tür fahren zu müssen, obwohl wir dort extra Blumenkübel aufgestellt haben, damit sich die Gäste auf der Terrasse des ,Leos' wohler fühlen". Ein anderes Mal habe er es nicht gutgeheißen, dass bei einer Tagung die Angestellten eines Gesellschafters "ihre MacDonald's-Tüten mitgebracht und daraus auf der Terrasse gegessen haben". Ein anderer Kündigungsgrund könnte laut Ottowitz, der nur leitender Angestellter, aber kein Gesellschafter ist, das Geld sein. Er sagte: "Ich vermute, dass so neues Kapital in die Gesellschaft fließen soll. Denn ich weiß von mindestens zwei Gesellschaftern, die kein weiteres Geld in das Haus pumpen wollen oder können." Auf TV-Nachfrage bestätigte Klaus Lehnen, dass der Neue Mitgesellschafter werden wird: mit einem "sechsstelligen Betrag". "Er würde es nicht tun, wenn er nicht davon überzeugt wäre, dass sein Geld gut angelegt ist", sagt Lehnen, der von einem "beruhigenden Akt für alle Beteiligten" spricht. Schließlich seien weitere Investitionen geplant (der TV berichtete). Persönliche Differenzen würden keine Rolle spielen, "schließlich sind wir Profis". Zudem ist nach Ansicht des Gesellschafters erstens "klar, dass die Kapitalgeber bestimmen, welche Musik gespielt wird", zweitens sei im Hotelbereich ein Wechsel nach zweieinhalb Jahren nicht ungewöhnlich. Lehnen: "Das ist ja schon fast langweilig."

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