Ortsumgehung in Daun-Steinborn Projekt taucht aus der Versenkung auf

Daun/Gerolstein · Für die Ortsumgehung in Daun-Steinborn gibt es Baurecht, das Vorhaben liegt aber seit Jahren auf Eis. Jetzt kommt das Vorhaben im Kreisausschuss wieder zur Sprache, auch wenn aktuell nur ein Brückenneubau ansteht.

 Hält noch allen Belastungen stand, aber die Hochbrücke in Gerolstein wird einem Neubau weichen. TV-Foto/Archiv: Mario Hübner

Hält noch allen Belastungen stand, aber die Hochbrücke in Gerolstein wird einem Neubau weichen. TV-Foto/Archiv: Mario Hübner

Foto: (e_gero )

Daun/Gerolstein Es ist fast in Vergessenheit geraten: das Projekt Ortsumgehung Steinborn, das einst für viel Diskussions- und Zündstoff gesorgt hat. Durch den Dauner Stadtteil führt über die Landesstraße 28 der schnellste Weg von Daun nach Gerolstein (und umgekehrt), etwas mehr als 3000 Fahrzeuge (Zählung von 2015) passieren die teils sehr enge Ortsdurchfahrt. Um den Stadtteil zu entlasten, wurde vor vielen Jahren zunächst über eine große Lösung nachgedacht: eine Umfahrung von Steinborn über Neunkirchen nach Pützborn. Dieser Plan zerschlug sich aber, und so wurde die Ortsumgehung für Steinborn allein geplant, die die es seit 2007 Baurecht gibt. Rund 400 Meter Straße wären neu zu bauen: vom Ortseingang Steinborn bis zur Kreisstraße (K) 11, die dann bis zur Bundesstraße 421 ausgebaut würde. Geschätzte Kosten: rund vier Millionen Euro.
Aber das Vorhaben liegt schon seit mehreren Jahren auf Eis. Aber warum taucht es in der jüngsten Sitzung des Kreisausschusses wieder auf? Weil auf der K 11 ein neue Brücke gebaut werden soll. Die bestehende ist seit Mitte vergangenen Jahres gesperrt, nachdem sie bei den Unwettern im Frühjahr 2016 beschädigt worden war. Das neue Bauwerk soll 135 000 Euro kosten, wäre aber, so erläuterte es der Leiter des Landesbetriebs Mobilität (LBM) Gerolstein, Harald Enders, "nicht für die Umgehung geeignet."
Aus seiner Sicht wäre es nun ein Zeitpunkt, vor Ort eine Entscheidung zu treffen, "ob die Umgehung tatsächlich gewünscht wird." Der LBM könne mit allem leben: den Status Quo beibehalten oder die Umgehung bauen. Die Gültigkeit des Baurechts bleibe bestehen. Allerdings sei nicht vor 2024 damit zu rechnen, dass das Land Geld bereitstellen könnte.
Gordon Schnieder, Ausschussmitglied und CDU-Landtagsabgeordneter, drehte den Spieß um: "Wäre es nicht klüger, zunächst zu erfahren, ob das Land willens wäre, Geld zur Verfügung zu stellen, statt die Leute vor Ort verrückt zu machen?"
Für Hermann Gehrmann, seit 2009 Ortsvorsteher, ist diese Frage schon beantwortet: "Ich kann weder beim Land noch beim Kreis den Willen erkennen, die Umgehung zu wollen." Dass sie gebraucht werde, sei aus seiner Sicht unstrittig, "weil der Ortskern nicht dafür ausgelegt ist. Aber warum sollen wir aktiv werden, wenn es keine Aussicht auf Realisierung gibt? Im Ort ist es jedenfalls momentan überhaupt kein Thema." Er begrüßt, dass vorgesehen ist, eine neue Brücke auf der K 11 zu bauen: "Die brauchen wir dringend."
Apropos neue Brücke: In Gerolstein mittelfristig ein Vorhaben an, das Auswirkungen haben wird weit über die Stadt hinaus: der Abriss der alten und der Bau einer neuen Hochbrücke. Es wird das größte und schwierigste Straßenbauprojekt in der Geschichte Gerolsteins. Denn über die Brücke führt die Bundesstraße 410, über die täglich 16 000 Fahrzeuge fahren, davon 1000 LKW - Tendenz steigend.
LBM-Leiter Enders und sein Stellvertreter Bruno von Landenberg informierten die Ausschussmitglieder über den Stand der Dinge des Projekts, dessen Kosten auf mindestens fünf Millionen Euro geschätzt werden. Voraussichtlich 2021 soll es losgehen. Enders stellte klar, dass die bestehende Brücke noch in gutem Zustand sei, es lohne sich aber nicht mehr, sie grundlegend zu sanieren. "Die Straßenplanung steht, die Brückenplanung kann dann weitergehen, wenn die Bahn uns offiziell mitgeteilt hat, wie hoch die Brücke sein muss, damit sie tauglich ist für eine mögliche Elektrifizierung der Eifelstrecke Köln-Trier."
Darauf vorbereitet will man auf jeden Fall sein, auch wenn die Elektrifizierung erst einmal in weite Ferne gerückt, weil sie nicht im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans steht - Voraussetzung für eine Finanzierung durch den Bund. Und die A 1? Da verwiesen die Gerolsteiner LBM-Vertreter auf Trier, denn für die Planung auf rheinland-pfälzischer Seite ist die dortige Straßenbaubehörde zuständig (siehe Infobox).Extra: LÜCKENSCHLUSS STATT SACKGASSE

