Rauchende Dickhäuter

"Auf zum 19. Alten Elefantentreffen am Nürburgring" hieß es am Wochenende für Tausende von begeisterten Motorradfans. Rund 2000 kamen aus Deutschland und auch Holland in die Eifel. Fans kamen allerdings auch von der anderen Seite der Welt: aus Hongkong und Australien.

 Immer für spektakuläre Auftritte bekannt: Diese Gruppe kam aus Holland zum 19. Alten Elefantentreffen. TV-Foto: Helmut Gassen

Immer für spektakuläre Auftritte bekannt: Diese Gruppe kam aus Holland zum 19. Alten Elefantentreffen. TV-Foto: Helmut Gassen

Nürburgring/Müllenbach. Sie kommen aus allen Himmelsrichtungen Deutschlands und aus den Nachbarstaaten, um für zwei oder drei Tage das zu genießen, was ihnen am besten gefällt. Männer in manchmal abenteuerlicher und nostalgischer Kleidung und mit ihnen ihre Frauen oder Freundinnen feiern am Nürburgring sich und ihre Lieblinge aus Stahl. Seinen einstigen schlechten Ruf (siehe Info) hat das "Alte Elefantentreffen" schon längst nicht mehr.Sonnenschein nach Jahren voller Matsch und Kälte

"Das geht hier völlig unproblematisch zu, weil die Jungs sich selbst kontrollieren. Die bringen ihre Frau und ihre Kinder mit, und das würde nicht passieren, wenn es hier nicht so harmonisch zuginge", weiß Steffen Fischer. Die Jahre von Matsch und Kälte auf dem fast 30 Hektar großen Campingplatz der Familie Fischer bei Müllenbach sind inzwischen legendär. Heute geht es für die harten Jungs (und Mädels) mit angenehmen Temperaturen und Sonnenschein richtig bequem zu. Trotzdem werden die Tage und Nächte am Ring immer noch im Schoße von Mutter Natur zugebracht, und wer Dreck scheut, ist am Nürburgring fehl am Platz. Das heißt: einfache Zelte, Lagerfeuerromantik und Steaks grillen, egal bei welcher Temperatur. Holzscheite gibt es für zwei Euro das Stück. Aber Vorsicht: Einfach die Bäume der Eifel aus Geiz fällen, ist nicht drin und wird mit mindestens 300 Euro bestraft. Viele der älteren Semester des Treffens mit schütterem Haar und weißen Bärten kommen lieber im bequemen Wohnmobil. Gefeiert, geklönt, gegessen und getrunken wird trotzdem draußen. Denn Bier gehört nun einmal zu einer echten Männergesellschaft, der sich aber auch die weiblichen Teilnehmer nicht verschließen. Neben den heutigen modernen Maschinen in knalligen Farben sind die ausgefallenen Kreationen der Motorräder besonders interessant. Ob Moto Guzzi, MZ, Ural oder alte Weltkriegsveteranen - die Jungs machen vor nichts halt und schmücken die Maschinen und sich selbst mit allerlei Schnickschnack. Ob der Tüv seinen Segen zu mancher Seitenwagenkreation gegeben hat - es ist manchmal schon zweifelhaft, aber hier egal. Und was wäre ein Motorradtreffen am Ring ohne Cross-Strecke? Die gibt es natürlich auch, und dort ist dann für richtig Matsch gesorgt, so dass am eisernen Liebling eine matschige Erinnerung vom Elefantentreffen bleibt. Henning Wiekhorst, einst Neugründer des Elefantentreffens und heute in Hongkong tätig, freut sich über den Erfolg der Veranstaltung. "Diejenigen, die es nach mir gemanagt haben, waren Jungs aus meinem Team, deshalb war es klar, wie es weitergehen sollte. So ist das Elefantentreffen von einer einst verbotenen Veranstaltung zu einer der ruhigsten geworden." Extra Hintergrund: Das Alte Elefantentreffen hat eine lange Tradition. Als Ursprungsjahr des Elefantentreffens gilt das Jahr 1953, als der Fahrer einer Zündapp KS 601 im Januar einige Freunde mit dem gleichen Gefährt in seinen Garten einlud. Bereits 1956 traf man sich an der Solitude bei Stuttgart, und dort bekam das Treffen auch seinen Namen. Denn die Zündapp KS 601 wurde liebevoll auch als "Grüner Elefant" bezeichnet. Ab 1961 fand das Treffen am Nürburgring statt, allerdings war es nicht mehr an eine Marke gebunden. 1977 war dann das schwarze Jahr, denn mit 30 000 Teilnehmern war das Treffen kaum noch zu managen, und es gab einen Toten. Das war das vorläufige Aus des Treffens in Deutschland. Ab 1979 war der Salzburgring Treffpunkt, erst ab 1992 wurde die Tradition des "Alten Elefantentreffens" am Nürburgring fortgeführt.(HG)

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