"Prominenz muss man einfach haben"

DAUN. Beim Krimi-Festival "Tatort Eifel" geben sich vom 17. bis 21. September in und um Daun Autoren, Schauspieler und Kriminologen die Klinke in die Hand. Für die Öffentlichkeit gibt es ein breites Programm. Im TV -Interview gewähren Organisator Heinz-Peter Hoffmann sowie die Eifeler Krimi-Autoren Ralf Kramp und Michael Preute einen Blick hinter die Kulissen.

Herr Hoffmann, welchen Krimi haben Sie zuletzt gelesen, welchen zuletzt im Fernsehen gesehen? Hoffmann: Die letzten beiden Krimis, die ich gelesen habe, waren von Ralf Kramp und Michael Preute. Der letzte Fernseh-Krimi ist schon ein paar Tage her, da ich in den Sommermonaten relativ wenig Fernsehen schaue.Viel Zeit dafür blieb sicher auch deshalb nicht, weil die Organisation von "Tatort Eifel" sie stark beansprucht, oder? Hoffmann: Es bindet schon sehr stark. Mein Job als Pressesprecher der Kreisverwaltung soll ja auch nicht zu kurz kommen. Wir haben aber ein Team. Mit den beiden Autoren Kramp und Preute und hausintern mit Marita Justi. Ohne solche Helfer wäre das nicht machbar.Herr Kramp, Herr Preute: Der Krimi in Deutschland ist sowohl auf gedrucktem Papier als auch auf der Mattscheibe salonfähig geworden. Wo liegen die Gründe dafür? Kramp: Ja, das stimmt. Es gibt kaum etwas, was das Publikum so sehr konsumiert wie Krimis. Das ist die Sehnsucht nach Schwarz-Weiß. Man hat die Guten und die Bösen. Und im Gegensatz zu anderem Übel dieser Welt: Am Ende eines Krimis wird alles gut.Preute: Eine andere Komponente sollte man nicht vergessen: Wir zeigen in Krimis kleine Welten. Vor allem aus der Provinz. Kleine menschliche Geschichten werden in Verbrechen gebettet. Hinzu kommt: Der deutsche Krimi beschäftigt sich intensiv mit der deutschen Gesellschaft.Keine schlechten Voraussetzungen für "Tatort Eifel". Das Krimi-Festival möchte eine Marke werden sowohl für das Fachpublikum als auch für den Krimi-Fan vom heimischen Sofa. Was ist Ihnen wichtiger, das Fachprogramm oder das öffentliche Programm? Preute: Es ist beides. Wir wollen jungen Autoren eine Bühne geben. Auch für die Nicht-Fachgäste ist das wichtig. Wir schaffen Verbindungen, die man normalerweise als Autor nicht hat und bekommt.Kramp: Die Öffentlichkeitswirksamkeit darf man auch nicht unterschätzen. Es gibt Komponenten in dem Festival, die werden bundesweit für Beachtung sorgen. Zum Beispiel die erstmalige Verleihung des Filmpreises "Roland".Hoffmann: Es ist für uns als Kreis auch eine Imagefrage, wenn wir wie jetzt mit dem Fachprogramm bundesweit in der Presse erscheinen.Mehr als zwanzig verschiedene Programmpunkte hält "Tatort Eifel" für die Öffentlichkeit bereit. Bei so viel Angeboten: Wie soll sich denn der Besucher da zurechtfinden? Hoffmann: Das ist eine gute Frage. Auf der einen Seite haben wir zeitliche Doppelungen. Aber es gibt Themenschwerpunkte, im Bereich Lesungen, im Bereich der Vorträge und Workshops. Und es gibt altersbezogene Schwerpunkte, zum Beispiel für Jugendliche die Diskussionsrunde zu Gewalt in Medien oder die Polizeiaktion für Jugendliche und Eltern unter dem Titel "Tatort Internet".Viele Schauspieler geben sich die Klinke in die Hand: Günter Lamprecht, Dietmar Bär, Christine Döring oder Wilfried Klaus. Wie wichtig ist die Prominenz für die Anziehungskraft des Festivals? Hoffmann: Wir haben auch und gerade im Fachprogramm namhafte Leute der Krimi-Szene, die aber der "Otto-Normalverbraucher" vielleicht nicht so kennt. Klaus-Peter Wolf ist zum Beispiel einer der bekanntesten Drehbuchautoren in Deutschland. Präsenter sind natürlich die Gesichter, die auf dem Bildschirm flimmern. Von daher bedingt sich das. Wir brauchen auch diese Fernseh-Gesichter.Preute: Prominenz muss man einfach haben, das geht gar nicht anders.Kramp: Ja, speziell fürs Nicht-Fachpublikum.Aber Hand aufs Herz meine Herren: Dolly Buster wurde zur Krimi-Gala doch nur unter dem Vorwand eingeladen, Krimi-Autorin zu sein? Hoffmann: Nein! Sie ist Krimi-Autorin. Mit zwei Krimis, wobei für einen sogar die Filmrechte aufgekauft wurden.Preute: Ja, sie will ganz ernsthaft Krimis schreiben. Warum verdammt nochmal nicht! Ausgerechnet wir dürfen nicht unliberal verfahren.Kramp: Es gibt sicherlich Menschen, die aus ganz anderen Branchen kommen und zum Krimi umgeschwenkt sind. Das wissen wir nur alle nicht.Die Polizei ist stark ins Fach- und öffentliche Programm eingebunden und informiert über ihre tägliche Arbeit. Soll sie dafür Sorge tragen, dass die Krimifans den Blick für die Realität nicht verlieren? Hoffmann: Für die Polizei hat vieles das, was in Fernseh-Krimis und Büchern vorkommt mit der Realität nur wenig gemein. Für die Polizei ist es eine interessante Plattform, Öffentlichkeitsarbeit für sich zu machen.Kramp: Wenn die Polizei so eine Veranstaltung unterstützt, dann ist das ein gutes Zeichen. Wenn sie generell den Krimi abgeschrieben hätte, hätte sie längst gesagt: ‚Macht das ohne uns‘. Wenn im Fachprogramm die Soko-Ermittler aus dem Nähkästchen plaudern, dann dient das tatsächlich dazu, den Drehbuchautoren zu zeigen: Hier und da gibt es Sachen, die ihr falsch macht, und wir sagen euch gerne, wie es wirklich geht.Das Interview führte unser Redakteur Mirko Blahak

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort