Pastor und Kämpfer gegen die Pocken

Ein Pionier, der vielen Menschen half: Der Dockweiler Pastor Johann H. Schmitz führte vor 200 Jahren die Schutzimpfung gegen Pocken in der Eifel ein. Das Engagement des Geistlichen wurde auch von der damaligen französischen Besatzungsmacht anerkannt.

 Der Grabstein von Pastor Johann H. Schmitz. TV-Foto: Alois Mayer

Der Grabstein von Pastor Johann H. Schmitz. TV-Foto: Alois Mayer

Dockweiler. Auf dem Friedhof in Dockweiler verdient ein pflege- und restaurierungsbedürftiges Grabdenkmal besondere Beachtung. Darauf ist zu lesen: "Joh. Hubert Schmitz, 31 Jahre Pastor in Dockweiler, Definitor, Schulinspector, Ritter des Rothen Adlerordens und Mitglied mehrerer gelehrten Gesellschaften, geboren 1765 am 9. August, gestorben 1838 am 3. August." Weiter ist zu lesen: "Er war der wärmste Menschenfreund und der eifrigste Förderer alles Gemeinnützigen".

Jener Priester, der zu den "verdienstvollsten und würdigsten Männern" in der damaligen Eifel zählte, wurde in Dackscheid (Waxweiler) geboren und am 29. Mai 1790 im Trierer Dom zum Priester geweiht. Seine erste Stelle trat er als Vikar in Niederstadtfeld ein. 17 Jahre arbeitete er dort unter sehr ärmlichen räumlichen und finanziellen Verhältnissen.

Bald wurde er von vielen Menschen um Unterstützung gerufen, denn er war nicht nur Geistlicher, sondern konnte Knochen einrenken und vielen mit seinem Wissen über die Heilkraft der Natur "ärztliche" Hilfe zuteil werden lassen. Besonders erschütterte ihn eine schlimme und heimtückische Krankheit, die sich epidemieartig ausbreitete.

Es waren die Blattern, die eher unter dem moderneren Begriff Pockenkrankheit bekannt sind. Viele Menschen musste Pfarrer Schmitz beerdigen, die an dieser Krankheit verstorben waren. Andere waren ihr Leben lang von Pockennarben entstellt.

Am 24. Dezember 1804 wurde Schmitz zum Schulinspektor für den Kanton Daun ernannt und am 6. Juli 1807 als Pfarrer nach Dockweiler versetzt. Er machte sich die Bekämpfung der "Gottesgeißel" Pockenkrankheit zu seiner Lebensaufgabe.

Er war der Erste, der die Blatternimpfung in der Eifel einführte. Eine schwierige Aufgabe, denn die Bevölkerung betrachtete sie als "gottgegeben" und brachte einer Impfung viel Misstrauen und Vorurteile entgegen. Häufig war Pfarrer Schmitz verbalen und körperlichen Attacken seiner "Impfgegner" ausgesetzt. Er widersetzte sich sogar der Anweisung von Papst Leo XII., der 1824 die Impfung verbot, da sie seiner Meinung nach einen "unnatürlichen Eingriff in göttlichen Willen" darstellte. Sechs Jahre lang impfte Schmitz mit eigener Hand Kinder und Erwachsene.

Gegen Ende seines Lebens waren es bereits mehr als 8000 Personen. Diese "Impflinge" kamen nicht zu ihm nach Dockweiler; sie alle wurden von dem rührigen Geistlichen in ihren Orten aufgesucht, und zwar in den Kreisen Bitburg, Cochem, Daun, Prüm und Wittlich.

Für seine Impfarbeit erhielt Pastor Schmitz weder Wegegeld noch irgendeine amtliche Vergütung. Sein Engagement fand bald die Aufmerksamkeit der damaligen französischen Besatzungsbehörden.

Am 24. Januar 1807 wurde ihm im Namen des Kaisers Napoleon die "Große Silberne Aufmunterungsmedaille" (Verdienstmedaille) verliehen.

Unter den Personen, die damals diese Medaille erhielten, war Schmitz der einzige Deutsche. Umso bemerkenswerter war diese Würdigung eines Geistlichen, da die damalige französische Regierung alles andere als religions- und klerusfreundlich war.

1835 verlieh der preußische König Friedrich Wilhelm III. dem Siebzigjährigen den "Roten-Adler-Orden".

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