Oberbettingen sucht Basalt am Rossbüsch

Oberbettingen · An der Gemarkungsgrenze zwischen Oberbettingen und Kalenborn-Scheuern wird ein größeres Basaltvorkommen vermutet. Der Gemeinderat und die Rheinischen Provinzial-Basalt- und Lava-Werke (RPBL) haben einen Vorvertrag für den Abbau abgeschlossen.

 Die Rheinischen Provinzial-Basalt- und Lava-Werke (RPBL) wollen ihre Grube in Oberbettingen vergrößern. TV-Foto: ARCHIV/Mario Hübner

Die Rheinischen Provinzial-Basalt- und Lava-Werke (RPBL) wollen ihre Grube in Oberbettingen vergrößern. TV-Foto: ARCHIV/Mario Hübner

Oberbettingen. Am Rossbüsch, einer vulkanischen und bewaldeten Erhebung zwischen Oberbettingen, Niederbettingen sowie Kalenborn-Scheuern wird Basalt vermutet. Oberflächenproben haben dies zudem bestätigt, berichtet Thomas Blau, Geschäftsführer der Rheinischen Provinzial-Basalt- und Lava-Werke (RPBL). "Wie viel dort liegt, und ob es abbauwürdig ist, werden weitere Tests zeigen." Die Suche nach Basalt im großen Stil sei immens teuer und langwierig. Aus diesem Grunde sei mit der Gemeinde Oberbettingen ein Vorvertrag zum Abbau abgeschlossen worden. "Ein Unternehmen wie RPBL, das vulkanische Rohstoffe fördert und aufbereitet, ist auf langfristige Planung angewiesen", sagt Blau. "Deshalb schauen wir im Rossbüsch genauer nach, und die Gemeinde hat selbstverständlich Interesse an Einnahmen aus dem Bruchzins." Mehr als ein Jahr werde es dauern, bis handfeste Ergebnisse vorliegen, schätzt der Geschäftsführer.
Unterdessen haben sich die Naturschützer des Nabu (Naturschutzbund Deutschland) und die "Interessengemeinschaft (IG) zum Schutz der Eifelvukane" zu Wort gemeldet und protestieren gegen einen möglichen Abbau: "Im Hillesheimer Land mit seinen vielen großflächigen Tagebauwunden, hat der Rossbüsch als eine der wenigen noch verbliebenen naturnahen Flächen eine überragende Bedeutung für die Zukunft", sagt Hartmut Schmidt von der IG Eifelvulkane.Kreistag gegen neue Pläne



"Eine Freigabe der Rohstoffnutzung im Rossbüsch, den die Obere Naturschutzbehörde als Vulkanberg mit erheblicher Bedeutung für das Landschaftsbild einstuft, sei aber nicht zu erwarten", schreibt Schmidt in einer Stellungnahme. Diese werde auch im neuen Regionalen Raumordnungsplan nicht erfolgen, so Schmidt.
Der Kreistag des Vulkaneifelkreises hatte sich bereits 2011 einstimmig gegen Neuaufschlüsse auf seinem Gebiet ausgesprochen, was aber in Konkurrenz zu den Vorstellungen der Gesteinsindustrie steht.
In demselben Jahr hatte das Landesamt für Geologie und Bergbau (LGB) in Mainz vorgeschlagen, die Vorranggebiete für den Abbau von Natursteinen von 400 auf mehr als 2000 Hektar zu erweitern. Praktisch alle Vulkanberge der Westeifel sind Bestandteil des Vorranggebietes - ein Gutachten, das die Unternehmen die Freigabe zum Abbau erwarten lässt, auch im Rossbüsch.
"Fände hier ein neuer Abbau statt, dann würde erneut ein Stück Natur, charakteristische Eifeler Landschaft und Lebensraum von Tieren und Pflanzen irreversibel geopfert", sagt Clemens Hackenberg, Sprecher des Nabu Kylleifel.
Oberbettingens Ortsbürgermeister Hans-Jakob Meyer versteht die Aufregung nicht: "Der Gemeinderat hat der RPBL lediglich erlaubt, nach Basalt zu suchen. Weiter gibt es nichts zu sagen, denn es steht noch gar nichts fest", sagt Meyer.
Auch die Stimmung im Ort, die in den vergangenen Jahren während des Basaltabbaus im ebenfalls auf Oberbettinger Gemarkung liegenden Ruderbüsch von Beschwerden und Protesten geprägt war, mag Meyer nicht beurteilen. "Es ist noch alles offen, daher gibt es zurzeit nichts zu sagen." Aufgefallen sei dem Ortsbürgermeister lediglich, dass die entscheidende öffentliche Sitzung zum Vorvertrag mit der RPBL nicht stärker besucht war: "Es kamen nicht mehr Bürger als sonst."Extra

Gutachten des Nabu: Der Rossbüsch ist ein naturnahes Waldstück südlich von Oberbettingen und neben dem Arten- und Biotopschutz besonders wertvoll für das Landschaftsbild. Er beherbergt drei Naturdenkmäler sowie einen alten Vulkankegel und wurde vom NABU in Zusammenarbeit mit der AG der Dauner Naturschutzverbände unter 45 weiteren Bergen als besonders erhaltenswert eingestuft. Die Struktur- und Genehmigungsbehörde (SGD) bescheinigt für den Fall, dass es im Rossbüsch zu einem Gesteinsabbau kommt, aufgrund der Beeinträchtigung des Landschaftsbildes einen Konflikt mit dem Landschaftsrahmenplan. nowExtra

2005 hat die Ortsgemeinde Oberbettingen einen Vertrag mit den Rheinischen Provinzial-Basalt- und Lava-Werken (RPBL) bis 2025 geschlossen. Danach sollte die RPBL 4,5 Millionen Tonnen Basalt abbauen und der Gemeinde jährlich bis zu 100 000 Euro Bruchzins zahlen. Das Basaltvorkommen betrug aber nur 2,2 Millionen Tonnen und ist mittlerweile erschöpft. In den Jahren des Gesteinabbaus formierte sich in Oberbettingen Protest, der zur Gründung einer Bürgerinitiative führte. Bürger prozessierten wegen Rissen in ihren Gebäuden, die von Sprengungen im Steinbruch stammen sollten. Auch das erhöhte Verkehrsaufkommen durch Basalt-LKW war ein Grund für Beschwerden. Laut der RPBL mussten keine Entschädigungen wegen Rissen an Gebäuden gezahlt werden, da die Erschütterungen weit unterhalb der zugelassenen Werte blieben. Heutzutage rüstet die RPBL Häuser in der Nähe eines Basaltbruchs mit Messstationen aus, die die Erschütterungswerte laufend dokumentieren. now

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