Rollstuhl, Kamera und unbändige Neugier

Daun · Die Dauner Fototage werden am kommenden Wochenende wieder viele Fotobegeisterte anlocken. In vier Multivisions-Shows berichten Fotografen und Abenteurer über die Inseln des Nordens, die Welt unter Wasser, eine Fahrradtour von Deutschland zum Himalaja oder eine Reise entlang des Mekong im Rollstuhl.

 Fotograf Andreas Pröve in seinem Rollstuhl. Foto: Privat

Fotograf Andreas Pröve in seinem Rollstuhl. Foto: Privat

Daun. Andreas Pröve ist seit einem Motorradunfall querschnittsgelähmt. Das hält ihn aber nicht davon ab, die Welt zu erkunden - im Rollstuhl, mit der Kamera um den Hals. Am Sonntag berichtet er bei den Dauner Fototagen über sein Abenteuer Mekong, das ihn von Vietnam über Kambodscha und China bis nach Tibet führte. Alwin Ixfeld hat mit Pröve über seine Reise und Erlebnisse gesprochen.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, dem Mekong von der Mündung bis zur Quelle zu folgen?
Pröve: Flüsse binden die Kultur eines Landes und der Mekong durchfließt gleich mehrere Länder und Kulturen. Wenn man ein Land sehen und kennenlernen will, muss man dem Fluss folgen.

Ihr Abenteuer Mekong hat vier strapaziöse Monate gedauert. Was treibt Sie an?
Pröve: Das habe ich mich manchmal auch gefragt. Im Mekong-Delta ist noch alles flach, aber als in den Bergen manchmal 15 Prozent Steigung kamen, da habe ich mich schon gefragt, warum ich mir das antue. Das ist einfach diese unbändige Neugier, ich muss immer weiter. Ich leide unter dieser Krankheit Neugier oder Fernweh. Mir reicht es nicht, etwas im Fernsehen zu sehen, ich muss das spüren, riechen, schmecken. Wenn ich kein Hotel gefunden habe, frage ich die Leute auf der Straße, ob sie mir eine Pritsche zur Verfügung stellen. Das sind die Momente, wo ich das Land so richtig intensiv kennenlerne - und die Menschen. Darauf kommt es mir an.

Ihre Fotos haben eine eigene Bildsprache. Welche Bedeutung hat, dass Sie im Rollstuhl sitzen?
Pröve: Ja, das ist eine ganz andere Sichtweise. Klar habe ich Nachteile, weil man überall Barrieren hat. Aber ich versuche, auf meinen Reisen auch die Vorteile zu nutzen. Wenn Sie mit Ihren einsachtzig versuchen, in Indien Porträts zu machen, haben die Leute Angst, weil Sie größer sind. Aber wenn ich als kleiner ungefährlicher Rollstuhlfahrer daher komme, dann habe ich die Chance, die besseren Porträtaufnahmen mitzubringen. Meine Bilder sind aus Nabelhöhe gemacht.

Wie reagieren die Menschen auf Sie als Rollstuhlfahrer?
Pröve: Das hängt vom Land ab, von den religiösen Hintergründen. In buddhistischen Ländern ist eine Behinderung eine Strafe für im letzten Leben begangene Schandtaten. In hinduistischen Ländern kommt noch das Kastendenken hinzu. Wer in Indien behindert ist, ist arm, muss betteln oder Lose verkaufen, gehört keinem hohen Stand an und ist schmutzig, einfach durch die physische Nähe zur Straße. Im Iran habe ich erlebt, was es heißt, wenn man in Ländern unterwegs ist, die viel Krieg erlebt haben. Da gibt es viele beinamputierte Kriegsopfer. Da war ich ein Held, weil im Iran Behinderung gleichgesetzt wird mit jemandem, der seine Gesundheit für das Land geopfert hat. Das kam mir echt zugute. Ich habe noch nie ein Land erlebt, wo mir so viel geholfen wurde wie dort.

Es ist Ihr dritter Vortrag in Daun. Was unterscheidet Daun von anderen Vortragsorten?
Pröve: Daun, das ist so, als würden mich alle kennen. Das ist sehr familiär und persönlich.

Haben Sie schon neue Ziele?
Pröve: Ich würde gerne wieder in den Orient reisen, aber was ich als nächstes unternehmen werde, hängt sehr von der politischen Entwicklung ab. AIXExtra

Das Programm: 12. März, 19 Uhr, Volksbank Daun, Ausstellungseröffnung "Die Macht des Bildes" von Frank Schultze. 13. März, 19.30 Uhr, Forum Daun, "Inseln des Nordens" von Olaf Krüger und Kerstin Langenberger. 14. März, 10 Uhr bis 17 Uhr Foto-Infomesse, Forum Daun. 16 Uhr Preisverleihung Jugend-Fotowettbewerb. 19.30 Uhr "Tiefenrausch" von Uli Kunz. 15. März, 15 Uhr, "Abenteuer Mekong" von Andreas Pröve; 18 Uhr "Ultratour II" von Christian Rottenegger. AIX

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