Rosenknospe, vor aller Augen aufgeküsst

MAYEN. (red) Die Burgfestspiele präsentierten die Premiere von Shakespeares Liebestragödie "Romeo und Julia" mit den Zutaten: schönstes Sommerwetter, fantastische Kulisse, klassisches Theaterspiel auf hohem Niveau. Das Stück wird bis zum 12. August im Burghof gegeben.

Der Stoff, der Romeo und Julia zu symbolischen Figuren gemacht hat, der noch in unserer Gegenwart wirkt und zu immer neuen künstlerischen Produktionen inspiriert, ist: eine junge Liebe, die durch eigenes Ungestüm und an der Umwelt zu Grunde geht. Romeo und Julia sind Kinder zweier verfeindeter Familien in Verona, sie verlieben sich, tauschen noch in der gleichen Nacht das Eheversprechen und werden schon am folgenden Tag heimlich getraut. Am Ende erschlägt Romeo den von Julias Eltern als Heiratskandidaten favorisierten jungen Grafen Paris. Er selbst tötet sich mit Gift. Julia ersticht sich mit einem Dolch. Über den Leichnamen ihrer Kinder versöhnen sich die Väter. Die Tragödie erweist sich als besonders geeignet für die Aufführung in den historischen Mauern der Mayener Burg. Kommt man doch als Zuschauer bei kaum einem anderen Freilichttheater den Akteuren auf der Bühne so nah und kann Atmosphäre und Emotionen so sehr spüren. Kommt doch der Effekt reiche Einsatz von Kerzen, Fackeln und Mondlicht der Besonderheit des Schauspiels sehr entgegen, dass Sonne und Mond als Symbol für Tag und Nacht und damit für das Glück und das Leid der Liebenden eine hohe dramaturgische Funktion haben. Nimmt man die insgesamt guten schauspielerischen Leistungen in den Blick, sind es doch vier, die auf je eigene Weise besonders in den Bann ziehen. Heike Schmitz ist Julias Amme und Vertraute und vorzüglich den herrlichen Monologen gewachsen, in denen sie lebhaft, aber unzusammenhängend Einblick in ihr früheres Leben gibt. Harald Heinz hat die Rolle des Bruder Lorenzo, überzeugend als kluger und umsichtiger Ratgeber des Liebespaares und ebenso in seiner Fassungslosigkeit über den Tod der jungen Leute. Die Rolle des Romeo hat Matthias Hermann. Zuerst ist er unglücklich (in Rosaline) verliebt; als er dann Julia begegnet, sprüht er vor Leben und Lust, auch wenn er lyrisch spricht: Er wolle "auf ihren Balkon steigen und den Gipfel seiner Freuden erringen". Schließlich die glückliche Entscheidung, die Rolle der Julia mit Birgit Pelz zu besetzen: Man nimmt ihr ab, dass Julia zum ersten Mal und mit Leib und Seele liebt, dass sie eine "Rosenknospe" ist, die (vor den Augen der Zuschauer) aufgeküsst wird und sich entfaltet, dass sie die entscheidenden Anstöße der Handlung gibt. In den weiteren Rollen sind Frank Gersthofer (Escalus), Wolfram Pfäffle (Paris), Klaus Dittmann (Montague), Franz Friedrich (Capulet), Mercutio (Folke Paulsen), Phillip Sponbiel (Benvolio), Ralph Turnheim (Tybalt), Roman Weltzien (Bruder Marcus, Peter), Benedikt Bauernschmitt (Balthasar), Swintha Gersthofer (Page), Helena Dvoráková (Gräfin Montague), Thea Schnering (Gräfin Capulet). Inszenierung: Stanislav Mosa, Kostüme: Kiki de Kock. Die nächsten Aufführungen: 7., 8., 12., 14., 18., 21., 22., 25., 27. Juli; 3., 4., 5., 10., 11. August jeweils 20 Uhr; 15., 22. und 30. Juli um 15 Uhr; 6. und. 12. August um 15 Uhr. Kartenvorverkauf: Bell Regional, Touristikcenter, Rosengasse 5, 56727 Mayen, Telefon 02651/494942, Fax: 02651/497844, E-Mail: tickets@touristikcenter-mayen.de, Internet: www.mayenzeit.de.

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