Wirtschaft Vorm Ruhestand klotzt Kuhl noch mal ran

Kalenborn-Scheuern · Premosys, mittelständischer Spezialist für optische Messsysteme mit namhaften Kunden weltweit, erweitert seinen Firmensitz in Kalenborn-Scheuern für sechs Millionen Euro.

Noch mehr High-Tech auf dem Lande: Matthias Kuhl, Chef von Premosys, einem mittelständischen Spezialsten für optische Messsysteme, lässt neben seiner modernen Produktionsstätte in Kalenborn-Scheuern für sechs Millionen Euro einen Erweiterungsbau hochziehen. Foto: Mario Hübner

Noch mehr High-Tech auf dem Lande: Matthias Kuhl, Chef von Premosys, einem mittelständischen Spezialsten für optische Messsysteme, lässt neben seiner modernen Produktionsstätte in Kalenborn-Scheuern für sechs Millionen Euro einen Erweiterungsbau hochziehen. Foto: Mario Hübner

Foto: TV/Mario Hübner

Vorzeigeunternehmer Matthias Kuhl (64) legt nach: Nachdem er 2016 den Sitz seiner Firma Premosys vom Industrie- und Gewerbepark in Wiesbaum in sein Heimatdorf Kalenborn-Scheuern verlegt und dort für knapp drei Millionen Euro eine hochmoderne Produktionsstätte mit dem Titel „Technikum“ gebaut hat, folgt nun, nur sechs Jahre später, die Erweiterung. Sie wird mit weiteren 2900 Quadratmetern und sechs Millionen Euro Baukosten nochmals doppelt so groß und doppelt so teuer wie das Bestandsgebäude und bekommt den Namen „Campus“. Kuhl erklärt, wieso erweitert wird: „Mein alter Chef Klaus Grohmann hat mir mal gesagt: Wachstum soll man nicht aufhalten. Wir stehen gut da, sind in vielen Märkten gesetzt und haben weltweit viele große Kunden. Um ihren Wünschen auch künftig entsprechen zu können, vergrößern wir uns nun nochmals. Und: Die Firmennachfolge ist geregelt.“

Premosys (sieht Extra) wird künftig, wenn der Gründer ins zweite Glied zurücktritt, von Sohn Markus (der bereits in der Geschäftsführung mitarbeitet) und Tochter Madelaine sowie Vertriebsleiter Marcel Hommes geführt. Und der Name Campus? „Das neue Gebäude, das bewusst etwas schräg zuläuft, soll andeuten, dass das Bestandsgebäude umschlossen wird – sodass ein Campuscharakter entsteht, wo die Mitarbeiter draußen auf Terrassen mit noch anzulegenden Sitzmöglichkeiten Pause machen oder auch arbeiten können. Schon jetzt schnappen sich unsere Programmierer ab und zu den Laptop und arbeiten im Freien.“

Das neue Gebäude wird wie das bisherige auf dem neuesten Stand der Technik sein: mit geringem Wärmeverbrauch, Blockheizkraftwerk, PV-Anlage, Wärmepumpen und technischen Details wie einer automatische Tageslichtsteuerung. Kuhl: „Wieso sollte ein Raum mit 2000 Lux beleuchtet sein, wenn bereits 600 ausreichend sind?“ Angesichts der enormen Preissteigerungen bei Strom und Heizenergie sieht er sich auf dem 2016 eingeschlagenen Weg vollkommen bestätigt. Er sagt: „Auch das neue Gebäude wird bei der EU als Vorzeigeprojekt für Industriebauten gelistet.“

Apropos EU. Diese steuert laut Kuhl eine Million Euro für das Vorhaben bei. Auch der Baufortschritt und die Tatsache, dass das Vorhaben bereits kurz vor den immensen Kostensteigerungen im Bausektor begonnen wurde, stimmt ihn zuversichtlich und froh.

Nur der Fachkräftemangel bereitet ihm (weiter) Sorgen. „Derzeit sind wir rund 30 Leute. Wir suchen aber gut ein weiteres Dutzend Mitarbeiter“, sagt Kuhl. Und zwar so bald als möglichen einen Hausmeister und mehrere Elektroniker sowie ab Mai nächsten Jahres Mitarbeiter für den technischen Vertrieb, für den Empfang für Reinigungsaufgaben und für die Küche. Denn in das neue Gebäude wird auch eine Mensa integriert, in der die Mitarbeitenden Frühstück und Mittagessen bekommen können.

Kuhl: „Das alles soll neben einer adäquaten Bezahlung dafür sorgen, dass Leute zu uns kommen und sich hier wohlfühlen.“

Darüber hinaus bildet Premosys auch 2023 wieder aus: IT-Anwendungsentwickler und Elektroniker für Geräte und Systeme. Dass Kuhl auf der Suche nach neuen Kräften gerne auch eigene Wege geht, hat er bereits bewiesen. So hat er zum 1. August einen 20-jährigen Abiturienten aus Ruanda eingestellt, der nun eine Lehre als Elektroniker beginnt, bevor er studieren will. „Er lebt jetzt hier in Kalenborn in einer Wohnung, alles passt bestens“, sagt Kuhl. Ebenfalls hat er eine Stelle für ein Duales Studium eingerichtet und bereits besetzt und will die Kooeration mit Hochschule (vor allem der Uni Kaiserslautern) weiter ausbauen.  

Mit Hochschulen steht er ohnehin seit geraumer Zeit in Kontakt – vor allem mit der Uni Bonn. Mit den dortigen Experten arbeitet er seit Längerem in (im wahrsten Wortsinn) Feldversuchen daran, seine vielleicht wichtigste Arbeit zur Serienreife zu bringen: ein optikbasiertes Sensor-System für Traktoren, mit dem bis zu 90 Prozent Herbizid eingespart und deutlich weniger Gülle auf Felder aufgebracht werden sollen. Hauptsächlich geht es bei der Maschine darum, nicht mehr großflächig Felder (und damit auch die Nutzpflanzen) mit Herbiziden zu besprühen, sondern diese punktgenau nur auf das Unkraut zu sprühen – und somit viele Ressourcen zu schonen. Kuhl: „Seit gut fünf Jahren arbeiten wir daran und stecken jetzt nochmal eine Million Euro rein, damit wir die Serienreife für 2023 hinbekommen. Ich bin mir sicher, dass wir bei Eröffnung des Gebäudes diesen Kloper dann auch präsentieren werden.“ Jetzt steht aber erst einmal das Richtfest an.

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