Vulkanismus Pulvermaar gibt Geheimnisse nicht preis

Gillenfeld · Eine neue Grabung am Pulvermaar sollte Klarheit über eine neue These zur Entstehung der Maare bringen. Sie könnte dramatischer sein als bisher vermutet. Doch der Eifelboden wehrt sich.

 Mit schwerem Gerät sind die Forscher ans Pulvermaar angerückt.

Mit schwerem Gerät sind die Forscher ans Pulvermaar angerückt.

Foto: TV/Linda Härter

Im vergangenen Jahr war der renommierte Vulkanologe Hans-Ulrich Schmincke gemeinsam mit seiner Partnerin Mari Sumita, ihres Zeichens ebenfalls versierte Expertin für die Feuerberge, in der Eifel auf Spurensuche in einer Grube am Kraterrand des Pulvermaars. Sie fanden unter anderem einen mehrere Kilo schweren, etwa katzengroßen grauen Gesteinsbrocken: rund, aber offenbar nicht wirklich aus einem Guss. Vielmehr wurde der Kern der „Bombe“ von einer anderen Schicht ummantelt. „Diese ‚Lavabombe‘ könnte zu einem Paradigmenwechsel in der Erforschung der Maarentstehung beitragen“, hatte Schmincke damals bereits gemutmaßt.

Nun rückte schweres Gerät an, um Material für seine neue These von der Entstehung der Maare zu sammeln. Sie lautet: In einem ersten Magmaschub kristallisierte eine Schicht aus; ein zweiter Magmaschub mit viel Kohlenstoffdioxid zerriss dieses fast gänzlich erstarrte Tiefengestein in viele Tausende Fragmente. Sie wiederum wurden durch den turbulenten Gastransport gerundet und mit einer dünnen Lavahaut bedeckt – ähnlich wie Nüsse in Schokoglasur, um es bildlich zu machen. Die bisherige Annahme war, dass aufsteigendes Magma immer nah an der Oberfläche in etwa hundert bis zweihundert Metern auf Grundwasser stieß. Die Eruption war verbunden mit einer gigantischen Dampfexplosion, welche die „Löcher“ in die Landschaft sprengte. Doch die mehrschichtigen Funde von Schmincke und Sumita legen nahe, dass längst nicht alle Maare derart auf Anhieb entstanden.

„Die Bohrungen sollen Aufschluss darüber geben, wie mächtig die vulkanischen Ablagerungen sind, die den ringförmigen Wall des Pulvermaars bilden“, erläutert Andreas Schüller, Leiter des Unesco Natur- und Geoparks Vulkaneifel, das Forschungsprojekt. Er hat die Arbeiten in der Grube begleitet: „Aus den Bohrkernen kann rückgeschlossen werden, wann die Ausbrüche begannen und wie sie abliefen.“ Doch noch ziert sich die Eifel: Die Gesteinsschichten in der Grube erwiesen sich als zu locker, um einen brauchbaren Bohrkern zu ergeben. An technischen Lösungen wird nun weiter gefeilt.

Die Kerne sollen, wenn sie es bald gibt, von der Eifel nach Kiel gehen, um dort von Professor Schmincke und seinem Team untersucht zu werden. „Erste Ergebnisse erwarten wir in zwei bis drei Monaten nach Ablieferung der Bohrkerne“, erläutert Schüller den Zeitrahmen, um zu erfahren, ob die neuen Thesen zutreffen. „Wenn – wie wir nun vermuten – Kohlendioxid eine viel wichtigere Rolle spielte als bislang angenommen, dann kann darauf geschlossen werden, dass die eigentliche Entstehung der Maare in der unteren Erdkruste ihren Anfang nahm und nicht erst in grundwasserführenden Schichten. Es würde bedeuten, dass Magma aus größeren Tiefen von mehreren Kilometern deutlich schneller aufstieg.“

 Mit schwerem Gerät sind die Forscher ans Pulvermaar angerückt. Foto: Linda Härter

Mit schwerem Gerät sind die Forscher ans Pulvermaar angerückt. Foto: Linda Härter

Foto: TV/Linda Härter
 Ein Eifeler Wahrzeichen: das Pulvermaar bei Gillenfeld.

Ein Eifeler Wahrzeichen: das Pulvermaar bei Gillenfeld.

Foto: TV/Dominik Ketz

Demnach wäre die Erdgeschichte der Eifel noch ein Stück dramatischer als bisher vermutet. Doch Schüller kann angesichts immer neuer Medienmeldungen über den nicht erloschenen Eifelvulkanismus auch beruhigen: „Es ist letztlich eher eine akademische Frage, die wir klären. Es deutet nichts darauf hin, dass die Ausbruchsintervalle schneller getaktet wären oder dass Prognosen über mögliche neue Ausbrüche schwieriger wären.“ Aber erstmal heißt die Aufgabe, die Eifellava „dingfest“ zu machen.

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