"Postkartenmotiv für 3000 Euro"

GEROLSTEIN. Der bevorstehende Abbruch des Hauses Klosterstraße 14 in Gerolstein-Lissingen ist für Karl Grommes, den Besitzer der Lissinger Unterburg, ein Skandal. Er hält das Haus für erhaltenswert. Das sehen die Denkmalpflege-Behörden anders und haben daher die Abbruchgenehmigung erteilt.

"Uns ist der Wirbel um den Abbruch ziemlich unverständlich", sagen Bernhard und Josef Krämer und fügen hinzu: "Es liegt die Abbruchgenehmigung vor, und das Haus steht nicht unter Denkmalschutz." Burgherr Karl Grommes, der sich schon mehrfach als Bewahrer von Kulturgut einen Namen gemacht hat, hingegen ist der Ansicht, dass es sich um die "Demontage eines Kulturdenkmals" handelt. An das Landesamt für Denkmalpflege schrieb er: "Ich halte dies für einen Skandal und werde alles daran setzen, dass dieser Ausverkauf unserer Kulturlandschaft thematisiert und öffentlich diskutiert wird." Die Eigentümer wiederum sind sich keiner Schuld bewusst. Sie verweisen auf ein Schreiben der Kreisverwaltung Daun vom 6. Januar an die Verbandsgemeindeverwaltung Gerolstein, darin heißt es: "Bei einer Ortsbesichtigung im November wurde festgestellt: Das Gebäude enthält zwar noch einige sehr schöne Details, aufgrund eines frühen Umbaues und einer Reihe sonstiger Veränderungen der Originalsubstanz kommt eine Unterschutzstellung aber nicht mehr in Frage." Weiter wird ausgeführt, dass gegen einen Abbruch keine Bedenken bestehen, wenn folgende Voraussetzungen sichergestellt sind: der Ausbau der Haustür, der Sandsteingewände, der Innentüren mit Futter und Bekleidung und, wenn möglich, der Geschosstreppen. Den geforderten Ausbau haben die Brüder Krämer vorgenommen: Die Stücke haben sie dem Heimatmuseum Gerolstein zur Verfügung gestellt. Josef Krämer berichtet: "Bei der Demontage des Hauses haben wir ein rund 300 Jahre altes Tür-Sandsteingewand gefunden, es freigelegt und dann ebenfalls dem Heimatmuseum zur Verfügung gestellt." Auf die Vorwürfe von Grommes reagiert Krämer mit den Worten: "Wir haben alles getan, um Kulturgut zu erhalten." Günter Stanzl vom Landesamt für Denkmalpflege erklärt zur Abbruch-Entscheidung: "Das Haus Klosterstraße 14 steht nicht unter Denkmalschutz und erfüllt nicht die Kriterien, um gesetzlich geschützt werden zu müssen." Bei einer Ortsbesichtigung mit einem Kollegen von der Kreisverwaltung Daun habe er sich informiert und den Entschluss gefällt: "Dem Abbruchantrag ist nichts entgegenzusetzen." Zu den Vorwürfen des Burgherrn sagt Stanzl: "Manchmal schießt Herr Grommes über das Ziel hinaus, dann muss man ihn eben ein wenig abbremsen." Der Abbruch des Hauses wird nach Auskunft der Krämers voraussichtlich in einigen Tagen erfolgen. Doch nicht nur das erzürnt Karl Grommes. Nach seinen Informationen soll an die Stelle des Hauses eine Gewerbehalle gebaut werden. Grommes: "Ein Kulturdenkmal aufzugeben, um für einen Haufen Blech, einen Schandfleck, Platz zu machen, ist absurd." Den Denkmalpflegern gibt er mit auf den Weg: "Das ist eine Bankrotterklärung der Denkmalpflege, die hier nur durch Interessenlosigkeit auffällt." Dabei ist es laut Grommes mit minimalstem Aufwand möglich, ein Schmuckstück zu schaffen: "Mit 3000 Euro könnte man aus dem Haus ein Postkartenmotiv von Lissingen machen."

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