Raffer und Läufer gegen Regen und Sturm

Schönecken · Trotz schlechten Wetters haben sich rund 400 Besucher die traditionsreiche Schönecker Eierlage nicht entgehen lassen. Läufer Thomas Bastuck gewann den Kampf gegen die Windböen und Raffer Fabian Koch in 48 Minuten und 57 Sekunden.

Raffer und Läufer gegen Regen und Sturm
Foto: (e_pruem )

Schönecken. Es ist Brauchtumspflege unterm Regenschirm und auch gerade deshalb ein spannender Wettkampf, der sich am Ostermontag vor den Augen der Zuschauer abspielt: Kaum geben sich Raffer und Läufer vor dem Start der 252. Ausgabe der Eierlage in Schönecken um Punkt 14 Uhr die Hand und den Bruderkuss, liefert Tief Jeanne erschwerte Wettkampfbedingungen.
Bei starken Windböen, Regen und ungemütlichen Temperaturen stellen sich Thomas Bastuck und Fabian Koch den uralten Aufgaben, die der von der Junggesellensodalität bewahrte Brauch fordert.
Läufer Bastuck muss die 7,6 Kilometer lange Strecke in den Nachbarort Seiwerath und zurück nach Schönecken bewältigen, während Raffer Koch 104 rohe Eier aufzusammeln hat, die auf einer Gesamtlänge von 65 Metern in der Von-Hersel-Straße im Abstand von einer Elle (62,5 Zentimeter) auf Sägespänen ausgelegt sind. Der Schnellere gewinnt.
Bei jedem Wetter eine Leistung

 Raffer Fabian Koch in der Von-Hersel-Straße.

Raffer Fabian Koch in der Von-Hersel-Straße.

Foto: (e_pruem )


Auch bei günstigen Wetterbedingungen ist das eine Herausforderung für die Wettkämpfer - die Statistik der Junggesellensodalität zeigt, dass die Aufgaben zumeist in einer Zeit erledigt werden, die zwischen 30 und 40 Minuten liegt - seit 1949 gewannen die Raffer 34 Mal die Eierlage, 33 Siege der Läufer sind verzeichnet. Die Rekordzeit ist inzwischen genau 40 Jahre alt: 1976 raffte Hans-Wilhelm Müller in Windeseile die Eier auf, 29 Minuten und 25 Sekunden benötigte er dafür.
Mit einem weiteren Rekord ist am gestrigen Montag nicht zu rechnen: Das Pflaster der Von-Hersel-Straße ist nass und rutschig, bereits nach wenigen Minuten saugen die weißen Pagenkostüme von Koch und Bastuck den Regen auf und werden zunehmend schwer.
Doch nicht der Sieg, sondern die bloße Teilnahme an der Traditionsveranstaltung sind eine Auszeichnung für die Schönecker Sodalen - und so beißen Raffer und Läufer die Zähne zusammen und halten bis zum Ende durch.
Nach 27 Minuten wird vermeldet, dass Läufer Bastuck den als "Kemel" bezeichneten Punkt passiert hat und sich ab sofort auf Seiwerather Gemarkung befindet. Raffer Koch hat sich dazu entschlossen, die am weitesten vom Korb entfernten Eier zuerst aufzusammeln, 25 Stück hat er zu diesem Zeitpunkt auf der Guthabenseite.
14.37 Uhr: Läufer Bastuck erreicht Seiwerath und macht sich auf den Rückweg - Koch hat 39 Eier im Korb. Die Anfeuerungsrufe des Publikums in der mittelalterlichen Gasse werden zunehmend lauter.
14.42 Uhr: Es beginnt dermaßen stark zu regnen, dass der Musikverein Schönecken die Bühne räumen muss und in eine offene Garage umzieht.
14.43 Uhr: Ein Böllerschuss donnert über Schönecken: Der Läufer ist zurück auf dem "Kemel" - Raffer Koch hat 48 Eier gesammelt. Trotz Gegen- und Seitenwind läuft Thomas Bastuck nun immer schneller.
14.46 Uhr: Bastuck ist auf der Höhe des Gasthauses Heinzen gesichtet worden, Koch legt noch einmal kräftig zu, weil er nun auch die Eier unmittelbar vor dem Korb erntet: 68 hat er auf der sicheren Seite.
14. 48 Uhr: Es wird zu knapp für den Raffer, Bastuck läuft in die Von-Hersel-Straße ein, vom Ziel trennen ihn nur noch knapp 100 Meter.
14 Uhr, 48 Minuten, 57 Sekunden: Das war's! Der 30 Jahre alte Läufer Thomas Bastuck bezwingt den 26-jährigen Raffer Fabian Koch, der insgesamt 87 Eier im Korb abgelegt hat.

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