Ostern und die zwei Gesichter
KELBERG. Mehr als nur ein schönes buntes Frühlingsfest: Woher Ostern seine Freude und Festlichkeit bezieht, erläutert Pastor Joachim Wagner im Gespräch mit unserer Zeitung.
Die eineZeitschrift titelt: "Das wird ein Fest!" und zeigt auf 16Sonderseiten süße Möhrchen, goldige Häschen und Monogramm-Eier.Eine andere verrät unter dem Motto "Sonnige Oster-Ideen"Deko-Tipps und Rezepte für Cocktails mit Eierlikör und einenraffiniert-mediterranen Lammbraten. In den Familien werden Plänefür die Ostertage geschmiedet: Wer besucht wann wen? Was sollenwir unternehmen? In den Geschäften herrscht Hochbetrieb, denn essoll was Gutes auf den Teller und in die Gläser und was Nettesins Osternest. Dass die Menschen sich auch auf diese Weise auf Ostern vorbereiten, ist für den Kelberger Pastor Joachim Wagner auf der einen Seite völlig in Ordnung. Solche Vorbereitungen seien wie Brücken, die keineswegs aus dem Nichts kommen und sich auch nicht darin verlieren.
"Seine wirkliche Festlichkeit und Freude gewinnt das Osterfest aus der Gottesbeziehung des Menschen", sagt er aber auf der anderen Seite. Gelegenheit zur "Beziehungspflege" habe es in den zurückliegenden 40 Tagen reichlich gegeben, erinnert Joachim Wagner. Eine Reihe von Frauen und Männern hätten während der Fastenzeit in den Kirchen und Kapellen seiner Seelsorge-Einheit (Kelberg, Hilgerath und Uess) als Vorbeter Kreuzwegandachten und Rosenkranzgebete geleitet. Die Frauengemeinschaften beteten entlang der Kreuzwegstationen zum Schwarzenberg und in der Uesser Pfarrkirche, die Jugendlichen machten sich mit Pastoralreferent Aloys Perling auf den Weg zum Afelskreuz bei Katzwinkel, der Bibeltag der Hilgerather Kinder hatte den Kreuzweg von Jesus zum Thema.
Großen Zuspruch hatte die Fastenpredigtreihe von Pastor Wagner. Unter dem Titel "Von Gott verklärt - geklärtes Leben finden ... und du beginnst zu leuchten" machte er an den Freitagabenden der Fastenzeit die Gläubigen mit den neuen lichtreichen Rosenkranz-Geheimnissen vertraut. "Wir erleben in dieser Zeit eine ungeheure Diskrepanz", sagt Wagner mit dem Blick auf den Schatten, den der Irakkrieg auf die Friedensbotschaft des Auferstandenen werfe. Ostern sei der tiefste Beweis der Gnade und Liebe, die Gott den Menschen schenke, indem er seinen Sohn hingegeben und auferweckt habe. "Und das feiern wir 50 Tage lang", schaut der Pastor auf die in der kommenden Nacht beginnende Osterzeit. Dann wird er - um 20.30 Uhr in der Pfarrkirche in Uess - mit dem "Exsultet" ("Frohlocke") Ostern feierlich ankündigen, während die Gemeinde ihre an der Osterkerze entzündeten Kerzen in den Händen hält. Das "Exsultet" beginnt mit dem Aufruf zur Freude und besingt in Form einer Präfation (Lob- und Dankgebet) die Rettung: "O unfassbare Liebe des Vaters ... O wahrhaft Heil bringende Sünde des Adam ... O glückliche Schuld ... O wahrhaft selige Nacht". Wagner fasst diese Formeln in einem einzigen, von Ostern ausstrahlenden Glaubenssatz zusammen: "Im Tod ist das Leben."
