Prozess um aufgebrochene Geldautomaten geht noch bis Ende Oktober weiter – Indizien werden geprüft

Gerolstein/Trier/Wittlich · Noch kein Ende in Sicht im Prozess gegen vier mutmaßliche Geldautomatenknacker vor dem Landgericht Trier: Gestern wurden Augenzeugen gehört, die zwei Täter beim Aufbruchversuch eines Bankautomaten in Gerolstein gestört hatten. Ob es sich dabei aber um zwei der Angeklagten gehandelt hat, ist nicht sicher.

Auffällig ist der Mann, der am Dienstag vor der dritten großen Strafkammer des Trierer Landgerichts als Zeuge gehört wird. Auffällig nicht nur wegen seiner hinten aufgeschnittenen Schuhe, aus denen die Füße herausragen.
Der Mann ist groß. In seiner Daunenjacke wirkt er breitschultrig. Durchaus nachvollziehbar, dass die beiden Männer, die sich in der Nacht auf den 8. Dezember 2013 an dem Geldautomaten der Postbankfiliale in Gerolstein zu schaffen machten, das Weite suchten, als sie von dem Obdachlosen gestört wurden. Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass es sich bei den Männern um zwei der vier Angeklagten handelte, die sich wegen des Vorwurfs des schweren Bandendiebstahls vor Gericht verantworten müssen (siehe Extra).
Im Vorraum der Gerolsteiner Postbankfiliale wollte der Zeuge bereits am frühen Abend des 7. Dezember sein Nachtquartier aufschlagen.
Die beiden Männer boten ihm 50 Euro an, damit er geht. Doch sie sparten am falschen Ende. "Die haben mir dann nur 20 Euro gegeben", nuschelt der 60-Jährige. Nicht genug Geld, um mit den Kumpels eine Runde zu zechen. Also habe er nur ein paar Bitburger für sich gekauft und danach wieder seinen Schlafplatz in der Postbank bezogen. "Da wurde ich durch ein lautes Geräusch geweckt", erzählt er und schildert, wie er die Männer am Automaten beobachtete, wie er vor der Tür einen weißen Transporter entdeckte, wie er sich mühsam aufrappelte und die Männer anbrüllte: "Ich bin froh, dass ich aufgewacht bin. Sonst wäre der Tresor nachher weg gewesen, und die hätten gedacht, ich wär's gewesen!"
Ein weiterer Augenzeuge berichtet, wie er am gegenüberliegenden Bahnhof auf den Zug wartete und "Palaver" aus der Bank hörte. "Ich habe da zwei Männer gesehen, aber als die mich entdeckten, sind die raus." Beide Zeugen können keinen der Angeklagten sicher als einen der Männer identifizieren. Allerdings sagen beide, dass der Älteste auf der Anklagebank - der 33-Jährige, der zuletzt in Daun lebte - einer der Männer gewesen sein könnte.
Eine Verurteilung aufgrund dieser beiden Schilderungen wird es nicht geben können. Ebenso wenig aufgrund der Aussage eines Mithäftlings, der einen der Angeklagten im Gespräch mit einem Polizeibeamten schwer belastet hat: Der 32-Jährige soll dem Mitgefangenen gesagt haben, dass er seit Jahren mit Geldautomatenaufbrüchen zu tun habe und wisse, wie man das mache, berichtet der Polizeibeamte. Doch selbst Richter Armin Hardt zweifelt an der Glaubwürdigkeit des Häftlings, der bereits wegen einer Falschaussage verurteilt wurde. Und so muss sich die dritte große Strafkammer weiter an die vielen Indizien halten, die auf eine Täterschaft der vier Angeklagten hindeuten. Etwa an die belastenden Gegenstände, die nach der Festnahme der vier Männer sichergestellt wurden - Geldscheine in Kartons und Müllsäcken. Funkgeräte. Wollmützen. Werkzeug. Und an die Ergebnisse der Handyüberwachung: Immer dann, wenn einer der Geldautomaten aufgebrochen wurde, waren Handys der Angeklagten in der entsprechenden Funkzelle eingeloggt. In den nächsten Prozesstagen sollen die Telefonmitschnitte gehört werden - noch bis Ende Oktober hat das Gericht neue Verhandlungstermine angesetzt. neb
Extra Urteil

Schwerer Bandendiebstahl ist der Hauptvorwurf der Anklage: Die vier Männer im Alter zwischen 29 und 33 Jahren sollen neben dem Aufbruchversuch in Gerolstein zwischen November 2013 und Januar 2014 drei Geldautomaten in Wittlich, Daun und Badem aufgebrochen und dabei mindestens 180 000 Euro erbeutet haben.
Beim Aufbruch des Automaten in Badem waren sie von der Polizei observiert worden. Nach einer Verfolgungsjagd wurden sie in derselben Nacht in Daun festgenommen. neb

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