DAUN Risiko, Umsicht und Fahrfreude

DAUN · Das Senioren-Training von Polizei und Kreisverkehrswacht findet wieder viel Akzeptanz. Einige Teilnehmer sind nicht zum ersten Mal da.

 Tatort Automobil: Peter Witsch (am Steuer) und Fahrlehrer Egon Wadle.

Tatort Automobil: Peter Witsch (am Steuer) und Fahrlehrer Egon Wadle.

Foto: Jürgen C. Braun/Picasa

Senioren,  also Menschen jenseits des Rentenalters, sind allen vorschnellen Vermutungen und Erwartungen zum Trotz nicht die Gruppe von Verkehrsteilnehmern, die am häufigsten  in Unfälle verwickelt ist. Das sind eher die 18- bis 25-Jährigen.

Doch da bei Menschen „ab 70 und in höherem Alter“ die Risikofaktoren ständig zunehmen“ (so der Deutsche Verkehrssicherheitsrat DVR), wollen die Betroffenen dem  entgegenwirken.  Anders ist die hohe Zahl an aktiven und passiven Teilnehmern eines Sicherheitsangebotes im Straßenverkehr für Senioren in der Dauner Jugendverkehrsschule nicht zu erklären.

„Ich möchte einfach mal selbst austesten, ob ich noch genauso gut fahre wie in meinem Berufsleben. Deshalb bin ich heute hier“, sagt Peter Witsch aus Dockweiler. Der 72-Jährige macht nicht gerade den Eindruck, als müsse ihm eine helfende Hand, in diesem Falle die von Fahrlehrer Egon Wadle (Gerolstein/Schönecken),  zur Seite stehen. Was angesichts der Beschreibung seines früheren Arbeitsprofils nicht verwundert. „Etwa 100 000 Kilometer pro Jahr“, erzählt er, habe er als Cheffahrer „beim Gerolsteiner Brunnen“ auf dem Asphalt gelassen.

An die 20 Frauen und Männer hatten sich zuvor in der Jugend-Verkehrsschule von Dr. Hans Esten über die Vorteile, aber auch über die Gefahren, die mit dem Einnehmen von Medikamenten verbunden sind, aufklären und beraten lassen.  Der Internist, lange Jahre Chef der inneren Abteilung in Gerolstein, ging bei seinem Vortrag vor allem auf geriatrische Besonderheiten ein. Auf real existierende, aber mitunter auch auf plötzlich auftretende Gefahren-Situationen.

So wie beispielsweise auf die richtige Einstellung von Medikamenten. Auf Symptome, auf die man achten sollte und darauf, „wann Sie das Fahrzeug bitte unter allen Umständen stehen lassen sollten“, wie er den Anwesenden mitgab.  „Die Menschen möchten sich gerade im ländlichen Raum ihre persönliche Mobilität so lange wie möglich erhalten. Wenn ich dabei helfen kann, dann mache ich das gerne“, beteuert Esten.

Die Initiatoren dieses Aktionstages, Kreisverkehrswacht und Polizei-Inspektion (PI) Daun freuen sich darüber, dass ihr Angebot offenbar auf fruchtbaren Boden fällt. „Wir machen das jetzt bereits zum fünften Mal, und das soll auch eine ständige Einrichtung werden“, sagt die zuständige Projektleiterin Natascha Raab-Sauer. „Einige kommen, um ihr Wissen im und mit dem Auto aufzufrischen. Andere sind bereits zum zweiten oder dritten Mal dabei. Das spricht sich rund im Bekanntenkreis. Wir sehen die Notwendigkeit eines solchen Angebotes“, sagt die Polizei-Hauptkommissarin.

Es wurde alles geboten am Samstag: Medizinische  Unterweisung, Theorie anhand von Fragebögen, Fahrten mit dem Fahrlehrer und Tipps vom Mann auf dem Beifahrersitz. Egon Wadle bildet seit 45 Jahren Menschen aus. Vieles hat sich in dieser Zeit verändert, nur die Umstände im Umgang mit den Schülern nicht. „Auf Fragebögen wird längst nicht mehr gelehrt. Das geht mittlerweile alles via  PC. Und die Anforderungen  mit sogenannten Sonderfahrten sind sehr viel höher geworden.“

Wadle hat aufgrund seines langen Berufslebens Vergleichsmöglichkeiten. „Die Jugend hat Sturm und Drang. Aber Frauen und Männer, die schon Jahrzehnte hinter dem Steuer absolviert haben, sind in vielen Situationen gelassener. Sie verlieren weniger den Überblick, profitieren von ihrer Erfahrung.“

Aber auch hier, sagt er, gebe es natürlich gravierende Unterschiede. Wer oft und viel unter verschiedenen Umständen und Belastungen unterwegs sei, habe natürlich bedeutend bessere Chancen, sich auch mit den technischen Besonderheiten neuester Fahrzeug-Generationen zurecht zu finden. Mit den sogenannten Fahrer-Assistenzsystemen, die immer umfangreicher werden, müsse man sich natürlich auch erst einmal vertraut machen.

Unsere gemeinsame „Unterrichts-Stunde“ ist nach knappen 20 Minuten zu Ende. Peter Witsch, der sich dabei offensichtlich wieder ganz in der Rolle des Cheffahrers gesehen und gefunden hat, ist mit seinen im Lauf eines langen Berufslebens erlangten Fähigkeiten immer noch zufrieden. Obwohl er heute „nur so rund 15 000 Kilometer im Jahr“ fährt. „Die Teilnahme an einem solchen Senioren-Training“, aber sagt er uns zum Abschluss „kann ich nur jedem empfehlen“.

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