In diesem Jahr können alle die immer noch unter uns lebenden echten Anhänger der Monarchen jubeln: Kaiser Wilhelm lebt! Willem Zwo, wie ich ihn zärtlich nenne, beehrt in frisch gebügelter Uniform, mit (ohne geht es nicht) Pickelhaube, Säbel und korrekt gezwirbelten Schnurres die Stadt Gerolstein anlässlich der Feier "100 Jahre Erlöserkirche." Der Trierische Volksfreund, als einzige Zeitung vom Hofstaat akkreditiert, hat in dieser Woche exklusiv ein Foto von Willem im vollen Ornat veröffentlicht. Aber nicht zu früh gefreut, ihr Blaublut-Sympathisanten! Bei seinem Kurzaufenthalt in der Brunnenstadt wird Willem nicht nur höchstpersönlich durch "seine" Erlöserkirche führen, sondern sich wohl auch bei den Gerolsteinern für den Affront rächen, der hundert Jahre zurückliegt. Am 9. Juni 1913 hatte der Stadtrat beschlossen, die Munterley dem obersten Deutschen NICHT zu widmen und die Benamung "Kaiser-Wilhelm-Felsen" schroff abgelehnt. Und das, wo man überall in Deutschland Brücken, Tunnel, Kanäle, Denkmäler, Schutzgebiete, Brunnen und Ähnlichem mit des Kaisers Namen versah, selbst das Gerolstein in tiefer Liebe verbundene Daun besitzt einen "Kaiserbrunnen". Angeblich ist zur Wiedergutmachung geplant, den Brunnen auf dem Rondellplatz von Wilhelm enthüllen zu lassen und dem vielleicht dann endlich fertiggestellten Jahrhundertprojekt den Namen "Kaiserbrunnen" zu verleihen. Was die Dauner können, können die Gerolsteiner allemal, und das auch schon viel länger. Ein "Bürgerbrunnen" scheint zurzeit ohnehin nicht mehr in Gerolstein gefragt zu sein. "Die Prinzen" sollen die Enthüllung musikalisch umrahmen. So kommen auch die vielen in den Genuss des Konzertes, das sie wegen akuten Platzmangels in der Erlöserkirche nicht besuchen können. Letzeres freut auch Diese und weitere TV-Kolumnen finden Sie auch im Internet auf www.volksfreund.de/kolumne