Wirtschaft Pelmer Kalkofen ist aus

Pelm · Lhoist-Konzern hat Werk – wie bereits vor zwei Jahren angekündigt – geschlossen. Von ehemals 22 Mitarbeitern sind sechs an andere Firmen-Standorte gewechselt.

 Nichts geht mehr: Das Areal mit dem imposanten grünen Turm ist eingezäunt, die Anlagen sollen vollständig zurückgebaut werden.

Nichts geht mehr: Das Areal mit dem imposanten grünen Turm ist eingezäunt, die Anlagen sollen vollständig zurückgebaut werden.

Foto: TV/Mario Hübner

Der Lhoist-Konzern hat seine Ankündigung wahrgemacht: Im Pelmer Kalkwerk (ehemals Akdolit) wird nicht mehr produziert, lediglich einige Mitarbeiter räumen derzeit dort noch auf und demontieren die Anlagen. Von den ehemals 22 Beschäftigten haben nach Angaben eines Konzernsprechers „sechs Mitarbeiter Tätigkeiten an anderen Lhoist-Standorten, zum Beispiel in Flandersbach oder Istein, gefunden, die anderen haben sich auf dem Arbeitsmarkt neu orientiert“.

Vor zwei Jahren hatte der Konzern angekündigt, Mitte 2020 das Werk schließen zu wollen. Zwischenzeitlich kamen Gerüchte auf, dass der Betrieb doch noch verlängert werde, aber die haben sich als unwahr entpuppt. Inzwischen ist der Bereich mit seinem imposanten grünen Turm eingezäunt, dahinter stapeln sich zwar noch immer einige Palletten mit Säcken voller Kalkgestein (das vor allem in der Filtertechnik eingesetzt wird), und hin und wieder stehen vor dem kleinen Bürogebäude noch ein, zwei Autos, von Produktion ist aber nichts mehr zu hören und zu sehen.

„Da tut sich nichts mehr, die Produktion wurde eingestellt, nur noch zwei Mann räumen da auf“, weiß Leo Meeth, Ortsbürgermeister von Pelm. Was mit dem Gelände und dem oberhalb liegenden Steinbruch passiere, könne er nicht sagen. Seines Wissens nach sei darüber noch nicht im Konzern entschieden worden, weiß er aus Telefonaten mit der Geschäftührung, mit der er nach eigenen Angaben „in regelmäßigem Austausch“ stehe. Ein Konzernsprecher teilte nun dem TV mit: „Die Werksanlagen sollen vollständig zurückgebaut werden.“

Meeths Wunsch ist es, dass das hochwertige Kalkgestein aus dem Steinbruch nicht einfach abgebaut und im Straßenbau verwendet, sondern auch künftig – von einem eventuellen Nachfolgebetrieb – wie bisher zu hochwertigem Material verarbeitet wird: „Damit kein Raubbau betrieben wird und aufs Dorf keine LKW-Dauerbelastung zukommt, weil zu viel abgefahren wird.“

Von Seiten des Konzern heißt es zur Zukunft des Steinbruchs lediglich: „Der Steinbruch bleibt bestehen und befindet sich weiterhin im Eigentum der Lhoist I Rheinkalk GmbH.“ Ob dort künftig weiter abgebaut, das Areal an einen Interessenten verpachtet wird, dazu  gab es keine Information.

Pelms Ortsbürgermeister ist jedoch „guter Dinge, dass sich alles im Sinne der Ortsgemeinde entwickelt“. Eine Handhabe, die Entwicklung zu lenken, hat die Orrtsgemeinde aber nicht: Ihr gehört dort kein Land. Auch Bruchzins beziehe die Ortsgemeinde nicht, sie profitiert lediglich durch die Gewerbesteuereinnahmen. „Aber das ist ja jetzt auch erstmal vorbei“, sagt Meeth, der aber gutheißt, dass immerhin das mit dem Werk verbundene Institut für „Angewandte Wasser-Chemie“ (AWA) erhalten bleibt. Das bestätigt der Konzern: „Beim AWA-Institut – eine eigenständige akkreditierte Tochtergesellschaft der Rheinkalk GmbH – wird es keine Veränderungen geben. Alle elf Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen führen dort ihre Tätigkeiten fort.“

Vor zwei Jahren hatte  die Geschäftsführung in einer kurzfristig anberaumten Betriebsversammlung  mitgeteilt, dass das Werk Mitte 2020 geschlossen wird. 22 Mitarbeiter (19 Vollzeitstellen, drei Minijobs) waren betroffen.  Als Begründung wurde angegeben, dass „die Produktion aus wirtschaftlichen Gründen in das Werk Istein verlagert wird“. Angaben darüber, ob das Pelmer Werk Miese gemacht hatte, machte die Firmenleitung seinerzeit nicht.

Istein ist rund 400 Kilometer von Pelm entfernt und liegt in Süddeutschland nahe der Schweizer Grenze bei Basel. Gleichzeitig zur Werksschließung in der Vulkaneifel soll dort eine neue Produktionslinie aufgebaut und dort sechs Millionen Euro investiert werden.

Die Nachricht der Betriebsschließung kam für die Mitarbeiter damals wie aus heiterem Himmel. „Wir waren alle baff und wie vor den Kopf gestoßen, da uns noch vor Kurzem gesagt wurde, dass wir auf einem aufsteigenden Ast sind“, sagte ein betroffener Mitarbeiter damals dem TV.

 Im Pelmer Kalkwerk wird nicht mehr produziert: Der Lhoist-Konzern hat seine Ankündigung von vor zwei Jahren wahrgemacht.

Im Pelmer Kalkwerk wird nicht mehr produziert: Der Lhoist-Konzern hat seine Ankündigung von vor zwei Jahren wahrgemacht.

Foto: TV/Mario Hübner
 Im Pelmer Kalkwerk wird nicht mehr produziert: Der Lhoist-Konzern hat seine Ankündigung von vor zwei Jahren wahrgemacht.

Im Pelmer Kalkwerk wird nicht mehr produziert: Der Lhoist-Konzern hat seine Ankündigung von vor zwei Jahren wahrgemacht.

Foto: TV/Mario Hübner

Definitiv klar ist allerdings: Im Pelmer Steinbruch sind noch große Vorkommen an Dolomitgestein vorhanden. Das bestätigte auch die Betriebsleitung, die vor zehn Jahren einmal gesagt hatte, dass die „Vorkommen für die nächsten 200 Jahre reichen“. Damals waren eine Neuausrichtung des Werks initiiert und bereits zuvor weitere Abbauflächen gekauft worden. Die  Geschäftsführung werte dies als deutliches Zeichen der „Standortsicherung“. In dieser Zeit produzierten und verkauften die Pelmer 50 000 bis 60 000 Tonnen Gesteinsmaterial – vor allem zur Entsäuerung von Trinkwasser sowie als Filtermaterial für die Trinkwasseraufbereitung. Damit ist es in Pelm nun vorbei.

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