"Öffentliche Nachfrage gleich null": Kreismedienzentrum macht dicht

Daun/Gerolstein · Fast 25 Jahre lang hat das Kreismedienzentrum in Daun die Schulen der Region mit Filmen und anderen Unterrichtsmedien versorgt. Jetzt ist es als eine der ersten Institutionen den Sparmaßnahmen zum Opfer gefallen, die der Kreis zur eigenen Entschuldung beschlossen hat. Die Zukunft der benachbarten Kreisbibliothek ist weiter ungewiss.

 Dem Spardiktat zum Opfer gefallen: Das Kreismedienzentrum in Daun ist geschlossen. TV-Foto: Mario Hübner

Dem Spardiktat zum Opfer gefallen: Das Kreismedienzentrum in Daun ist geschlossen. TV-Foto: Mario Hübner

Daun/Gerolstein. Seit Mitte der achtziger Jahre war das Kreismedienzentrum für die Beratung der Lehrer und die Anschaffung neuer Medien verantwortlich, jetzt ist es geschlossen worden. Etwa 6400 Medien haben sich seitdem in den ehemaligen Internatsräumlichkeiten unterhalb der Kreisbibliothek angesammelt - darunter mehr als tausend alte 16-Milimeter-Filme und Hunderte Dia-Reihen, die seit geraumer Zeit nicht mehr genutzt werden.
200 bis 600 Euro pro Film


Die VHS-Filme und vor allem die rund 40 DVDs sollen nach einem bestimmten Schlüssel an die Schulen im Kreis verteilt werden, schließlich hat man sie sich einiges kosten lassen: Zwischen 200 und 600 Euro bezahlt das Medienzentrum für jeden neuen Film. Die Kosten sind wegen der Lizenzen, diese Filme im Unterricht vorführen und sie kopieren zu dürfen, so hoch.
Heinz-Peter Hoffmann, Abteilungsleiter Schulen, Straßen, Bau bei der Kreisverwaltung, sagt zum Prozedere: "Das gesamte Material wird jetzt an die Schulen im Kreis verteilt. Wir haben bereits alle angeschrieben und schon etliche antworten. Wenn sich mehrere Schulen um ein Medium bewerben, muss das Los entscheiden." Die DVD-Rohlinge mit den Lizenzen bleiben aber beim Kreis, lediglich Kopien werden an die Schulen weitergegeben.
Was mit den Medien geschieht, für die es keine Nachfrage gibt, ist bislang noch offen. Hoffmann sagt aber: "Jeder, der Interesse hat, kann sich melden. Ich gehe aber davon aus, dass manches auch im Müll landen wird."
Die Schließung begründet Hoffmann so: "Das Kreismedienzentrum war fast ausschließlich auf schulische Belange ausgerichtet, die öffentliche Nachfrage nach Materialien war gleich null."
Die Schulen werden aber weiterhin diese Filme anfordern und im Unterricht zeigen können. Ob auch künftig neue Filme samt den Lizenzen angeschafft werden, ist laut Hoffmann "Sache der Schulleiter und der Schulträger". Insgesamt erwartet sich der Kreis durch die Schließung der Einrichtung eine Ersparnis von 25 000 Euro.
Auch Klaus Thürr und Günther Koenen fallen diesen Sparmaßnahmen zum Opfer. Die beiden pensionierten Soldaten waren als Aushilfen vom Kreis angestellt, um Ausleihe und Neuanschaffungen zu regeln. Klaus Thürr ist schon seit mehr als 20 Jahren im Medienzentrum eingesetzt und hat die Einrichtung mit aufgebaut.
Anfangs noch in der Dauner Burg untergebracht, ist die Bildstelle Mitte der achtziger Jahre in das ehemalige Internatsgebäude auf dem Schulgelände des Thomas-Morus-Gymnasiums umgezogen.
Siegfried Czernohorsky leitete damals die Bildstelle und war maßgeblich für die technische Umstellung und den Umbau der Räumlichkeiten verantwortlich. Zeitweise verlieh das Medienzentrum nicht nur an Schulen, sondern besaß auch Spielfilme, die zur öffentlichen Ausleihe zur Verfügung standen.
Daneben veranstaltete das Medienzentrum auch den Junior-Award-Wettbewerb des Tatort Eifel-Festivals.
Die letzten Jahre leitete der TMG-Lehrer Jan Loewe das Medienzentrum. Er bedauert die Schließung: "Filme für den Unterricht können jetzt nur noch per Fernleihe aus dem Pädagogischen Landesinstitut geliehen werden, was sowohl mehr Bürokratie, als auch eine kürzere Ausleihzeit für die Lehrer bedeutet." Zudem könne jetzt auch nicht mehr wie bisher auf die Bestände anderer Medienzentren zugegriffen werden.
Besonders befremdlich erscheint Loewe jedoch, dass er erst sehr kurzfristig von der geplanten Schließung erfuhr: "Da hatten wir gar keine Möglichkeit mehr, öffentlich Protest einzulegen." Ebenfalls kritisiert er, dass "kein Kreistagsmitglied vor der Schließung vor Ort war, um sich über die Arbeit des Medienzentrums zu informieren". Auch seien keine anderen Finanzierungsmöglichkeiten geprüft worden.Extra

Das Kreismedienzentrum hat in den vergangenen Jahren jährlich 25 000 Euro Verluste gemacht. Ausgaben von 50 000 Euro standen Ausgaben von 25 000 Euro entgegen. Zu Buche geschlagen haben laut Heinz-Peter Hoffmann von der Kreisverwaltung vor allem die Büro- und Verwaltungskosten, der Fahrdienst für die DVDs zu den Schulen im Kreis, Mitgliedschaften und die Personalkosten für die beiden Mitarbeiter auf 400-Euro-Basis, die sich um den Verleih und die Neuanschaffungen von Medien gekümmert haben. Die durch die Schließung der Einrichtung gesparten 25 000 Euro werden dem Entschuldungsfonds zugeführt. Der Eigenanteil des Kreises beträgt jährlich 820 000 Euro. Die 2,55 Euro, die die Schulträger (Kreis und Verbandsgemeinden) pro Jahr und pro Schüler an das Medienzentrum abgeführt haben, können sie nun behalten. Hoffmann sagt: "Das Geld können sie nun selbst für die Medienarbeit in den Schulen einsetzen." mh

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