Nur ein Baum ist im Weg

PELM. Bewegung, aber noch kein Durchbruch: Nach dem spektakulären Lkw-Unfall im vergangenen September ist die Diskussion um die seit Jahren geforderte Entschärfung der Pelmer Ortseinfahrt der B 410 neu entbrannt. Nun steht der Realisierung nur noch ein Baum im Weg.

"Der Artikel im TV hat gewirkt. Danach haben das Straßenbauamt und die Polizei hier rasch Ortstermine veranstaltet; und es gab auch plötzlich einen Plan-Vorentwurf", berichtet Anwohner Josef Schend (78). Er ist seit Jahren durch Lärm und Staub geplagt und durch etliche Unfälle vor seiner Haustür auf der stark befahrenen Straße gefährdet. Als es im vergangenen September zu dem spektakulären Unfall gekommen war, bei dem ein schwer beladener Lkw aus der Kurve geflogen, in den Vorgarten gebrettert, dort umgekippt und seine Kiesladung auf dem Grundstück verteilt hatte, war das Thema "Entschärfung der Ortseinfahrt" plötzlich wieder auf der Tagesordnung. Dafür sorgten vor allem Elisabeth (74) und Josef Schend. Seit Jahren kämpften sie vergeblich. Und auch das vor zweieinhalb Jahren eingerichtete Tempo-30-Limit hat in den Augen der Anwohner nicht viel gebracht - weil sich kaum einer dran hält. Elisabeth Schend verweist auf die vielen Unfälle vor ihrer Haustür, bei denen Autos aus der Kurve fliegen, LKW einen Teil ihrer Ladung verlieren und auch schon mal eine führerlose Dampfwalze durch den Vorgarten rollte, und sagt: "Wir haben stets Angst." Dass sie jetzt - nach Jahren der Telefonate, Gespräche und des Papierkriegs zwischen ihnen, ihren Anwälten und den Behörden und Politikern - endlich doch noch Gehör zu finden scheinen, freut das Ehepaar. Josef Schend sagt: "Ich bin gerne bereit Land abzugeben, damit endlich Ruhe auf dem eigenen Hof einkehrt." So denken auch die anderen betroffenen Anwohner, wie Helmut Bell, der zuständige Abteilungsleiter im Landesbetrieb Straßen und Verkehr in Gerolstein, sagt: "Die Zustimmung der Anlieger liegt mündlich vor."Geschätzte Kosten: 80 000 Euro

Das ist auch notwendig, denn für die Entschärfung soll der Scheitelpunkt der Kurve um einige Meter zur Kyll hin verlegt werden. An der Böschung, an der auch große Bäume stehen, schließt sich an die Leitplanken eine so genannte Beton-Gleitwand bis zum Anwesen der Schends an. Weiterhin wird die Fahrbahn in der Kurve durch eine Mittelinsel getrennt. Bell: "Dadurch wird ein eingeengtes Sichtfeld geschaffen, dass in aller Regel dazu führt, dass die Verkehrsteilnehmer langsamer fahren. Und ein Schneiden der kurve wird unmöglich gemacht." Die Kosten für das Vorhaben beziffert der Experte auf 70 000 bis 80 000 Euro. Und das Geld stellt nach seiner Auskunft auch kein Problem für einen Baubeginn noch in diesem Jahr dar. Dafür aber der - von Rockeskyll aus betrachtet - letzte Baum in der Kurve. "Bell: "Der müsste noch weg, damit auch Langholztransporte, die zu lang geladen haben - und davon gibt es immer einige - durch die Kurve kommen." Um das zu klären und somit den Weg zum Baurecht frei zu machen, soll es in den nächsten 14 Tagen ein Gespräch mit der Landespflegebehörde in Daun geben. Bell meint: "Die Gefahr, das eine Holzladung in der Kurve runter kracht, können wir nicht eingehen." Die Geduld, noch einige Monate zu warten, bringen auch die Schends auf. Doch deren Vorfreude ist wegen eines anderen Vorfalls nicht ganz ungetrübt. Unlängst hatte ein LKW Öl in der Kurve vor ihrer Haustür verloren. Das hatte die Feuerwehr dann auch mit Granulat abgestreut. "Doch dann blieb das Zeug auf der Fahrbahn, und es hat gestaubt wie verrückt", berichtet Josef Schend. Und als er dann von der Straßenmeisterei an die Ortsgemeinde verwiesen wurde, und er beim Ortsbürgermeister Rohde erfolglos um Hilfe durch die Feuerwehr gebeten habe, wurde der geplagte Anwohner sauer. "Da bin ich stehen gelassen worden, wie ein kleiner Junge. So geht's ja wohl nicht." Was brennt Ihnen unter den Nägeln? Nennen Sie uns Ihr Thema: thema@volksfreund.de Wir bringen es voran.

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