"Nur wer hellhörig wird, kann helfen"

DAUN/GEROLSTEIN. (vog) Stark sein, sauber bleiben, gut fühlen – "be strong, be clean, feel good": So heißt das Motto der Suchtpräventionswochen, die seit 27. Juni im Kreis Daun laufen. Ein Suchtpräventions-Infoabend für Eltern, Lehrer, Vereine und Gruppenleiter bildet heute den Abschluss.

Kriminalhauptkommissar Hubert Lenz ist heute Abend ab 20 Uhr im Haus der Jugend (HdJ) in Gerolstein. Er ist seit neun Jahren Jugendsachbearbeiter bei der Polizei und weiß um die Brisanz des Themas: "Wenn bei 13-Jährigen Alkohol- und Nikotinkonsum schon keine Ausnahme mehr ist, dürfen wir uns nicht wundern, wenn später der Kick bei illegalen Drogen gesucht wird." Lenz fordert, den Jugendschutz auch im Elternhaus ernst zu nehmen. Nach seinen Kenntnissen hat in der Region jeder sechste Jugendliche zwischen 13 und 15 Jahren bereits Erfahrungen mit illegalen Drogen gemacht. Heute Abend erwarten die Besucher neben Informationen auch viele Tipps. Ute Schmitt, HdJ-Leiterin in Gerolstein: "Wer die ersten Anzeichen richtig deuten kann und hellhörig wird, kann rasch effektiv helfen." Schmitt hat gemeinsam mit Susi Schu vom Kreisjugendamt den Workshop "Ich-Du-Wir-gemeinsam stark sein" erstmals in einer vierten Klasse geleitet. Die Grundschüler der 4b in Hillesheim hatten eine Menge Spaß dabei. Bei einer Projektarbeit sollten die Zehnjährigen aufzählen, was sie außer Fernsehen gucken und Computer spielen (beides kann zur Sucht werden) sonst noch in der Freizeit unternehmen. Eine stattliche Liste kam zusammen. Schu erklärt den Hintergrund der Aktion: "Wer innerlich nicht leer ist, sucht auch nicht nach Ersatzbefriedigungen." Als schwierig empfanden viele Viertklässler die Aufgabe, im Kreis stehend ihrem Vordermann ein Kompliment auf den Zettel (der am Rücken angeheftet war) zu schreiben. Achtklässler mussten bereits Suchtprofile nach der Frage "Was benutze ich wie oft" erarbeiten. HdJ-Leiterin Schmitt: "Es gibt Achtklässler, die mehrmals die Woche Schmerzmittel einnehmen." Ein anderer Jugendarbeiter berichtet: "Ich kenne zwei Sechsklässler, die schon morgens zum Frühstück Mixery trinken." Legale Drogen wie Alkohol und Nikotin stehen häufig vor dem Einstieg in den Teufelskreis Suchtbefriedigung mit illegalen Drogen. Achtklässler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums besuchten am Montag die Suchttherapieklinik "Am Rosenberg" in Daun. 220 Schüler der Haupt- und Realschule Daun besuchten das Theaterstück "Abgebrannt", aufgeführt vom Hein-Knack-Theater. Mehr als 50 Mädchen zwischen zwölf und 17 Jahren kamen zum ersten Mädchen-Kreativ-Tag im Kreis Daun. Schmitt: "Die Premiere hat all unsere Erwartungen übertroffen". Die Organisatoren (HdJ Daun, Gerolstein und Jünkerath, Pro Familie Gerolstein, Jugendpflege VG Daun und Gleichstellungsbeauftragte des Kreises) versprechen: "Im nächsten Jahr wird es wieder einen Mädchen-Kreativ-Tag geben". Veranstalter der Suchtpräventionswochen ist der Arbeitskreis Sucht- und Gewaltprävention im Kreis Daun.

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