Poetische Einlage mit Ringelnatz

STEFFELN/BIRGEL. Die beiden Siegerorte des Kreises Daun im Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft", Steffeln in der Sonderklasse und Birgel in der Hauptklasse, sind gestern von der Gebietskommission Trier unter die Lupe genommen worden. Von insgesamt acht Orten aus der Region Trier nehmen drei am Landesentscheid teil. Die Entscheidung fällt erst am 21. Juli.

Der aufregende Tag begann gestern Morgen um 9.25 Uhr in Steffeln mit großem Gelächter. Wenige Augenblicke, bevor der Bus mit den Kommissionsmitgliedern vorm Bürgerhaus vorfuhr, sauste Werner Arenz, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Obere Kyll, in einem Feuerwehrauto heran. Grinsend erklärte er den 50 Steffelner Bürgern: "Mein Auto ist in der Werkstatt, und am Dienstwagen ist eben der Auspuff abgefallen." Doch die Steffelner ließen sich vom VG-Chef nicht die Schau stehlen. Sie präsentierten die Entwicklung ihres Dorfes professionell. Ortsbürgermeister Bruno Gorges referierte kurz über die Infrastruktur und meinte: "Steffeln sieht optimistisch in die Zukunft. Es ist kein verschlafenes Dorf, sondern eine lebendige Bürgergemeinde." Eines der Ziele ist die Renaturierung des Eichenmaares. Andreas Wisniewski, Touristikchef Obere Kyll, erklärte: "Wir haben bereits viele wissenschaftliche Erkenntnisse, sodass der Zustand wie im 19. Jahrhundert wieder hergestellt werden könnte." Steffeln habe sich touristisch in den vergangenen 15 Jahren kontinuierlich entwickelt. Außerdem sei es einzigartig in der Vulkaneifel, wie die Steffelner Bevölkerung das Naturerbe angenommen hätten. Martina Berg zeigte die geologischen Besonderheiten im Ort und ihr "Vulkan-Hotel" sowie die Station "Eifel zu Pferd". Karl Harings, einer von 13 ausgebildeten "Vulkangärtnern", führte den Tross in den Vulkangarten am Steffelberg. Edgar Möller von der Kommission meinte: "Steffeln lebt schon heute den Vulkankreis und hat sich neben der landwirtschaftlichen Prägung ein tolles zweites Standbein aufgebaut."Symbiose aus Schönheit und Wirtschaftlichkeit

Sonja Blameuser stellte die Vereine und Brauchtumspflege vor. Architektin Rosemarie Bitzigeio erklärte, dass 43 Objekte zum Dorferneuerungskonzept gehörten, die das Ortsbild maßgeblich verbesserten. Sie ließ auch das "kritische Baugebiet Killenberg" nicht außen vor. Es sei aber versucht worden, eine "Symbiose aus Wirtschaftlichkeit und Schönheit zu schaffen". Kommissionsleiter Alfons Hansen meinte: "Den ersten Preis für die tollste Präsentation haben Sie schon gewonnen." Allerdings ließ er sich nicht mehr entlocken, wer zum Landesentscheid darf. Steffeln tritt im Gebietsentscheid lediglich noch gegen Hinzert-Pölert an. Birgel geht gemeinsam mit fünf weiteren Gemeinden ins Rennen. In der Hauptklasse werden aber zwei Orte aus der Region in den Landesentscheid geschickt. Leiter Hausen war sichtlich vom "großen und bisher einzigartigen Bürgerengagement der Kyllgemeinde gegenüber den Mitbewerbern" beeindruckt. 60 Erwachsene und 30 Kinder begleiteten die Gebietskommission. Jugendgruppen und Vereine stellten sich gekonnt vor. "Sagenhaft, vom Kleinkind bis zum Senior. Auch beispielhaft ist das Engagement der Jugendgruppen für öffentliche Zwecke wie der Bau des naturnahen Spielplatzes", lobte Hausen. Zu den Zukunftsprojekten des Dorfes zählen die Renaturierung des Dorfbaches und die Schließung der Baulücken zur Abrundung des Ortsbildes. Ortsbürgermeister Günter Klinkhammer zeigte gute Prognosen auf. Die Kommissionäre schauten genau hin. Auch der Spaß kam nicht zu kurz. Karl Kochs rezitierte vorm ältesten Haus (1808) im Ortskern Gedichte von Joachim Ringelnatz. Hausen meinte lachend: "So eine Einlage wurde uns noch nie geboten." Marie-Luise Niewodniczanska sagte: "Das war ein Highlight." Gespannt warten die Birgeler Bürger auf die Entscheidung am 21. Juli. Leiter Hausen relativierte zu große Erwartungen: "Birgel ist auf dem richtigen Pfad, steht aber noch am Anfang eines vorbildlichen Dorfentwicklungsprozesses." Heute ist die Kommission im Landkreis Trier-Saarburg unterwegs.

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