Landleben Was ein Führerschein mit Eseln zu tun hat - Ein Ausflug ins Eifeler Landleben

Bongard · Vor rund einem Vierteljahrhundert zog Petra Landsberg der Pferde wegen aus Hennef in die Eifel. Seit sieben Jahren lebt sie in einem ehemaligen Forsthaus bei Bongard.

 Petra Landsberg zog es raus aus der Stadt, rein ins Landleben und sie hat nach eigenem Bekunden das „pure Eifelglück“ gefunden.

Petra Landsberg zog es raus aus der Stadt, rein ins Landleben und sie hat nach eigenem Bekunden das „pure Eifelglück“ gefunden.

Foto: TV/Angelika Koch

Petra Landsberg und ein flauschiger, graupelziger Vierbeiner, der mit den langen Ohren wackelt, stehen geduldig vor der Scheune des alten Forsthauses, während einem Pärchen aus dem Köln-Bonner Raum die Mischung aus Vorfreude, Neugier und etwas Anspannung anzumerken ist. Es ist das erste Mal, dass die beiden mit einem Esel auf Wandertour gehen. Möhrchen als Lockstoff haben sie ausreichend viele in den Taschen, und nach einigen Instruktionen sowie vertrauensbildenden Annäherungsversuchen zwischen Touristen und Tier wird es losgehen, fünf Kilometer bis zur Waldquelle und zurück.

Petra Landsberg nennt ihren Mini-Lehrgang inklusive Striegeln und Hufeauskratzen den „Eselführerschein“. Ohne den starten Mensch und Vierbeiner nicht durch das Hoftor auf ihre Wanderung. „Die Tiere haben alle einen ausgeprägten Charakter, sie sind hoch intelligent und probieren natürlich gern aus, ob sie unterwegs ihren Willen durchsetzen und zum Beispiel in aller Seelenruhe am Wegesrand grasen können“, erzählt die Besitzerin von Eseln, die mit Wanderern an der Leine das Naturschutzgebiet rund um den Barsberg durchstreifen.

Die Routen sind ausgefeilt, die Esel kennen sie auswendig – und wenn ein Wanderer abseits davon laufen will, spielen die Tiere nicht mit. „Man wird buchstäblich entschleunigt“, schildert Petra Landsberg die kontemplative Wirkung einer Eselwanderung auf gestresste Menschen, „das Tempo ist im Durchschnitt auf drei Stundenkilometer gedrosselt. Und das alltägliche Gedankenkarussell hört auf, denn man muss sich völlig auf das Tier und die Landschaft einlassen.“ Dann übernimmt einer von zwei Theos, Ali, Sepp, Käthe, Trude, Jupp oder Fritz die Regie.

Wie wohltuend der Umgang mit den Tieren ist, weiß sie selbst aus eigener Erfahrung. „Ich habe hier fast hundert Prozent Glück gefunden“, sagt sie strahlend.

Den Entschluss, ein seit vielen Jahren leer stehendes Forsthaus zu kaufen und mit ihrem Sohn herzuziehen, hat sie nicht bereut. Viel hat sie in mehrjähriger Eigenleistung saniert und ein Refugium geschaffen. Übernachten kann man zum Beispiel in umgebauten Schäferwagen.

Mit einem das Landleben genießenden Kind, drei Hunden, einer Katze, zwei Ziegen, acht Eseln und bei schönem Wetter mit viel Kontakt zu Touristen aus aller Welt kommen trotz der abgeschiedenen Lage keine Einsamkeitsgefühle auf. „Es sind schon viele Freundschaften zu Besuchern entstanden“, ist Petra Landsberg froh auch über die menschliche Seite ihres verwirklichten Traums.

Arbeitsintensiv ist ihr Alltag dabei durchaus: Allein drei Stunden pro Tag gehen drauf für die Pflege der Tiere, für das Ausmisten oder Auskratzen der Hufe.

Da Esel eigentlich an Trockenheit gewohnte Wüstentiere sind, ist das angesichts feuchter Waldwege absolut notwendig.

Sonst drohen Krankheiten. Sie lernte viel über das Training von Tieren, zudem absolvierte sie eine Ausbildung zur Tierheilpraktikerin. „Ich arbeite aber nicht mehr als solche, weil fast nur austherapierte Tiere gebracht wurden, an denen sich schon viele Schulmediziner versucht hatten und die man nicht mehr retten konnte. Das war zu niederschmetternd.“ Aber zu wissen, wie sie ihre eigenen Tiere gesund halten kann, ist wichtig.

Kontakt: www.eselwandern-eifel.de. Ein Esel als Wanderbegleiter kostet 70 Euro pro Tag pro ein bis zwei Personen, ein möglicher dritter Mitwanderer pro Tier gibt 10 Euro in die Möhrenkasse. Video: https://www.youtube.com/watch?v=P9TwAa56YFo

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