Nicht von langer Dauer: Freibad an der Kleinen Kyll ist schon lange Ruine

Niederstadtfeld · Dass Niederstadtfeld einst ein Schwimmbad hatte, ist heute kaum mehr bekannt. Kein Wunder, wurde es doch vor Ende des Zweiten Weltkriegs wieder geschlossen.

 Pläne für ein Schwimmbad gab es schon Ende der 1920er Jahre, eröffnet wurde es dann am 20. Juni 1939. Es existierte nur fünf Jahre. Foto: Archiv Alois Mayer

Pläne für ein Schwimmbad gab es schon Ende der 1920er Jahre, eröffnet wurde es dann am 20. Juni 1939. Es existierte nur fünf Jahre. Foto: Archiv Alois Mayer

Foto: (e_daun )

Niederstadtfeld. Über die hochsommerlichen Temperaturen freuen sich die Freibad-Betreiber: endlich mal viele Gäste! Die haben die Wahl: schwimmen in einem Maar oder doch lieber in einem beheizten Freibad. Vor etwas mehr als 70 Jahren wäre auch ein Badbesuch in Niederstadtfeld möglich gewesen. An der Kleinen Kyll lag die Anlage, heute sind nur noch Reste zu entdecken, wie Teile des Nichtschwimmerbeckens oder der Umrandung. Pläne zum Bau eines Schwimmbads gab es schon 1928; allerdings wurden diese nicht umgesetzt, auch weil das Geld fehlte. Das änderte sich während der nationalsozialistischen Regierung (ab 1933). Die treibende Kraft in Niederstadtfeld war Volksschullehrer und Parteimitglied Georg Jakobs. Er schrieb: "Wiederholt habe ich beim Amtsbürgermeister und der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt und dem Sachbearbeiter für körperliche Ertüchtigung bei der Regierung in Trier den Gedanken für den Bau eines Schwimmbads vorgebracht. Endlich war nun unser Amtsbürgermeister Olzem dafür gewonnen."Dorfgeschichte

 Heute sind noch einige Überreste jener ehemaligen Badeanstalt zu entdecken, wie Springblöcke und Teile des Nichtschwimmerbeckens oder der Schwimmbadumrandung. TV-Foto: Alois Mayer

Heute sind noch einige Überreste jener ehemaligen Badeanstalt zu entdecken, wie Springblöcke und Teile des Nichtschwimmerbeckens oder der Schwimmbadumrandung. TV-Foto: Alois Mayer

Foto: (e_daun )


1939 wurde mit dem Bau begonnen. Etwa einen Kilometer hinter Niederstadtfeld in Richtung Schutz entstanden Becken für Nichtschwimmer (3 mal 4 Meter) und Schwimmer (15 mal 30 Meter) sowie Toiletten und Umkleidekabinen. Das Wasser wurde aus dem Bach in die Becken geleitet. Eröffnung war am 20. Juni 1939, in Anwesenheit vieler Parteigrößen wie des NS-Kreisleiters Walther Kölle aus Daun, der eine Lobrede auf die Errungenschaften des Führers hielt. Er bedankte sich beim Amtsbürgermeister, dem es gelungen sei, dieses Schwimmbad zu schaffen, welches das erste dieser Art im Kreis Daun und überhaupt in der Eifel sei. Weiter wünschte er noch, dass die für den Amtsbezirk Niederstadtfeld vorgesehenen Schwimmbäder in Üdersdorf und Deudesfeld ebenfalls bald entstehen würden.
Die Begeisterung in der Bevölkerung hielt sich jedoch in Grenzen. Besonders die Unterrichtsmethoden des Lehrers waren bei den Schülern nicht geradezu lustfördernd: "Wir Kinder wurden nach der Hitlermethode ins Wasser geworfen, dann lernten wir schwimmen, ob wir wollten oder nicht!", erinnert sich heute noch Georg Bauer. Das Schwimmbad wurde kaum angenommen. Die Erwachsenen hatten so viel mit ihrer Land- und Forstwirtschaft zu tun, dass kaum Zeit zum Schwimmen blieb. Die Kinder und Jugendlichen nutzten das Bad fast ausschließlich nur auf Anordnung der Kindergartenerzieherin und der Volksschullehrer während den Turnstunden. Ansonsten hatten auch sie zu wenig Zeit, da sie dringend bei der Haus-, Stall- und Feldarbeit benötigt wurden.
Außerdem war das Badewasser meist viel zu kalt, um es länger zu genießen. Ganz entscheidend auch der Ausbruch des Krieges am 1. September 1939, der die Bewältigung anderer Sorgen in den Vordergrund und Freizeitschwimmen in den Hintergrund stellte.
Das Niederstadtfelder Freibad existierte nur bis 1944. Die Anlagen, Holzbaracken, Umkleidekabinen wurden nach dem Krieg von der Bevölkerung abgerissen und zum Wiederaufbau und Eigenbedarf verwendet.
Im Internet wird behauptet, die Leute würden diese Ruine als "Nazi-Bad" bezeichnen. Diese Behauptung ist falsch, da die Bevölkerung im Tal der Kleinen Kyll es nur die "Alte Badeanstalt" nennt.

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