Noch einmal "auf frischer Tat ertappt"

Gemeinsam mit seinen drei Sängerkollegen in der Band "Caught In The Act" verkaufte Benjamin Boyce in den 1990er Jahren Millionen von Tonträgern. Die Gruppe ist längst aufgelöst, viele Fans jedoch blieben treu. Und luden zum Treffen mit Boyce ins Wiesbaumer "Bistro Courage" ein.

 Noch immer umschwärmt: Benjamin Boyce (in der Mitte mit blauem T-Shirt). TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Noch immer umschwärmt: Benjamin Boyce (in der Mitte mit blauem T-Shirt). TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Wiesbaum. (fpl) Benjamin Boyce ... Benjamin Boyce ... Das sagt Ihnen jetzt nichts? Vielleicht ja doch: "Caught In The Act" - zu deutsch etwa: "Auf frischer Tat ertappt" - hieß die britisch-niederländische Jungs-Gruppe (Fachbegriff: Boygroup), in der Boyce von 1992 bis 1998 sang und höchst erfolgreich war.

Sieben Jahre Ruhm, rund 20 Millionen verkaufter Tonträger, viele verzückte, vor allem weibliche Fans: lange vorbei. Zwei Singles, die Boyce nach der Band-Auflösung solo veröffentlichte, platzierten sich in den mittleren Verkaufsregionen. Danach war Schluss.

Und doch: Es gibt sie noch, die treuen Anhänger. Eine der treuesten: Steffi Römer aus Hillesheim. Die 28-Jährige hat das Treffen in Wiesbaum organisiert. "Wir möchten daran erinnern, dass wir immer noch Fans sind, auch wenn es die Gruppe nicht mehr gibt", sagt sie. Rund 50 junge Frauen sind gekommen, aus ganz Deutschland, aus Österreich und den Niederlanden. Eine eher kurze Anreise hat der Ehrengast: Boyce wohnt in Köln.

Klar: Man könnte sich jetzt prima lustig machen - über das Phänomen anhaltender Vierzehnjährigkeit, die Schwärmerei, die Veranstaltung. Muss man aber gar nicht: Dafür nämlich ist das Treffen dann doch viel zu nett und entspannt. Das gilt für die Organisatorin, die in den Vorbereitungen von Ex-"Bravo"-Mann und Boyce-Kumpel Fritz Tillack unterstützt wurde (Tillack selbst ist aus München angereist). Das gilt für die anderen Fans. Und es gilt für Benjamin Boyce.

Der knapp 41-Jährige erweist sich als aufgeräumter, offener Gesprächspartner, der dabei locker zwischen Deutsch und seiner Muttersprache Englisch hin- und herwechselt. "Respekt" - so lautet seine Antwort auf die Frage, warum er nach Wiesbaum gekommen sei.

Schnell spürt man: Der Mann weiß, wem er seinen Erfolg zu verdanken hat. Es sei einfach schön zu sehen, dass die Fans immer noch für ihn da seien, dass sich jemand wie Steffi Römer die Mühe mache, dieses Treffen vorzubereiten. "Und da ist es doch das Mindeste, was ich tun kann, auch aufzukreuzen."

Boyce bekennt, dass die Zeit nach dem Erfolg nicht einfach war: "Ich habe so eine Phase gehabt ... aber das ist lange her." Letztlich habe er immer gewusst, dass die großen Tage irgendwann vorbei sein würden. "Schlimmer ist, dass ich darüber die Musik verloren habe", sagt er. Und blickt mit Ernüchterung auf die heutige Szene: "Das Musikgeschäft ist dermaßen tot ... unglaublich, wie wenige Platten man verkaufen muss, um eine Nummer Eins zu kriegen."

Sein Leben heute? "Ich habe eine kleine Tochter. Und für die will ich da sein", sagt er. Die finanziellen Mittel habe er ja zum Glück - auch dank der Menschen, die im Bistro um ihn herumschwärmen. Boyce wird, nach einer Trennung, zu Frau und Kind zurückgehen, nach Fankfurt: "Ich habe mein Haus in Köln verkauft, im Dezember bin ich weg." Wir sind auch weg - und überlassen den freundlichen Benjamin Boyce seinen Anhängern, mit ein bisschen mehr Respekt als vorher.

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