Post für die Trittbrettfahrer

DAUN. Seit etwas mehr als zwei Jahren ist Hans-Dieter Wilhelm Vorsitzender des Gewerbe- und Verkehrsvereins Daun. In dieser Zeit hat er – gemeinsam mit Vorstandskollegen und Geschäftsführern – eine Menge bewegt.

Zwar stand bei der jüngsten Versammlung des Gewerbe- und Verkehrsvereins (GVV) Daun der Vorsitzende nicht zur Wahl, aber die überdurchschnittlich gute Beteiligung (rund 50 Mitglieder waren anwesend) und der Verlauf des Treffens durften durchaus als Vertrauensbeweis für Hans-Dieter Wilhelm (inklusive Geschäftsführung und Vorstand) gewertet werden. Eher beiläufig zu Amt und Würden gekommen

Wer hätte das gedacht: Als Wilhelm im Oktober 2004 (ohne Gegenstimme) zum neuen Vorsitzenden des GVV gewählt wurde, war er nicht von langer Hand als "Kronprinz" aufgebaut worden, sondern nach dem krankheitsbedingten Rücktritt von Udo Stritzke eher beiläufig von Geschäftsführer Franz Jung gefragt worden, ob er das Amt übernehmen wolle. Der heute 58-Jährige wollte, obwohl er sich zuvor niemals habe träumen lassen, einmal GVV-Vorsitzender zu werden, erinnert sich Wilhelm. Nun ist er das aber seit mehr als zwei Jahren, und mittlerweile noch um ein Amt reicher: das des dritten Stadtbeigeordneten (als Nachfolger von Franz Jung). Das kommunalpolitische Engagement, dass der GVV schon seit vielen Jahren als eigene Fraktion im Stadtrat hochhält, ist für Wilhelm sinnvoll: "Auch künftig sollten wir uns politisch betätigen, das halte ich für sehr wichtig." Eines seiner Hauptziele nach seiner Wahl war es, den GVV neu zu beleben, nachdem zuvor sogar eine Auflösung im Gespräch war. Die "Wiederbelebung" war erfolgreich, auch dank des intensiven Werbens um neue Mitglieder. Deren Zahl beläuft sich mittlerweile auf rund 130. "Der Verein lebt, Daun lebt, wir werden immer besser", lautet die selbstbewusste Bilanz des GVV-Vorsitzenden, "und auch für die Zukunft sind wir auf dem richtigen Weg." Die Erfolge der vergangenen beiden Jahre wertet Wilhelm als "Verdienst unseres Teams und damit auch des ,Trainers', wie ich meine Funktion bezeichnen würde." Zum Team gehören die Vorstandsmannschaft und vor allem die Geschäftsführung, zu der "Dauerbrenner" Franz Jung (der seinen Abschied für 2007 bereits angekündigt hat) und "Neuzugang" Wolfgang von Wendt gehören. In die Zukunft gerichtet ist auch das in diesem Jahr wieder gestartete Stadtmarketing, an dem der GVV ebenfalls maßgeblich beteiligt ist. Bereits die erste Aktion, der "Goldrausch", war ein großer Erfolg, und viele weitere sollen laut Wilhelm folgen. Neu ist auch, dass es im kommenden Jahr erstmals einen dritten verkaufsoffenen Sonntag (am 1. Juli) in Daun geben wird. Dieser in der Herbstversammlung zur Diskussion gestellte Vorschlag wurde ohne lange Aussprache mit großer Mehrheit beschlossen. Gesunder Mix aus verschiedenen Branchen

Und noch ein Ziel des Vorsitzenden: die Erhaltung der Dauner Innenstadt, in der - im Gegensatz zu Städten vergleichbarer Größe - noch keine nennenswerten Leerstände zu beklagen sind und es einen gesunden Mix der verschiedenen Branchen gibt. Positiv ist für Wilhelm auch, dass es in vielen Familienbetrieben Nachfolger gibt, die in ihrer Heimatstadt eine gute Perspektive für die Zukunft sehen. "Dieses Gefühl müssen wir erhalten, denn wenn die jungen Leute hier keine Zukunft mehr sehen, wird es problematisch." Statt sich wie bisher nur über "Trittbrettfahrer" zu ärgern, hat Wilhelm vor kurzem Taten folgen lassen. Betrieben, die nicht Mitglieder des GVV sind und sich damit nicht an den Kosten für Aktionen rund um einen verkaufsoffenen Sonntag beteiligen, wurde eine Rechnung über 25 Euro zugeschickt. Mit erstaunlicher Resonanz: "27 sind rausgangen", berichtet Wilhelm, "bislang haben zehn bezahlt. Ich hoffe, es werden noch ein paar mehr." Zu dieser ungewöhnlichen Aktion hat er sich entschlossen, weil er es für unfair hält, "dass die einen die ganze Arbeit machen und die Kosten tragen, während die anderen sich einfach dran hängen, ohne sich überhaupt in irgendeiner Weise zu beteiligen - weder ideell noch finanziell".

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