Raubgräber zerstören historische Stätten
Cochem-Zell · Raubgräber in der Eifel bereiten nicht nur den Archäologen Sorgen. Nun hat auch Albert Jung, Bürgermeister der VG Kaisers-esch, die Initiative ergriffen. Er appelliert an die Bürger, illegale Suchaktionen der Polizei zu melden
Cochem-Zell. Auf den ersten Blick sind die Erdlöcher in den Feldern zwischen Treis-Karden und Brohl nicht von Wildschweinkuhlen zu unterscheiden. Sie sind über die ganze Fläche neben der Straße zwischen Treis-Karden und Binningen verteilt, im Hintergrund ist der Martberg zu sehen.
Doch hier waren nicht nur Keiler am Werk. Mit Metalldetektoren bewaffnet, streifen Hobbyarchäologen durch Wälder und über Felder des Kreises, um nach alten Münzen oder Munition zu suchen.
Kronkorken als Abschreckung
Dieses Hobby mag zunächst spannend wirken, ist jedoch verboten. Aus gutem Grund. Denn was von den Raubgräbern gefunden und entweder in die eigene Sammlung aufgenommen oder im Internet verkauft wird, ist für die Archäologie für immer verloren, erklärt Friedel Gebert von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE). "Nur die Gesamtheit der Information, die eine Fundstelle bewahrt, führt zu historisch wertvoller und verwertbarer Erkenntnis - und nicht einzelne Materialgruppen (hier Metall), die zudem wahllos und ohne Kenntnis des eigentlichen Befundes entnommen werden", sagt Dr. Axel Berg, Leiter der GDKE-Außenstelle in Koblenz.
Doch für Raubgräber gilt nicht das große Ganze, sondern nur der neueste Fund. In Internetforen brüsten sich die Schatzsucher mit gefundenen Stücken: "Es ist die Gier, etwas zu finden", sagt Gebert.
Die Mitarbeiter des Landesamtes ergreifen manchmal auch Gegenmaßnahmen, um bestimmte Gebiete vor Grabungen zu schützen.
Dabei verteilen sie Kronkorken oder auch leere Munitionshülsen auf Feldern, bei denen die Metalldetektoren anschlagen. "Nach dem 100. Kronkorken verlieren die Raubgräber die Lust", sagt Gebert.
Im Kreis gibt es viele im Laufe der Jahrhunderte verschwundene Siedlungen und Dörfer, die von den Mitarbeitern der Landesarchäologie kartiert und untersucht werden. Nur wenige Stellen sind so gut erforscht wie der Martberg, der gesondert als Grabungsschutzgebiet ausgewiesen ist.
Doch auch noch nicht erforschte Stellen müssen geschützt werden. Es gibt einen Schatzsuchertourismus aus den Niederlanden und Belgien, erklärt Gebert.
Albert Jung, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kaisersesch, hofft darauf, dass Raubgräber häufiger der Polizei gemeldet werden, damit historische Stätten nicht beschädigt werden. Er selbst hat die GDKE auf die Stelle zwischen Treis-Karden und Brohl aufmerksam gemacht und bereits Männer mit Metallsuchgeräten in flagranti erwischt. "Wir müssen die Menschen sensibilisieren", sagt Albert Jung.