Reiner Selbsterhaltungstrieb

Ganz ehrlich: Mir ist ganz schwindelig ob der gewaltigen Zahlen, die in den Nachrichten kursieren. Billionen, Milliarden - für jemand wie mich, der noch die Finger braucht beim Rechnen, nicht mehr zu begreifen.

Ganz anders Walburga: Sie hat alles im Griff. Souverän managt sie unsere Finanzen. Ob Bankenkrise oder das schwarze Loch in meinem Portemonnaie: Walburga weiß, wo wirklich finanzielle Hilfe angebracht ist.

Zum Beispiel beim Dauner Stadtbürgermeister Wolfgang Jenssen. Neun Millionen Euro werden als Gewerbesteuer in die Stadtkasse gespült, und "der Mann hat nicht mal genug zu essen", kritisiert Walburga. Verwundert blicke ich sie an: Woher weiß sie das? Wenn ich Jenssen auf Bildern in der Zeitung sehe, unterernährt sieht der mir aber nicht aus. Meine Frau hat jedoch Informationen aus erster Hand. Ihre Freundin Käthe aus Daun hat ihr berichtet, dass bei Jenssens Geburtstagsfeier vor kurzem im Forum auch ein großer Kuchen für das Geburtstagskind stand. Als hungrige Gäste sich darüber hermachen wollten, war der Kuchen aber weg. Walburga weiß, warum: "Reiner Selbsterhaltungstrieb. Von den paar Euro Aufwandsentschädigung kann sich der Mann doch nichts zu essen kaufen, deshalb bunkert er, was zu kriegen ist."

Dann hoffe ich mal, es war ein Sandkuchen, der nicht so schnell schlecht wird. Ein vier Wochen altes Stück Schwarzwälder Kirsch wäre jedenfalls nix für mich. Jedenfalls weiß ich jetzt, warum Jenssen spätabends noch durch die Stadt läuft: Damit unterdrückt er das permanente Hungergefühl. Ich schlage vor, beim Weihnachtsmarkt mal für ihn den Hut rum gehen zu lassen, damit er mal was Ordentliches zu essen kriegt. Denn nur ein satter Stadtbürgermeister ist ein guter Stadtbürgermeister!

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