Orange kommt aus der Mode

DAUN/BITBURG-PRÜM/BERNKASTEL-WITTLICH. Nach Poststellen, Telefonzellen und Bankfilialen wird auch das Netz der Notrufsäulen weiter ausgedünnt. Von den derzeit von der ADD verwalteten 23 Säulen in den Kreisen Daun, Bernkastel-Wittlich und Bitburg-Prüm werden Ende 2006 nur noch zehn übrig sein - eine davon im Kreis Daun.

Noch kennt sie fast jedes Kind: Die orangen Notrufsäulen an Autobahnen sowie Bundes- und Landstraßen. Doch in naher Zukunft werden die Säulen in Rheinland-Pfalz fast verschwunden sein. Derzeit gibt es landesweit noch 173 Notrufsäulen, davon werden bis Ende nächsten Jahres nur noch 50 bis 60 übrig sein.Säulen kosten 600 Euro im Jahr

Auch die Kreise Daun, Bernkastel-Wittlich und Bitburg-Prüm bleiben nach Mitteilung der zuständigen Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier nicht ungeschoren. Von derzeit noch 23 Säulen werden 13 in diesem oder nächsten Jahr abgebaut, zehn bleiben übrig. Im Kreis Bitburg-Prüm verschwinden alle Notrufsäulen, im Kreis Daun bleibt eine, im Kreis Bernkastel-Wittlich neun. Ein Argument für den Abbau sind auch die Kosten. Jährlich 600 Euro müssen für den Unterhalt aufgewendet werden. Dass die Notrufsäulen an Bedeutung verloren haben, hängt vor allem mit dem Handy-Boom zusammen. "Der größte Teil der Notrufe kommt mittlerweile über Handys rein", sagt Werner Müllen, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Daun. Auch andere Polizeidienststellen berichten, dass nur noch sehr selten Notrufmeldungen über die Säule kommen. Ähnliche Erfahrungen hat nach eigener Aussage auch die Autobahnpolizei gemacht."Funklöcher" bleiben versorgt


Vor der Entscheidung, welche Notrufsäulen abgebaut werden, wurde sichergestellt, dass keine Standorte betroffen sind, die in einem "Funkloch" liegen, teilt die ADD mit. Weitere Kriterien waren laut Aufsichtsbehörde veränderte Verkehrssituationen und Wohnortnähe. Während die Notrufe, die an den von der ADD verwalteten Notrufsäulen an den Bundes- und Landesstraßen in den drei Kreisen durchgegeben werden, bei den Polizei-Dienststellen eingehen, ist das beispielsweise an den Autobahnen der Region anders. Für die ist seit 2002 der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft zuständig. Die Notrufe werden zunächst von einem Call-Center in Hamburg angenommen. Von dort werden die zuständigen Stellen informiert. Landesweit gibt es zudem 130 Notrufsäulen der Björn-Steiger-Stiftung. Die Stiftung wurde im Jahr 1969 von den Eltern von Björn Steiger gegründet. Der Achtjährige war im Mai 1969 auf dem Weg vom Schwimmbad nach Hause von einem Auto angefahren worden. Sofort wurden Polizei und Krankenwagen alarmiert, aber es dauerte beinahe eine Stunde, bis Hilfe eintraf. Björn starb während des Transports ins Krankenhaus. Seine Eltern gründeten die Stiftung mit dem Ziel, die Rettungskette zu beschleunigen, Notfall-Meldeeinrichtungen zu installieren und die Qualität des Rettungswesens zu erhöhen. Die Stiftung hält den Abbau der Notrufsäulen für "bedenklich" und erklärt, die "Notruftelefone", wie die Stiftung sie nennt, hätten ihre Bedeutung trotz des Handy-Booms nicht verloren. Die Stiftung unterhält elf Notruftelefone im Kreis Bernkastel-Wittlich, sieben im Kreis Bitburg-Prüm und fünf im Kreis Daun. Deren Stilllegung steht für die Stiftung nicht auf der Tagesordnung: "Wir werden keine unserer Einrichtungen im Bundesgebiet abbauen."Handy braucht nur Strom

Wer einen Notruf per Mobiltelefon absetzen will, 22wählt einfach 110 ( Polizei) oder 112 (Feuerwehr). Diese Funktion ist bei allen Handys auch ohne gültige Sim-Karte gegeben. Das Gerät muss nur mit Strom versorgt sein. So kann auch ein im Auto deponiertes ausgemustertes Handy noch wertvolle Dienste leisten.

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