Rotor läuft, Öl spritzt

BEINHAUSEN. An einer Windkraftanlage bei Beinhausen hat es einen Störfall gegeben. Durch einen technischen Defekt ist Hydrauliköl ausgelaufen und wurde von den Rotorblättern in die Landschaft geschleudert.

Windkraftanlagen stören viele Bürger. Doch für viele Gemeinden sind sie eine von wenigen Einnahmequellen und deshalb sehr beliebt. Die Folge: Überall, wo der Flächennutzungsplan es erlaubt, werden Windkraftanlagen errichtet, um Geld in die klammen Kassen zu bekommen. Neben der Verspargelung der Landschaft sind es auch Sicherheitsbedenken, die von den Gegnern ins Feld geworfen werden. Auf der Beinhausener Gemarkung wurde 2001 die erste Windkraftanlage von der Projektierungs-& Planungs GmbH proVento errichtet, zwei Jahre später wurden neben dem bestehenden Windrad noch zwei weitere Anlagen von der Firma NET (neueenergietechnik GmbH) mit Sitz in Montabaur aufgestellt. Wie jetzt bekannt wurde, kam es vor zwei Wochen bei der Windkraftanlage der Firma proVento zu einem Zwischenfall. Bis zum nächsten Windrad gespritzt

Aus der Gondel, in der ein Hydraulikaggregat für die Rotorblattregelung sitzt, lief Öl heraus und wurde von den Rotoren bis zum 160 Meter weit entfernten nächsten Windrad und flächendeckend auch auf die Wiesen um das Windrad geschleudert. Die werden von einem Landwirt aus dem Mayener Raum bewirtschaftet. In der vergangenen Woche wurden die Wiesen von ihm gemäht und das Gras in Ballen verpackt, die noch in der Nähe liegen. Dem Dipl. Ing. Heinrich Rodarius aus dem nahen Neichen wurde der Störfall von einem Mann aus Beinhausen zugetragen. Noch immer ist die Straße voller großer Ölflecken, der Turm des proVento Windkraftrades Nr. D 260020 ist mit Öl verschmiert. "Normalerweise müsste eine solche Anlage doch so konzipiert sein, dass sich bei einem Ölverlust die Rotorblätter nicht weiter drehen können oder das Öl in einer Wanne aufgefangen wird", meint Heinrich Rodarius, der schätzt, dass mehrere Hundert Liter Öl über die Flächen verteilt worden sind. Rodarius hat den Vorfall auch der Kreisverwaltung Daun gemeldet und um eine Stellungnahme gebeten. "Was hier passiert ist, kann überall passieren. Konsequenterweise müssten jetzt alle Windkraftanlagen im Kreis kontrolliert werden", argumentiert Heinrich Rodarius. Auch Beinhausens Ortsbürgermeister Albert Kaltenborn erfuhr erst durch den Jagdpächter und die VG-Verwaltung Kelberg von dem Vorfall an der Windkraftanlage. "Die Verwaltung hat mich informiert und mir mitgeteilt, dass sie Kontakt mit der Betreiberfirma aufgenommen hat." Karl-Heinz Diederich, Leiter der Bauverwaltung bei der VG-Kelberg, war am 2. Juni zufällig wegen der Reparatur der Straße nahe den Windkraftanlagen vor Ort. "Das Windrad hat so komische Geräusche gemacht, dass man Angst hatte, darunter zu stehen. Kurz danach hat es sich abgeschaltet", berichtet er. Die Kelberger Verwaltung setzte sich mangels Ansprechpartner bei proVento mit der NET in Verbindung, die die Information an die Herstellerfirma weitergeben wollte. Rainer Ockenfels, Bauleiter bei der Firma NET und zuständig für die Betreuung der beiden anderen Windkraftanlagen, wusste von dem Vorfall. "Ich habe die Leckage bei einem meiner Besuche an unseren Windkraftanlagen gesehen und sofort bei der Firma DeWind, dem Hersteller der Anlage angerufen, die noch am gleichen Abend an Ort und Stelle war." Der angereiste DeWind-Mitarbeiter streute ein Ölbindemittel um den Turm, um das Öl aufzufangen. Auf Nachfrage des TV bei der Herstellerfirma DeWind in Lübeck war nichts Genaues über die Art des Öls zu erfahren. Es kann sowohl ein biologisch abbaubares Öl als auch herkömmliches sein, und bei der Menge dürfte es sich um etwa 100 Liter handeln, lautete die Auskunft. Die proVento Projektierungs- & Planungs GmbH in Kaisersesch sagte, dass die Anlage privaten Eigentümern gehöre und nicht der proVento. Zuständig sei NET. Die leugnet aber auch, dass sie dafür zuständig ist. Ungewöhnlich zudem: Die Internetseite der Firma proVento ist im Web inzwischen verschwunden. Mit der proVento hatte auch die Gemeinde Beinhausen in den vergangenen Jahren ihre Sorgen. Die jährlichen Zahlungen gingen nur schleppend ein, wie Ortsbürgermeister Kaltenborn erzählt. Die Zahlung für 2005 sei jedoch schon erfolgt.

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