Platz kommt, Café nicht

Schleppender Fortgang: Die Ecke Dehren bekommt nur langsam ihr neues Erscheinungsbild. Nachdem sich die Verschönerung der beiden Abbruchwände wegen des langen Winters verzögert hatte und die Arbeiten erst kürzlich wieder aufgenommen werden konnten, hakt es nun bei der Detailplanung und Konzeption des Platzes.

Gerolstein. Die Idee ist gut: Dort, wo bis zum vergangenen Jahr das Haus Dehren gestanden hat, soll künftig ein kleiner Platz entstehen, der zum Verweilen einlädt und besonders Touristen anzieht. Bei einer Tasse Kaffee hoch zur Löwenburg schauen oder sich nach dem Besuch des nahen Naturkundemuseums für den anschließenden Bummel durch die Innenstadt stärken. Und darüber hinaus die Eindrücke der Altstadt, die mit dem Bau des Platzes weiter herausgearbeitet werden sollen, auf sich wirken lassen. So weit die Theorie.

In der Praxis wird es so aber wohl in weiten Teilen nicht kommen. Vor allem aus der von der Stadt gewünschten gastronomischen Dauernutzung des neuen Platzes, auf den die ehemalige Fußgängerzone exakt trifft und der daher von weithin sichtbar ist, wird nichts. Denn die Betreiberin der angrenzenden Westtor-Schmiede, Doro Koch, winkt nach mehreren Gesprächen mit den Vertretern der Bauabteilung im Gerolsteiner Rathaus ab. Sie sagte dem TV: "Ich bin gerne bereit, zu besonderen Anlässen wie der Kirmes oder bei Märkten und Umzügen den Platz zu bewirten, aber definitiv nicht dauerhaft."

Sie führte mehrere Gründe für ihre ablehnende Haltung an: Erstens lohne sich das nicht bei "den zehn bis 15 Sonnentagen im Jahr, die wir hier haben". Zweitens sei die Bewirtung des höher liegenden Platzes "enorm anstrengend" angesichts der Planung, die vorsieht, dass von ihrem Kneipenausgang bis zum Platz 18 Treppenstufen gebaut werden sollen. Und drittens wolle sie ihre beiden Parkplätze nicht für diese Treppe opfern.

Platz wird dieses Jahr auf jeden Fall gebaut



Was nun endgültig mit dem Platz passiert, ist offen und wird vermutlich heute im Bauausschuss der Stadt erneut besprochen. Bauabteilungsleiter Klaus Jansen sagte: "Wir sind ohne Ergebnis aus dem Gespräch mit Frau Koch gegangen. Daher ist unklar, wie es nun im Detail weiter geht."

Klar sei aber, dass die Platzgestaltung ebenso wie die Sanierung der Kirchentreppe "in diesem Jahr auf jeden Fall durchgezogen werden", so Jansen.

Derzeit sind die Arbeiter der Baufirma Lames aus Roth noch immer dabei, die Bruchsteinmauer zum Haus Koch zu verfugen, anschließend soll die andere Abbruchmauer verputzt werden.

Die Tiefbauarbeiten für den neuen Platz wurden an die Firma Rainer Schönecker aus Winringen zur Angebotssumme von knapp 72 000 Euro vergeben. Sie war günstigste Bieterin. Das teuerste der neun Angebote lag bei 114 000 Euro. Für das Vorhaben wird ein Zuschuss aus Mitteln der Stadtsanierung in Höhe von 80 Prozent erwartet.

Das ehemalige Wohn- und Geschäftshaus der Familie Dehren im Einmündungsbereich von Mühlen- und Hauptstraße, das seit Jahren leer stand, hat die Stadt aus zwei Gründen gekauft und anschließend abgerissen: Erstens soll damit ermöglicht werden, die Kurve so zu verbreitern, dass künftig Gegenverkehr in der Mühlenstraße möglich ist und Busse auf kürzerem Weg zum Naturkundemuseum fahren können. Zweitens sollte damit im Altstadtbereich ein attraktiver Platz geschaffen werden, der zudem den historischen Charakter des Bereichs betont - am besten mit Bewirtung.

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