Pause im Café

EIFEL. Von Schufti auf den Behandlungsstuhl: Frank Sevenich setzt seine Besuche bei den Erpressungsopfern fort. Sind Sie schon näher an der Lösung des Mordfalls als er? Mitmachen lohnt sich. Als Preis bei unserem Rätsel winkt dem Sieger ein Tag bei den Dreharbeiten zu einem WDR-Tatort in Köln.

"Sie hat sogar ein Kind gekriegt. Und vor ner Vaterschaft hab ich nun wirklich Schiss. Also nix wie weg." Ich sah ihn prüfend an und merkte, wie der Ekel in mir aufstieg. Solche Typen liegen mir nicht. "Wo warst du heute morgen?" Er grinste dämlich. "Im Bett, wo sonst? Ich hab gestern Abend lange Musik gemacht. Geburtstag in Wengerohr." "Und wer versorgt das Vieh?" "Hab kein Vieh mehr. Ich bin jetzt nur noch Künstler ... also Musiker, verstehste?" Dann legte er mir seine Hand auf den Arm und grinste breit. "Um elf sollte ich ihn eigentlich treffen." Als ich nicht gleich verstand, verstärkte er seinen Griff. "Na, Glotzauge... Gruehn, Mann! Wir trafen uns immer auf der Löwenburg, auf der Holzbrücke." Ich nickte wissend. Mehr als einmal hatte ich die beiden dort beobachtet. "Und ich war vorhin da und hab gewartet, aber die Sau kam nicht." Er klopfte sich auf die Gesäßtasche, in der offensichtlich sein Portemonnaie ruhte, und feixte: "Geld gespart!" Ich schnupperte plötzlich etwas in der Luft. "Hier riecht's nach Feuer." Schufti nickte. "Ich hab vorhin angefangen, die Garage zu entrümpeln, damit die im Winter fürs Auto frei ist. Hinterm Haus verbrenn‘ ich alte Kartons und so." Der Kaffee war gallebitter, und ich schob die Tasse nach dem ersten Schluck weit von mir. Dann erhob ich mich. Schufti guckte mich fragend an und sagte: "Du hältst doch dicht, oder? Ich meine, wegen der Sache, die ich Dir erzählt hab‘." Ich blieb ihm die Antwort schuldig und stieg in mein Auto. Von hier aus bis zu meinem letzten Gespräch war es nur ein Katzensprung. Frau Dr. Lehnartz hatte eine gut gehende Zahnarztpraxis in Hillesheim. Nur einmal hatte ich die beiden miteinander gesehen. Sie saßen sehr kultiviert bei einem Stück Kuchen in einem Café in der Wittlicher Innenstadt, und für einen unbedarften Beobachter hätte es den Anschein haben können, dass sich zwei alte Bekannte auf einen freundlichen Plausch treffen. Aber dann hatte ich trotzdem gesehen, wie schließlich nahezu beiläufig das ominöse Kuvert über den Cafétisch den Besitzer gewechselt hatte. Die Zahnärztin war eine große und massige Frau mit grellem Lippenstift. Als ich in ihre Praxis eintrat, hatte ich zunächst die Befürchtung, ich müsse mich auf den Behandlungsstuhl begeben, um mit ihr ins Gespräch zu kommen. Aber wir begegneten uns an der Anmeldung, und als ich so leise wie möglich sagte, dass ich wegen Gruehn komme, versprach sie mir, in etwa einer halben Stunde zu einer kleinen Pause in das Café am Markt zu kommen. Morgen gibt es den achten Teil.

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