Rausschmiss und Rechtfertigungen

GEROLSTEIN. Wegen der Ladenöffnung einiger Gewerbetreibender am Weihnachtsmarkt-Sonntag ist in der Gerolsteiner Geschäftswelt ein Streit entbrannt. Das Ergebnis: Ein Beteiligter verlor seinen Arbeitsplatz. Das Ordnungsamt hat die Angelegenheit mittlerweile zu den Akten gelegt, ohne weitere Konsequenzen zu ziehen.

"Wir akzeptieren die Begründung der betroffenen Gewerbetreibenden und sehen deren Verhalten als übereinstimmend mit dem Ladenschlussgesetz. Für uns ist die Sache erledigt", sagt Hermann-Josef Wirp vom Gerolsteiner Ordnungsamt.Was war geschehen? Am Sonntag, 14. Dezember, hatten sich mehrere Gerolsteiner Gewerbetreibende aus der Fußgängerzone am Weihnachtsmarkt beteiligt, indem sie vor ihren Geschäften Verkaufsstände aufgestellt hatten. Das Ladenschlussgesetz aber verbietet ausdrücklich verkaufsoffene Sonntage im Dezember.Keine Absprache im Vorfeld

Mit von der Partie waren unter anderem das Modehaus Schildgen, das Schuhhaus Schneider und Intersport Blaumeiser. Diese drei mussten sich wegen ihrer Geschäftstüchtigkeit beim Ordnungsamt rechtfertigen. Manfred Rett, Geschäftsführer des Sportgeschäfts, erläutert auf TV -Nachfrage: "Wir hatten zum Weihnachtsmarkt einen Stand vor der Tür, und unser Geschäft war geöffnet, um den Kunden den Gang zur Toilette zu ermöglichen."Das Licht sei im Geschäft eingeschaltet gewesen, Beratung und Verkauf habe es aber im Laden nicht gegeben. "Wenn sich dennoch jemand umsieht, können wir ihm das ja schlecht verbieten", verkündet Rett die offizielle Version, die er auch dem Ordnungsamt hat zukommen lassen. Wie seine Kollegen auch. In der Vergangenheit sei bereits öfter so verfahren worden. Den Ärger habe es nun zum ersten Mal gegeben. Rett: "Man hätte sich im Vorfeld absprechen sollen." Zum Streit ist es gekommen, weil Hans-Jürgen Hergert, Geschäftsführer der Gerolsteiner Filiale des Haushaltswaren-Handels Minninger, sich die Vorwürfe mehrerer Kunden zu Herzen genommen hat: "Uns wurde Faulheit vorgeworfen, und wir wurden gefragt, ob wir es nicht mehr nötig hätten, bei solchen Veranstaltungen ebenfalls zu öffnen. Wir wären aber gerne dabei gewesen."Da es im Vorfeld aber keine Absprache gegeben habe und er sich sicher war, dass verkaufsoffene Sonntage im Dezember strikt untersagt sind, habe er das Geschäft nicht geöffnet. Vielmehr hat er anschließend im Namen der Firma Minninger beim Einzelhandelsverband Rheinland-Pfalz und beim Ordnungsamt Gerolstein nachgefragt, ob das Verhalten der Kollegen rechtens sei. Seinen Chef hat er darüber nicht informiert. Der ist "aus allen Wolken gefallen" als er von einem der betroffenen Geschäftsleute und einem Verbandsvertreter auf die Angelegenheit angesprochen wurde. Stefan Minninger: "Das ist für mich eine unakzeptable Grenzüberschreitung. Daher habe ich dem Mitarbeiter am nächsten Tag gekündigt."Der Gefeuerte sagt: "Ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe, und dass man Mitbewerber nicht ans Messer liefert. Aber mein Ärger hat in der Situation überwogen." Daher sieht er die Kündigung auch als "zu hart" an.Zudem hätten ihm im Nachhinein weitere Gerolsteiner Geschäftsleute den Rücken gestärkt. Seinen Job hat das aber nicht gerettet. Denn in Gerolstein hätte er ohnehin ab März verloren gehabt, da die Minninger-Filiale Ende Januar schließt (siehe Hintergrund).

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