 Sie hat ausgedient: Die seit vergangenem Jahr gesperrte Brücke zwischen Steinborn und der B 410 wird abgerissen. Für 135 000 Euro entsteht ein neues Bauwerk. TV-Foto: Stephan Sartoris

Sie hat ausgedient: Die seit vergangenem Jahr gesperrte Brücke zwischen Steinborn und der B 410 wird abgerissen. Für 135 000 Euro entsteht ein neues Bauwerk. TV-Foto: Stephan Sartoris

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Obwohl neben dem Bund auch die rheinland-pfälzische Landesregierung dem A 1-Lückenschluss eine vordringliche Bedeutung beimisst, herrscht nach außen weiter Stillstand. Dabei gibt es kaum ein Projekt, das für die wirtschaftliche Entwicklung der strukturschwachen Eifel so wichtig wäre. Deshalb veranstalten die Industrie- und Handelskammern (IHK) Trier, Koblenz und Aachen am Montag, 27. November, in Daun das A-1-Forum "Lückenschluss statt Sackgasse!". Es bietet die Gelegenheit, sich aktuell über das Vorhaben sowie die Neuaufstellung des Bundesverkehrswegeplans 2030 zu informieren und sich für ein weiteres Vorankommen einzusetzen. Beginn ist um 19 Uhr im Kunden- und Logistik-Center der Firma TechniSat in Daun-Boverath). Der rheinland-pfälzische Staatssekretär Andy Becht (FDP) und Edeltrud Bayer, Dienststellenleiterin des Landesbetriebs Mobilität Trier, geben zunächst einen Einblick über den aktuellen Planungsstand und die weitere Umsetzung. Daran schließt sich eine Podiumsdiskussion an, an der neben Becht CDU-MdB Patrick Schnieder, Landrat Heinz-Peter Thiel sowie Spediteur und Kreistagsmitglied Hans Ludwig teilnehmen. Weitere Kooperationspartner der Veranstaltung sind die Handwerkskammern Trier, Koblenz und Aachen, die Zukunftsinitiative Eifel, die Bürgerinitiative Pro A 1, die Vereinigung Trierer Unternehmer, der Initiative Region Trier und die Kommunale Arbeitsgemeinschaft Pro Lückenschluss A 1.

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