Pitter

Walburga knallt ein Paket mit 500 jungfräulichen DIN-A-4-Blättern auf den Wohnzimmertisch. Was sie sagt, klingt wie eine Drohung: "So, nachdem auch meine Friseurin und meine Fußpflegerin ihre Erstlingswerke fertig haben, schreibe ich jetzt auch einen Krimi.

Kann ja offenbar jeder!" Bis zu Tatort Eifel im September will sie fertig werden. Klarer Fall: Jetzt hat sie sie auch, die grassierende Krankheit, verursacht durch das Virus "Preutes criminalis". Das Problem: Es werden auch solche infiziert, die beim Schreiben des Vornamens schon drei Fehler einbauen. Nein, Walburga, du bist nicht gemeint! Nein, wirklich, du kannst den Kleiderbügel wieder wegtun! Aber kann man es ihr verdenken? Zu einer Zeit, wo alles krimiüberflutet ist. Wie lange kann es noch dauern, bis sonntags ab 12 Uhr nur noch Tatorte laufen? Warten wir nicht alle schon gespannt auf "Das Schweigen der Struther"? "Die Kyller sind unter uns"? "Hinterhalt im Hinterbüsch"? "Meucheln in Meuspath", "Bitburger Bluttat", "Wallung in Wallenborn"? oder "Das Malberg-Massaker". Mensch, Walburga, der Markt ist völlig übersättigt! Wie wäre es aber mit ein paar schönen Schnulzen? "Heiße Küsse im kalten Buchenloch", "Was am Jungfernweiher geschah", "Wetterleuchten über Welcherath", "Sehnsucht nach Strotzbüsch" oder "Liebesgrüße aus Lissingen". Danach schreit nicht nur die Eifel. Diese und weitere TV-Kolumnen: www.volksfreund.de/kolumne

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