Raubritter verbreitete Schrecken

Ürzig/Daun · Bevor der Kölner Dompropst Kuno auf dem Weg zum Amtsantritt als Trierer Bischof in Ürzig ermordet wurde, trafen sich seine Anhänger und Gegner in Bitburg zu einer handfesten Auseinandersetzung. Das war im Jahr 1066. Ein Jahrhundert später machte der Dauner Raubritter Wirich die Gegend rund um die Burg Ürzig unsicher.

 Die Sonnenuhr in Ürzig mit der Figur des ermordeten Bischofs Kuno. TV-Foto: Alois Mayer

Die Sonnenuhr in Ürzig mit der Figur des ermordeten Bischofs Kuno. TV-Foto: Alois Mayer

Ürzig/Daun. Eingebettet in eine große Moselschleife liegt der Ort Ürzig. Umrahmt von mächtigen Schieferfelsen und Hängen, bepflanzt mit Tausenden Weinstöcken, die den "Ürziger Würzgarten" weltbekannt machen. An einem besonders steilen Felsen in Ürzig ist auch die älteste Sonnenuhr im Moseltal zu sehen. Sie befindet sich an Resten eines Gemäuers, der zu einer untergegangenen Burg mit dem Namen Urcich oder Urcecha gehörte. Sie stand auf dem steil abfallenden Felsen mit dem Namen Urley. 1066 erhob sie sich noch stolz über dem Moseltal und war in jenem Jahr der Schauplatz einer grausamen Bluttat.
TV-Serie Dorfgeschichte(n)


In Trier war am 15. April 1066 Erzbischof Eberhard gestorben. Nach damaligem Recht wollten nun die Trierer Bürger und Ministerialen der Stadt einen Nachfolger wählen. Doch zu wählen gab es niemanden mehr, denn Kaiser Heinrich IV. hatte, ohne jemanden zu fragen, den Neffen des Kölner Erzbischofs Anno, den Dompropst von Köln, Kuno von Pfullingen, als Bischof von Trier bestimmt. Die Trierer waren erbost und beschlossen, ihm den Trierer Vogt, Graf Theoderich von Luxemburg, entgegenzuschicken. Der sollte Kuno überreden, nicht nach Trier zu kommen.
Bei Bitburg trafen sie sich. Es kam zu handfesten Auseinandersetzungen. Kuno wurde überwältigt, gefesselt, nach Ürzig gebracht und in der Burg eingekerkert. Am 1. Juni 1066 wurde Bischof Kuno auf die Urley geführt und den Felsen hinabgestoßen. Doch er überlebte verletzt. Daraufhin wurde er enthauptet. Seinen Leichnam ließ man einfach im Gestrüpp liegen. Einen Monat später fanden ihn Bauern aus Lösnich, die ihn dann vor ihrer Dorfkirche beerdigten. Im 18. Jahrhundert setzten die Ürziger jenem unglücklichen und später heilig gesprochenen Bischof Kuno ein Denkmal. In der Nische eines ausgehöhlten Felsens brachten sie eine Holzfigur des ermordeten Erzbischofs an.
Im zwölften Jahrhundert fiel die Ürziger Burg in Trümmer. Dann nistete sich im Jahre 1246 ein Mann ein, der dem Adelsgeschlecht von Daun Schande bereitete. Es war Wirich von Daun, ein wüster Raubritter aus dem Wormsgau. Dort hatte er die Burg Osthofen bei Alzey bewohnt. Sein räuberisches Verhalten und seine brutalen Überfälle beunruhigten das gesamte Wormser Gebiet. Schließlich griff im Jahre 1241 Bischof Landolf von Worms das Raubnest des Dauners an und zerstörte es. Wirich kündigte dem Bischof eine Fehde an, wurde aber von König Konrad zur Ruhe gezwungen. Wegen seiner zahllosen Räubereien und Schandtaten aus dem Raum Worms vertrieben, gelangte Wirich schließlich nach Ürzig.
Mit seinen Burgmannen baute er die verfallene Burg auf Urley wieder auf. Aber statt Reue und Vorsatz zu erwecken oder das Leben eines würdigen Ritters zu führen, gefiel sich Wirich in seiner Raubritterrolle. Ständig zog er von Ürzig aus in die nähere und weitere Umgebung und überfiel Händler und Reisende. Die Schiffe auf der Mosel wurden geplündert. Wer sich allzu sehr wehrte, dessen Schiff wurde versenkt. Etliche Wohlhabende wurden gefangen genommen und von ihnen Lösegeld erpresst.
Die Beschwerden und Hilfegesuche häuften sich, wurden dem Erzbischof und Kurfürsten Arnold II. (von Isenburg, geboren um 1190, gestorben 1259) von Trier vorgetragen. Diesem blieb nichts anderes übrig, als 1248 mit Waffengewalt nach Ürzig zu ziehen, um dort dem räuberischen Unwesen des Dauners ein Ende zu bereiten. Die Burg Urley wurde belagert und letztlich erobert. Wirich von Daun konnte im letzten Moment entkommen. Seine Spießgesellen wurden verhaftet und in Gefangenschaft geführt. Die Burg selbst wurde erneut zerstört. Sie wurde nicht wieder aufgebaut. In der kommenden Zeit lebten Einsiedler, die ein gottgefälliges Leben führten, in den verlassenen Ruinen der Burg. Dem Felsen gaben sie den Namen St. Michaelslay.

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